Von der bittersten Fortuna-Niederlage seit Basel 1979 Es ist nur die 2. Liga

Selbst ein sportliches Drama hat ein Verfallsdatum, doch dieses wirkt auch zum Ende einer verhängnisvollen Woche für Fortuna Düsseldorf unvermindert nach.

Die Ruhe vor der lähmenden Stille - Takashi Uchino legt sich den Ball für seinen Elfmeter zurecht...

Die Ruhe vor der lähmenden Stille - Takashi Uchino legt sich den Ball für seinen Elfmeter zurecht...

Foto: Moritz Mueller

3:0 im Hinspiel in Bochum. Es hätte 5:1 ausgehen können. Was für eine erwachsene, was für eine fulminante, was für eine begeisternde Leistung. Man schoss die Bahn frei in Richtung Bundesliga...

Dann läuft am späten Montagabend Takashi Uchino als 7. Schütze im nervenzerfetzenden Elfmeterschießen an. Den leicht ergrauten Fußballkenner gemahnt der Bewegungsablauf an Uli Stielike, 1982 im legendären WM-Halbfinale gegen Frankreich in Sevilla. Er, der leicht Ergraute, ahnt, was kommt: Getrippel, Verunsicherung, personifizierte Panik. Stielike schießt seinerzeit kraftlos, halbhoch den Torwart an, Uchinos Ball fliegt weit über die Latte hinweg, hinein ins lähmende Entsetzen der Fortuna-Fans. Denn anders als beim WM-Fehlschuss kann niemand mehr etwas reparieren! Aus – die Bahn in die Erstklassigkeit endet abrupt. Dead End!

Und selbst der Zusammenbruch des Japaners ähnelt dem seines Schicksalsgenossen seinerzeit in Spanien, so wie diese Form der Entscheidung beim Fußball eben schon viele tragische Figuren hervorgebracht hat. Dabei hat die Sache natürlich wie immer zwei Seiten – denn rein faktisch war André Hoffmanns verschossener Versuch gleich zu Beginn nicht minder wichtig. Vielleicht hätte Uchino diesen vermaledeiten Schuss nie ansetzen müssen...

Und ganz bestimmt schlich sich nach dem Schlusspfiff ganz leise eine Einschätzung von Europameister Stefan Kuntz nach dem Triumph im Ruhrstadion ins traurige Gemüt: Jetzt werde in Düsseldorf sicher über die eine oder andere Feier-Location, über Aufstiegsempfänge und ähnliches geredet, meinte er sinngemäß. Das könne man nach so einem Sieg gar nicht verhindern. Nun, das war so, doch dürfte der notorisch skeptische Fortuna-Anhänger immun gegen Anwandlungen wie unangemessene Siegesgewissheit sein, und Trainer Daniel Thioune beeilte sich ja schon direkt nach dem Sieg in Bochum festzustellen, dass erst Halbzeit, noch gar nix gewonnen sei.

Allein – es half nicht. Rein sportlich war im Team bereits weit vor der endgültigen Niederlage, die wohl die bitterste seit dem 3:4 im Europapokalfinale gegen Barcelona 1979 ist, nichts mehr vom Elan, dem Esprit, der Entschlossenheit aus dem Hinspiel zu sehen. Mit Beginn der zweiten Halbzeit, also schon vor dem Bochumer Doppelschlag, hatte man den festen Eindruck, dass die Mannschaft nur noch die Zeit runterspielen wollte. Angst essen Seele auf, jene Seele, die dieses Team eigentlich zu einem der verheißungsvollsten in Rot-Weiß der vergangenen Jahre gemacht hat - auch für eine absolut mögliche Bundesliga-Saison.

Schade – und da helfen auch trotzige Kommentare kaum, dass die Zweite Liga ja ohnehin viel geiler wäre. Ein Blick in schockstarre, leere Gesichter und feuchte Augen der Spieler, so manche Träne, die im Stadionumlauf in rot-weiße Schals sickerte, ließen keine Zweifel aufkommen: Es ist eben nur die 2. Liga...

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