Mit Klaus Allofs auf seiner „Lebens-Tour“ vorm EM-Start Die Asche meiner Knie

Düsseldorf ist auf EM getrimmt - so auch der rote Doppeldecker-Stadtrundfahrt-Bus, der entsprechend geschmückt ist. Visit Düsseldorf hat kurz vor Turnierstart zur besonderen Stadtteil-Reise mit Klaus Allofs entlang seiner privaten und sportlichen Stationen in der Heimat des erfolgreichsten Fußballers der Stadt geladen. 55 Fans sind mit dabei. Allofs steigt zu und es entwickelt sich so etwas wie eine kleine Lebens-Tour des Europameisters und EM-Torschützenkönigs von 1980. Los geht’s!

Bus--Tour-Gäste und Fortuna-Fans Marion und Peter Slawik mit Klaus Allofs vor dem zur EM enstandenen Wandbild in Flingern. Übrigens: Die Einnahmen der Busfahrt von aufgerundet 1895 Euro gehen an die Wohnungslosen-Initiative fiftyfifty.

Foto: Stefan Pucks

Das Elternhaus - Märkische Straße 39 in Gerresheim. Allofs erzählt: „Das waren damals Arbeiterwohnungen, nicht von der Glashütte, sondern dem Walzwerk in Grafenberg, wo mein Vater arbeitete. Mein Bruder Thomas und ich haben hier schon recht früh mit dem Fußballspielen angefangen - auch im Wohnzimmer.“

Vereinswurzeln - Der Bus hält am Eingangstor zur Anlage des TuS Gerresheim. „Mein erster Klub. Hier haben wir ganze Wochenenden verbracht - der Platz war stets voll von Kindern und Jugendlichen. Ich habe da acht Jahre gespielt, auf Asche, dass sieht man meinen Knien auch an. Dann kam 1972 der Wechsel zur Fortuna. Das wurde hier nicht so gern gesehen. Unsere Konkurrenz in der Stadt hieß damals BV 04, DSC 99 TuRu oder eben Fortuna. Es war nicht ganz einfach - besonders für meinen Vater, der im Vereinsheim zwischenzeitlich kein Bier mehr bekam. Doch das ist längst vergessen. Dennoch - Kontakte zum TuS gibt es nicht mehr.“

Klaus Allofs (mit Moderator André Scheidt) erzählte während der Fahrt von privaten und sportlichen Stationen seines Lebens.

Foto: Stefan Pucks

Der Bruder - „Thomas, drei Jahre jünger, der ja auch in Gerresheim mit dem Fußball begann, ist mir später zur Fortuna gefolgt. Beim TuS galten wir beide übrigens - ich will da nicht unbescheiden sein - als echte Flipperkönige. Das war von Beginn an eine enge Verbindung, ein Vertrauensverhältnis. Ich wusste, der spielt Dich an, wenn Du auf dem Feld eine bessere Position hast.“

Die Mutter - „Sie kam gebürtig aus Walbeck am Niederrhein. Da haben wir viel Zeit verbracht. Ich habe sogar mal unter falschem Namen bim SV Walbeck gespielt und ein paar Tore erzielt. Aber das ist inzwischen ja wohl verjährt...“

Die Fußball-Karriere - „Es war schon speziell, als ich feststellte, dass ich mit meinem ersten Profivertrag schon mehr verdiente als mein Vater. Der fungierte dann anfangs als mein Berater. Den Wechsel zum FC Köln 1981 hat man mir hier nicht übel genommen - zumindest hat man es mich nicht spüren lassen. Der brachte der Fortuna auch eine Stange Geld, freilich hat man dort danach damit relativ wenig anfangen können. Die Zeit bei Werder Bremen ab 1990 - nach den aufregenden und tollen Zwischenstationen in Frankreich - war mit Meisterschaft und Europacup-Sieg mit eigenem Tor im Finale in Monaco meine sportlich erfolgreichste auf Vereinsebene. Im Nationalteam war es neben dem EM-Sieg 1980 vor allem die WM 1986 in Mexico - trotz Finalniederlage, aber eben gegen Diego Maradona! Ein einmaliges Erlebnis.“

Die Pferde - „Mein Großvater hatte ein Café in Rath, da war die Rennbahn nicht weit. Wir haben da als Jugendliche oft nicht eingelöste Wettscheine gesucht, mit kleinen Gewinnen. Da kamen schon mal 30 bis 40 Mark zusammen. Mit 19 hatte ich meine erste Pferdebeteiligung. Bis heute sind es an die 100 - vornehmlich in Besitzergesellschaften. Unsere Schützlinge haben bereits viele große Rennen europaweit gewonnen. Ich sage es mal so - der Fußball hat mir dieses Hobby ermöglicht. Seit gut zwei Jahren bin ich zudem Vizepräsident des Reiter- und Rennvereins am Grafenberg - da kommt dann manchmal das Managerblut durch.“

Die EM in Deutschland - Letzte Bus-Haltestelle ist das Allofs-Wandbild an der Cranachstraße, gemalt zur EURO. Das zeigt ihn beim Jubel über eins seiner drei Tore gegen die Niederlande 1980 in Italien - Allofs vermutet das 1:0. Die Fahrgäste machen Fotos mit ihm. Ein Uefa-Fernsehteam lässt ihn die Jubelgeste für eine Aufnahme wiederholen. Man glaubt für eine Sekunde, Allofs steht wieder auf dem Platz. Die Chancen für Deutschland? „Ich bin überzeugt von den Fähigkeiten des Teams. Wenn sich dann noch ein ‚Wir-Gefühl‘ einstellt, gibt es eine Chance auf den Titel.“