Das Team besteht aus dem Leiter Olaf Schaper, Diakon Gregor Hergarten und Sonja Lohkemper sowie 39 Ehrenamtlichen. Sie bestätigen - die Notfallseelsorge bewegt sich an den Grenzen menschlicher Belastbarkeit: bei Massenunglücken, Suiziden oder Unfällen mit Kindern. „Wir stehen Menschen an ihrem schlimmsten Tag im Leben bei, sind präsent, ohne uns aufzudrängen und halten ihr Schicksal mit ihnen aus“, sagt der evangelische Pfarrer Olaf Schaper. Gregor Hergarten, katholischer Koordinator der Notfallseelsorge, ergänzt: „Wir übernehmen, wenn die Rettungskräfte den Ort verlassen und bleiben so lange im Einsatz, wie es notwendig ist.“
Die Einsatzzahlen steigen stetig. Das Notfallseelsorge-Team wird von Polizei und Rettungsdienst häufig angefordert. Wurden im Jahr 2013 noch 151 Einsätze durch Haupt - und Ehrenamtliche begleitet, waren es 2024 bereits 289 – in diesem Jahr schon jetzt 285. Daher Schapers Fazit: „Ohne unsere Ehrenamtlichen geht es nicht“. Diese würden monatlich einen Bereitschaftsdienst von 24 Stunden übernehmen – bei Hitze, Kälte, Schnee und Regen, tagsüber oder mitten in der Nacht.
Die Düsseldorferin Lara Seemann (37) ist seit 2018 ehrenamtlich bei der Notfallseelsorge aktiv. „Für mich ist mein Engagement eine moderne Form der Nächstenliebe, ein Stück Menschlichkeit und die Möglichkeit, etwas zurückzugeben“, sagt sie über ihre Motivation. Auch Mike van Hauten (57) empfindet das Ehrenamt als persönlich bereichernd: „Es fordert einen, da man nie weiß, was einen erwartet. Aber ich fahre nach Hause und weiß, dass ich anderen Menschen helfen konnte. Das Ehrenamt verändert den Blick aufs Leben.“
Besonders in Erinnerung geblieben sind ihnen die zahlreichen Einsätze wegen Badeunfällen im Rhein im Sommer. „Das war sehr herausfordernd, auch durch die Hitze und die Situation am Strand“, berichtet Lara Seemann. „Wir müssen uns am Einsatzort immer erst einen Überblick verschaffen, den Zugang zu Betroffenen und Angehörigen finden, die Vermittlerrolle einnehmen, Antworten einholen.“ Die Eindrücke der Einsatzkräfte und Seelsorgenden hat nach Auskunft von Olaf Schaper wesentlich zur Einführung des Ba deverbots Ende August beigetragen.
Auch in diesen Tagen und weiterhin ist die Notfallseelsorge in Bereitschaft – etwa bei Weihnachtsmärkten und Großveranstaltungen. Teams der Organisation werden auch bei größeren Unglücken,die sich in anderen Städten ereignen, angefordert.
Im Februar startet ein neuer Ausbildungskurs (siehe Kasten). Dieser richtet sich an Personen zwischen 30 und 60 Jahren aus Düsseldorf, die die über Einfühlungsvermögen und seelische Widerstandskraft verfügen und Freude am Umgang mit Menschen haben. „Interessierte sollten geerdet sein und eigene Schicksalsschläge gut verarbeitet haben“, so Schaper zu den Voraussetzungen. Ein Führerschein und Fahrpraxis sind ebenfalls notwendig.