Ausstellung im Museum Kunst Palast Eine Welt ohne Farbe

Grau sei "die ideale Farbe", findet Gerhard Richter — und steht mit der Meinung keinesfalls alleine da. Schon seit Jahrhunderten sind Künstler von einer Welt ohne Farbe fasziniert. Durch die Konzentration auf Schwarz, Weiß und Grautöne ist der Betrachter gefordert, tradierte Wahrnehmungsmuster zu überdenken.

Heinz Mack, Weiße dynamische Struktur, 1962, (White Dynamic Structure), Kunstharz und Pigmente auf Leinwand, 130 × 170 cm, Museum Kunstpalast, Düsseldorf — Stiftung Sammlung Kemp.

Foto: © Museum Kunstpalast — ARTOTHEK / © VG Bild-Kunst, Bonn 2017

Seit dem 22. März gibt die Ausstellung "Black & White. Von Dürer bis Eliasson" im Museum Kunstpalast nun einen umfassenden Überblick über die Schwarz-Weiß-Kunst.

Zu sehen sind etwa 100 Arbeiten von 75 Künstlern. Gemälde sind ebenso dabei wie Glasmalerei, Fotografie, Grafik und Installation, abgedeckt wird ein Zeitraum von 700 Jahren. Angefangen bei der mittelalterlichen Grisaille-Malerei bis zu den raumgreifenden begehbaren Installationen "Room for one colour" von Olafur Eliasson und "The Collector's House" von Hans Op de Beeck widmet sich die Schau der visuellen Kraft einer reduzierten Farbpalette. Die Ausstellung stelle "die spannungsvolle Geschichte einer Welt ohne Farbe vor, die viele Künstler in ihren Bann zog, aber bislang kaum erzählt wurde", sagt Generaldirektor Felix Krämer.

Das monochrome Malen ermöglicht es Kreativen, sich auf die wesentlichen Aspekte von Hell und Dunkel, die Ur-Elemente visueller Wahrnehmung, zu konzentrieren. Schon die alten Griechen kannten den Begriff Skiagraphia (Schattenmalerei).

Seit dem 13. Jahrhundert setzen Künstler in ganz Europa die Grisaille-Malerei ein, abgeleitet vom französischen Wort gris, das so viel bedeutet wie grau. Das Spektrum der hochkarätigen Leihgaben umfasst Werke von Andrea Mantegna und Peter Paul Rubens über Pablo Picasso, Jackson Pollock und Gerhard Richter bis hin zu den Zero-Künstlern Otto Piene, Heinz Mack und Günther Uecker. Zu den Highlights der Ausstellung zählen das einzige Schwarz-Weiß-Gemälde des in mehreren Farbversionen bekannten Frauenaktes "Die große Odaliske" (um 1824—1834) von Jean Auguste Dominique Ingres sowie das einzige bekannte Grisaille-Gemälde von Edgar Degas, "Ballettprobe auf der Bühne" (1874).

"Der Verzicht auf Farbe kann befreiend sein und bietet Raum für Experimente mit Form, Struktur und symbolischen Bedeutungen", erklären die Kuratorinnen Lelia Packer und Jennifer Sliwka. Generaldirektor Felix Krämer war es derweil ein besonderes Anliegen, dass die Ausstellung in Düsseldorf durch ein Kabinett mit Fotografien ergänzt wurde, "mit Arbeiten von Karl Blossfeldt, Katharina Sieverding, Rosemarie Trockel und Robert Mapplethorpe wird in der Fotostadt Düsseldorf somit ein weiterer und wichtiger Akzent in der Schwarz-Weiß-Kunst thematisiert." Das raumgreifendste Werk hat Hans Op de Beeck beigesteuert. Seine Installation "The Collector's House" misst 250 Quadratmeter und ist ausschließlich in grau gehalten. Den einzigen Farbfleck bilden jene, die den Raum betreten: die Besucher.

! bis 15.7. "Black & White. Von Dürer bis Eliasson", Museum Kunst Palast, Ehrenhof 4—5; Di—So 11—18 Uhr, Do 11—21 Uhr