Die wichtigsten Antworten auf Fragen an unserem Experten-Telefon „Glücksspielsucht“ Geld borgen? Auf keinen Fall!

Viele Gespräche zwischen Leserinnen und Lesern und unseren Experten der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung im Rahmen unserer Telefonaktion zum Thema „Glücksspielsucht“.

Am Experten-Telefon „Glücksspielsucht“ meldeten sich Angehörige, aber auch Spielerinnen und Spieler selbst.

Foto: BzgA

Es meldeten sich sowohl Angehörige als auch die Betroffenen selbst, um zu erfahren, woher dieser Drang nach dem Glücksspiel kommt und wie man ihn los wird. Hier eine Auswahl der wichtigsten Fragen und Antworten.

Mein Freund hat sich total verändert. Er ist nur noch am Zocken. Woher dieser Drang? Wie kommt man dagegen an?

Wenn sich die Rädchen drehen, die Lichter blinken, wenn die Frage steht: Gewonnen oder verloren? - In dem Augenblick höchster Spannung schüttet das Gehirn Glückshormone aus. Dadurch entsteht eine psychische Abhängigkeit. Man will dieses Gefühl immer wieder, sehnt sich danach. Doch so, wie man andere Süchte, wie die nach Alkohol oder nach Nikotin überwinden kann, lässt sich auch etwas gegen die Glücksspielsucht tun. Aber von allein passiert da nichts. Es ist richtig Arbeit, eine Sucht zu überwinden, und ohne Beratung und therapeutische Unterstützung von Fachleuten ist es sehr schwierig.

Ich habe meiner Frau gebeichtet, dass ich unser Erspartes in der Spielhalle durchgebracht habe. Daraufhin hat sie mich rausgeschmissen. Wenn ich nicht mehr spiele, könne ich wiederkommen. Wie schaffe ich das?

Ihre Frau hat klare Verhältnisse geschaffen. Daraus kann für Sie eine starke Motivation erwachsen, mit aller Kraft gegen die Spielsucht anzugehen. Je mehr Sie sich klar machen, dass Sie nicht mehr spielen wollen, desto größer sind Ihre Erfolgsaussichten. Holen Sie sich dazu alle Unterstützung, die Sie bekommen können. Rufen Sie heute noch in einer Suchtberatungsstelle an und machen Sie einen Termin für ein erstes Gespräch. Wenn Sie damit warten, könnte die Motivation geringer werden.

Könnte ich erst einmal eine Selbsthilfegruppe besuchen, um etwas gegen meine Spielsucht zu tun?

Gerade zu Beginn einer Verhaltensänderung ist eine Therapie unter fachliche Anleitung ratsam. Die Selbsthilfegruppe kann man parallel besuchen. Diese Stelle kann auch noch dann ein guter Ort für Austausch und Stärkung sein, wenn die Therapie abgeschlossen ist.

Meine Schwester macht Stress, weil ich zu viel Geld im Casino lasse. Aber ich fühle mich dort wohl, das Personal ist freundlich...

Sie müssen entscheiden, ob Ihnen die Freundlichkeit in der Spielhalle so viel Geld wert ist. Vielleicht zählen Sie einmal die Ausgaben eines Monats zusammen. Man sollte sich auch nichts vormachen. Das Personal ist angehalten, freundlich zu sein, denn sie wollen Ihr Geld. Mit menschlicher Wärme hat das oft wenig zu tun. Die findet man eher woanders, zum Beispiel bei Freunden oder Verwandten, mit einem Ehrenamt oder in einem Verein.

Eigentlich will ich nicht mehr zocken. Aber manchmal zieht es mich regelrecht in die Spielhalle. Was kann ich dagegen tun?

Überlegen Sie sich vorausschauend schon Gegenstrategien, die Sie ablenken können. Das müssen Dinge sein, die Sie etwa 20 Minuten voll in Anspruch nehmen. Die Erfahrung zeigt, dass bei vielen Spielsüchtigen der Druck nach dieser Zeit nachlässt. Gehen Sie eine Runde spazieren, atmen Sie mindestens zehnmal tief ein und doppelt so lange aus, duschen Sie im Wechsel warm und kalt, hacken Sie Holz, schauen Sie einen spannenden Film, mähen Sie den Rasen, schrauben Sie am Auto. Schreiben Sie alle Varianten auf, die Ihnen einfallen. Dann sind diese zur Hand, wenn es ernst wird.

Unseren Sohn (20) erkennen wir nicht wieder. Er spielt seit einem halben Jahr extrem viel Online-Poker, interessiert sich für nichts anderes mehr, hat schon hohe Schulden. Wir machen uns große Sorgen...

Sagen Sie Ihrem Sohn sachlich, dass Sie unter seiner Spielsucht leiden. Glücksspielsucht ist eine Krankheit. Die Spieler fühlen sich wie ferngesteuert. Sie scheitern oft, wenn sie das Spiel beenden wollen. Helfen kann eine professionelle Beratung. Aber vorher muss der Spieler eine klare Entscheidung gegen das Glücksspiel treffen. Das Leben mit Familienmitgliedern, die dem Glücksspiel verfallen sind, ist schwer. Scheuen Sie sich nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen, zum Beispiel bei Suchtberatungsstellen. Diese unterstützen auch die Angehörigen.

Soll ich meinem Bruder Geld borgen, damit er seine Spielschulden zurückzahlen kann? Er hat schon oft gewonnen, aber in letzter Zeit sehr viel verloren.

Nein, denn er würde das Geld höchstwahrscheinlich nicht zur Rückzahlung von Schulden, sondern für weiteres Glücksspiel nutzt. Gleichen Sie auch keine überzogenen Konten aus und bezahlen Sie keine offenen Rechnungen. Ein Spieler muss sich der Probleme bewusst werden, die ihm aus seiner Spielsucht entstehen. Sonst wird er nie die Anstrengung auf sich nehmen, sich von der Krankheit zu befreien.