Umjubeltes Erfolgsmusical „Anatevka“ in der Oper Ein Stück Leben

Wer Ivan Rebroffs Lied „Wenn ich einmal reich wär’“ aus dem Jahr 1982 noch im Ohr hat, ist auf der richtigen Spur. Mit „Anatevka“ – im Originaltitel „Fiddler on the Roof“ – hat einer der größten Musical-Welterfolge jetzt im Opernhaus umjubelte Premiere gefeiert. Besagtes Stück stammt von dort... Und es gibt noch einige Termine in Düsseldorf.

Andreas Bittl (Tevje), Ensemble und Chor der Deutschen Oper am Rhein.

Foto: Sandra Then

Mit seiner prägnanten Mischung aus jüdischen Klängen und klassischem Broadway-Sound erzählt das Musical von Tradition und vom Bruch mit selbiger, von Familie als Kern des Lebens, von Liebe, unbezwingbarem Lebensmut und Überlebenswillen in schweren Zeiten. Von ausgelassen bis melancholisch reichen die Farben der Melodien, die sich in Songs wie eben „Wenn ich einmal reich wär“, „Jente, oh Jente“ oder „Ist es Liebe“ wiederfinden.

Basierend auf den Geschichten des jüdischen, aus der heutigen Ukraine stammenden Literaten Scholem Alejchem schufen Jerry Bock, Sheldon Harnick und Joseph Stein mit „Anatevka“ einen Musicalhit, dessen Erfolg bis heute ungebrochen ist. „Ein ganz großes, mitreißend gezeichnetes Stück Leben“, fasst Felix Seiler zusammen, der mit „Anatevka“ seine erste Regiearbeit für die Deutsche Oper am Rhein zeigt. Im Team mit Bühnenbildner Nikolaus Webern und Kostümbildnerin Sarah Rolke bringt er die berührende Geschichte von Familie, Tradition, aufkeimendem Antisemitismus und vor allem von der Liebe, die wie eine Klammer alles zusammenhält, in poetischen Bildern auf die Bühne des Düsseldorfer Opernhauses.

Für Regisseur Seiler hat die Geschichte des Dorfes Anatevka, die Anfang des 20. Jahrhunderts im russischen Zarenreich spielt, durchaus aktuelle Gültigkeit. „Ein bisschen von Tevjes Abwägen mit ‚Andererseits‘ würde den komplexen Problemen unserer Weltlage sehr guttun“, findet er. Eine zeitlose Botschaft sieht er in der Geschichte des Dorfes selbst: „Sinnloser Hass und Gewalt können dazu führen, dass jeder Mensch auf dieser Welt vertrieben wird. Im Stück sind es die Juden, doch die Botschaft des Stücks ist darauf nicht beschränkt, es geht um eine Gruppe Menschen, zu der auch jeder von uns gehören könnte und sich plötzlich in derselben grauenhaften, unverschuldeten Lage wiederfinden würde.“