Ratgeber Soziales Leben Pflege zu Hause – aber wer hilft mir?

Die Demenz kam schleichend. Erst verlegte Frank Lehmann Schlüssel, dann vergaß er Geburtstage und die Namen der Nachbarn.

Greta Lutterbach ist stellvertretende Landesgeschäftsführerin des Sozialverbands Deutschland NRW in Düsseldorf.

Foto: Lutterbach Fotografie

Seine Frau Birgit gewöhnte sich an vieles, übernahm Termine, kochte für ihn, kümmerte sich um den Haushalt, sprach ihm gut zu, wenn er unruhig wurde. Irgendwann bestand ihr Alltag fast nur noch aus seiner Betreuung. Dass ihr längst Unterstützung zugestanden hätte, war ihr nicht bewusst.

Gerade bei Demenz wird der Pflegebedarf oft unterschätzt, leider auch im System. Betroffene wirken im Gespräch mit dem Medizinischen Dienst häufig erstaunlich orientiert, weil sie Unzulänglichkeiten überspielen können, sich an ihren Routinen festhalten und körperlich fit wirken. Das führt oft dazu, dass ein zu niedriger oder gar kein Pflegegrad bewilligt wird. Kommt der Bescheid der Pflegekasse, liegt in der Regel das Gutachten des Medizinischen Dienstes dabei. Hier gilt es: Genau prüfen, ob alle Bereiche mit Unterstützungsbedarf tatsächlich erkannt wurden, anderenfalls lohnt sich ein Widerspruch. Um diesen Schritt umgehen zu können, sollte der Pflegebedarf vorab genau dokumentiert werden, zum Beispiel mit Hilfe eines Pflegetagebuchs, dass der begutachtenden Person ausgehändigt werden kann. So können auch wichtige Punkte, die im Gespräch vergessen wurden, nachgewiesen werden.

Pflegeleistungen müssen bei der zuständigen Pflegekasse beantragt werden, welche an die eigene Krankenkasse geknüpft ist. Mit anerkanntem Pflegegrad gibt es Pflegegeld oder Sachleistungen durch einen Pflegedienst – auch eine Kombination ist möglich. Hinzu kommen die Möglichkeiten der Verhinderungs- oder Kurzzeitpflege, wenn Angehörige krank, erschöpft oder einfach einmal im Urlaub sind. Zudem erhält man einen Entlastungsbeitrag in Höhe von 125 Euro, etwa für Haushaltshilfen. Damit erhält man eine kleine finanzielle Unterstützung für die wichtige Pflege.

Pflegestützpunkte und Pflegekassen beraten kostenfrei zu der Frage, ob eine Pflege notwendig ist und wie diese gestaltet werden kann. Und der SoVD unterstützt bei der Antragstellung, beim Widerspruch und bei allen Fragen rund um Leistungen zur Pflege. Denn niemand sollte sich durchkämpfen müssen - schon gar nicht allein.

Kontakt:

Sozialberatungszentrum

SoVD Düsseldorf
Erkrather Str. 343

Tel. 0211 131270