Viel Gewalt, wenig Kapazitäten - drittes Frauenhaus geplant „Zutiefst menschlich“

Die Stadt und das NRW-Familienministerium haben Gespräche über die mögliche Einrichtung eines dritten Frauenhauses in Düsseldorf aufgenommen. Ziel der laufenden Abstimmungen sei es, 2026 die Voraussetzungen für eine weitere Schutzunterkunft für gewaltbetroffene Frauen und ihre Kinder zu schaffen. Das hält man auch an anderen Stellen für dringend notwendig.

Aktion am Hexengedenkstein in Gerresheim: Sigrid Wolf (DGB), Düsseldorfs Gleichstellungsbeauftragte Elisabeth Wilfart und Annemarie Benke, DGB (v. l.).

Foto: DGB Düsseldorf

Die Stadt selbst weist darauf hin, dass ein hoher Bedarf an zusätzlichen Schutzplätzen bestehe. Die beiden Frauenhäuser arbeiteten seit Längerem an ihrer Kapazitätsgrenze. „Jede Frau, die Schutz sucht, muss in Düsseldorf einen sicheren Ort finden können“, so Oberbürgermeister Stephan Keller. „Mit dem geplanten dritten Frauenhaus setzen wir ein klares Zeichen der Solidarität. Das ist nicht nur ein sozialpolitisches, sondern auch ein zutiefst menschliches Anliegen.“ Stadtdirektor Burkhard Hintzsche ergänzt. „Erste Überlegungen wurden mit dem Land bereits ausgetauscht und sollen im weiteren Verlauf vertieft werden.“ Wie die Umsetzung erfolge, hänge von weiteren fachlichen und finanziellen Abstimmungen ab.

Für NRW-Familienministerin Josefine Paul ist „der Ausbau der Gewalthilfestrukturen“ jedenfalls schon mal „ein besonderes Anliegen.“ Man unterstütze Düsseldorf bei der Einrichtung eines dritten Frauenhauses. „Unsere Haltung ist klar: Wir lassen gewaltbetroffene Frauen und ihre Kinder nicht allein.“

Sabine Humpert-Kalb, Vorsitzende des Gleichstellungsausschusses von der Ratsfraktion SPD/ Volt, sagt: „Gewalt gegen Frauen passiert jeden Tag – in Wohnungen, am Arbeitsplatz, in der Öffentlichkeit und im Netz. Das ist kein Randthema, sondern eine massive Verletzung von Grundrechten. Es ist Aufgabe der Politik, Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen Betroffene ernst genommen und geschützt und TäterInnen konsequent zur Verantwortung gezogen werden.“ Dass das Land endlich bereit ist, über konkrete Pläne für ein drittes Frauenhaus zu sprechen, sei überfällig. „Jetzt müssen Worten schnell Taten folgen“, betont Fraktionssprecherin Franca Bavaj. Dabei bedeute Schutz aber nicht nur Platz im Frauenhaus, „sondern zudem ein starkes Netz aus Beratung, Prävention und konsequentem staatlichen Handeln.“

Der DGB Düsseldorf hatte zum „Internationalen Tag der Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ am 25. November, dem so genannten Orange Day“, mit einer orangen Bank am Hexengedenkstein in Gerresheim ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen gesetzt. Der Stein war 1989 zum Gedenken an die 1738 im Stadtteil als Hexen verbrannten Helena Curtens und Agnes Olmans (um 1690-1738) errichtet worden. Für Sigrid Wolf, Vorsitzende des DGB-Stadtverbandes Düsseldorf, war die Aktion ebenfalls verbunden mit der Forderung nach einem dritten Frauenhaus: „Zwei Häuser sind für eine Stadt mit über 600.000 Menschen zu wenig.“ Laut DGB habe die Stadt für 2024 gemeldet, dass 336 Anfragen auf einen Platz abgelehnt wurden, weil keine Kapazität vorhanden gewesen sei. Wolf: „Es ist 5 vor 12!“

Aber, so der Stadtverband: „Im Landeshaushalt 2026 sollen die Hilfsstrukturen in NRW unterfinanziert bleiben.“ Ab dem 1. Januar 2027 müssten die Bundesländer laut Gesetz ein flächendeckendes Netz an Schutz- und Beratungsangeboten zur Verfügung stellen. „Davon sind wir in NRW noch weit entfernt“, fürchtet Sigrid Wolf.

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