Kinderschutzbund Hinter Flatterbändern

Kinderschutz in Gefahr. Eine Kampagne soll helfen, das Spendenloch zu schließen.

Foto: Fotodesign mangual.de

In der Covid-19-Pandemie zeigt sich verstärkt, dass besonders Kinder unter den aktuellen Einschränkungen leiden: Fernunterricht; Isolation wegen Kontaktbeschränkungen oder auch häuslicher Quarantäne; die Sportanlagen sind zu und die Spielplätze mit Flatterband abgesperrt. Dies belastet und führt zu Konfliktsituationen zu Hause. „Seit dem Sommer geht es in unseren Beratungen vermehrt um schwierige Situationen im familiären Miteinander. Es zeigt sich ganz einfach: Die Nerven liegen immer mehr blank“, berichtet Bettina Erlbruch, Geschäftsführerin beim Kinderschutzbund Düsseldorf.

Dieser ist für seine Angebote auf Spenden angewiesen, insbesondere, weil in der Pandemie-Folge städtische Zuschüsse gekürzt wurden. Doch auch die privaten freiwilligen Beiträge sind 2020 spürbar zurückgegangen. Etwa, weil alle Veranstaltungen, die der Hilfsverein zum Geldersammeln nutzen könnte, nicht stattfinden dürfen. „Von den 200.000 Euro, die wir für unsere Kinderschutz-Arbeit jährlich selbst aufbringen müssen, fehlen aktuell immer noch rund 95.000 Euro“, sagt Hauke Duckwitz, Vorsitzender des Ortsverbandes Düsseldorf. Um die Lücke ein wenig zu schließen, hat man vor knapp drei Wochen eine Kampagne gestartet. Titel: „Lass uns nicht hängen“. Ein beziehungsreiches Utensil der Aufmerksamkeits-Aktion - ein blaues Flatterband.

Über das Türschild der Werbeagentur Engelmann & Kryschak am Rheinufer ist jene blaue, schmale Absperrfolie gespannt. Man erkennt den Slogan „Lass uns nicht hängen“. Oben sitzt Mitinhaber Heiko Engelmann und verweist auf weiteres Kampagnen-Material; Info-Flyer insgesamt drei Bildmotive für Schaufenster-Plakate und Info-Screens. „Natürlich fallen die Flatterbänder als typische Absperrvorrichtungen etwa auf Spielplätzen sofort ins Auge.“

Die Agentur ist die Entwicklung der Werbeaktion mit einem Team angegangen - kostenfrei. „Denn es ist wichtig, dass gerade der Aspekt ‚Kinder und Familien nicht allein lassen’ im öffentlichen Bewusstsein nicht untergeht“, sagt Engelmann. Er freut sich über eine große Anzahl weiterer Unterstützer, die einerseits durch ihre Geldspenden, andererseits durch den Einsatz des Werbematerials die Aktion zum Leben erweckt haben. „Wir haben breite Unterstützung von Partnern in der Stadt erfahren, die dem Kinderschutzbund etwa Werbeflächen kostenlos zur Verfügung gestellt haben.“ Darunter sind Kulturveranstalter wie die Tonhalle und D. Live, Lebensmittler wie Zurheide und REWE, lokale Player wie die Rheinbahn oder die Bäckerei Hinkel. Auch kleinere Händler hätten mitgemacht.

Erste Erfolge sind geschafft. „Bisher können wir Spenden in Höhe von mehr als 3.000 Euro auf die Kampagne zurückführen“, sagt Sabine Hausmann vom Kinderschutzbund Anfang der Woche. Sie hofft auf weitere Hilfen: „Wir haben immer schon einen hohen Spendenanteil von 35 Prozent zur Finanzierung unserer Leistungen. Dieser vergrößert sich durch den Beitragsrückgang natürlich.“ So müsste man etwa bis zu 10 Prozent an Kosten selbst aufbringen, um die von der Aktion Mensch geförderten Projekte wie der „Blaue Elefant auf Rädern“ oder „Winzigklein“ zu finanzieren. „Spenden brauchen wir aber auch für unser neues Angebot ’Umgangscafé’, aber auch für Miete, KFZ-Kosten und ähnliches.“

Die Gesamtsituation entspannt sich derweil nicht. Was sind die Konsequenzen, wenn weiterhin Spenden fehlen? Sabine Hausmann: „Dann haben wir irgendwann keine Rücklagen mehr, um Gehälter, Beratungshonorare und sonstige Kosten garantieren zu können. Möglicherweise müsste man dann auch über eine Reduzierung von Angeboten nachdenken.“ So stünden dann die Spiel- und Krabbelgruppen im „Haus für Kinder“ oder „Jugendliche beraten Jugendliche“ zur Disposition.

Zunächst aber setzt sie mit ihren Mitstreitern auf die „Lass uns nicht hängen“-Kampagne. In der Vorweihnachtszeit steige auch in diesem Jahr die Spendenbereitschaft wieder zusätzlich etwas an. „Unglaublich ist, das etwa im Rahmen der Aktion Einzelspenden von 500 Euro eingegangen sind.“ 

Der Kinderschutzbund möchte die Aktion „bis zum Ende der Corona-Zeit“ fortsetzen. Das Kampagnen-Material wird von ihm zur Verfügung gestellt. Auskunft erteilt die Geschäftsstelle unter Telefon 0221 6170570.

Zusätzliche Informationen gibt es im Internet unter www.kinderschutzbund-duesseldorf.de

(sp)
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