Zudem wurden die Plätze 2 bis 4 gekürt. Die Entscheidung für die Idee aus Norwegen traf das 25-köpfige Preisgericht nach eigenen Angaben einstimmig, bewertet den Entwurf „als einen mutigen, konsequent entwickelten Beitrag mit signifikantem Erscheinungsbild.“
Dass es dazu unterschiedliche Meinungen gibt und wie es nun weiter geht...
Architekt, Stadtplaner und Preisgerichts-Vorstand Heiner Farwick erläuterte nach der Entscheidung die Gründe für die Wahl des Opern-Entwurfs aus Oslo: „Mit einer hohen Markanz wird das Gebäude in den Stadtkontext integriert. Der geschickt in drei Segmente gegliederte Baukörper reagiert gekonnt auf sein Umfeld, eröffnet vielfältige Ausblicke in die Stadt und zeigt dabei eine Gestaltung von hoher Raffinesse.“ Opern-Direktorin Alexandra Stampler-Brown thematisierte Vielseitigkeit und den Platzbedarf des Opern-Entwurfs: „Die Preisträger haben sehr unterschiedliche, aber allesamt großartige Visionen eines Bauwerks entworfen, das mit seinem Dreiklang aus Oper, Musikschule und Musikbibliothek eine einzigartige Stellung in der internationalen Kulturlandschaft einnehmen wird. Man wird dort reingehen können, auch wenn man gar kein Interesse an Oper hat.“
Oberbürgermeister Stephan Keller, selber Mitglied des Preisgerichts, sieht in der finalen Entscheidung über den Siegerentwurf „einen bedeutenden Schritt. Die kostenrelevanten Plausibilitäten in Bezug auf Bau und Betrieb des Gebäudes für Oper, Clara-Schumann-Musikschule, Musikbibliothek und öffentlichen Bereich wurden durch Sonderfachleute eng begleitet und geprüft, um das gesetzte Kostenziel von einer Milliarde Euro einzuhalten. Diese Rahmenbedingungen sind im folgenden Beauftragungsverfahren explizit auszuarbeiten und verbindlich festzulegen.“
Nun würden zunächst vergaberechtlich notwendige Verhandlungen mit allen vier Entwurfs-Plazierten geführt, mit dem Ziel das wirtschaftlichste Angebot zu ermitteln. „Theoretisch“, so ließ sich Keller entlocken, „könnte man auch noch einer der Entwurfsideen auf Rang 2 bis 4 umsetzen.“ Der Stadtrat wird voraussichtlich 2026 über die Beauftragung des Generalplaners entscheiden. Dieser beginnt im Anschluss mit der tiefer gehenden Planung. Der Ausführungs- und Finanzierungsbeschluss ist aktuell für das Jahr 2028 geplant.
Unterstützung fürs Lob für den Entwurf kam von IHK Präsident Andreas Schmitz: „Die hohe architektonische Qualität des Neubaus am Wehrhahn ist wichtig, um dort ein städtebauliches und kulturelles Highlight mit internationaler Strahlkraft zu etablieren.“ Der Weg für eine zeitnahe Umsetzung sei nun frei. Aber er sagt auch: „Damit die neue Oper ihren ideellen, kulturellen und wirtschaftlichen Mehrwert entfalten kann, kommt es jetzt auf ein professionelles Projektmanagement unter Einhaltung des Zeit- und Budgetplans an.“
Weitgehend anders sieht das Sigrid Lehmann, Sprecherin der Linken Ratsfraktion. Letzere zählt zu den vehementesten Gegnern des neuen Musikhauses. „Der Grundfehler des Wettbewerbs war die Vorgabe der Ratsmehrheit, dass das Gebäude eine immense Fläche bieten soll, um neben der Oper noch die Musikschule, die Musikbibliothek und andere Angebote in den Neubau zu pressen. Ein monumentaler Klotz war demnach unvermeidlich.“ Und: „Wer die Entwürfe sieht, wird nicht glauben, dass sie die Kostengrenze von einer Milliarde einhalten. Darüber werden wir im Stadtrat Auskunft verlangen.“ Denn selbst wenn einer der Opern-Entwürfe weniger als eine Milliarde Euro kosten würde, kämen Finanzierungskosten in fast gleicher Höhe hinzu, dazu erfahrungsgemäß noch Baukostensteigerungen. Lehmann: „Die Kostensteigerungen bei Hochbauten betrugen in den vergangenen fünf Jahren 50 Prozent.“