Uni-Klinik setzt bei „Vertraulicher Spurensicherung“ Maßstäbe Hilfe für Gewaltopfer

Gewaltbetroffene brauchen schnell und unbürokratisch Hilfe – und sie sollen die Chance haben, sich untersuchen und Beweise sichern zu lassen, ohne sofort Anzeige bei der Polizei erstatten zu müssen. Dieses Angebot der Vertraulichen Spurensicherung stand im Mittelpunkt eines Besuchs von NRW-Gleichstellungsministerin Josefine Paul am Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD).

NRW-Gleichstellungsministerin Josefine Paul (r.) mit Prof. Stefanie Ritz - „Zeit für Betroffene, um eine Entscheidung zu treffen.“

Foto: UKD

Das Institut für Rechtsmedizin des UKD ist laut eines Kliniksprechers bei der Umsetzung federführend und hat mit „iGOBSIS“ („Intelligentes Gewaltopfer-Beweissicherungs- und -Informationssystem“) ein digitales Informations- und Unterstützungsangebot geschaffen, das bundesweit Maßstäbe setze. Es bietet demnach Ärztinnen und Ärzten in Krankenhäusern mit einer digitalen Dokumentationsplattform und der Möglichkeit einer rechtsmedizinischen Beratung eine umfassende Handreichung für die Versorgung von Gewaltopfern und vernetzt Kliniken in ganz NRW. Zugleich können sich Betroffene hier diskret informieren und passende Hilfsangebote finden.

Die Plattform iGOBSIS wird vom NRW-Familienministerium mit rund 800.000 Euro pro Jahr gefördert. Empfangen wurde Ministerin Paul u. a. von Prof. Stefanie Ritz, Direktorin des Instituts für Rechtsmedizin. Prof. Ritz stellte gemeinsam mit ihrem Team die Herausforderungen und den Stand der Umsetzung eines flächendeckenden Angebots der „Vertraulichen Spurensicherung“ als Krankenkassenleistung vor. Die Ministerin konnte sich so ein umfassendes Bild darüber machen, wie die Arbeit u. a. sicherstellen will, dass Geschädigte sich in NRW darauf verlassen können, dass Gewaltfolgen gerichtsfest und datensicher dokumentiert werden.

„Die ‚Vertrauliche Spurensicherung‘ gibt Betroffenen Zeit und Sicherheit, um eine Entscheidung für oder gegen eine Anzeige zu treffen“, so Josefine Paul. „Es ist mir daher ein großes Anliegen, dass Gewaltbetroffene überall in NRW die Möglichkeit haben, vertraulich Spuren sichern zu lassen.“ Mit der bereits ermöglichten Kostenübernahme dieses Angebots durch die Krankenkassen habe man einen entscheidenden Schritt gemacht. „Dass das Universitätsklinikum Düsseldorf mit seinem Institut für Rechtsmedizin diese Arbeit maßgeblich unterstützt und eine Vorreiterrolle einnimmt, stärkt von Gewalt betroffenen Frauen und Mädchen den Rücken.“

Stefanie Ritz hob hervor: „Wir erleben tagtäglich, wie wichtig es ist, Gewaltbetroffenen niedrigschwellige, sichere und sachkundige Hilfe zu ermöglichen. Dank der Initiative der Ministerin sind wir diesem Ziel für ganz NRW ein Stück nähergekommen. Damit wir eine flächendeckende, qualitätsgesicherte Versorgung langfristig sicherstellen können, braucht es jedoch eine kontinuierliche Finanzierung.“

Im Anschluss an den fachlichen Austausch besuchte die Delegation die Baustelle des Trube-Becker-Hauses, das derzeit am UKD entsteht. Das Haus soll künftig in geschütztem Raum eine interdisziplinäre, umfassende Versorgung von Erwachsenen und Kinder bieten, die Gewalt erfahren haben. Das Projekt wird vollständig durch Spenden finanziert – weitere Zuwendungen für die Ausstattung des Hauses sind daher ausdrücklich willkommen.