UPDATE: Lockdown-Blues: Menschen genervt, Handel verzweifelt - und ein Ausweg? Die große Müdigkeit

Eine Verlängerung des Lockdowns bis 18. April, einige weitere Vertröstungen hinsichtlich greifender Impf- und Teststrategien in die „baldmöglichste“ Zukunft sowie eine respektable aber dennoch auch besorgniserregende Entschuldigung der Bundeskanzlerin später ist klar - der Lockdown-Blues erfasst die Menschen.

Corona Lockdown Müdigkeit Handel Kritik
Foto: Pixabay

Angela Merkel hätte die zunächst verordnete „Osterruhe“, sarkastisch betrachtet, gar nicht zurücknehmen müssen: Mit ihr ist es ohnehin vorbei: Die Kleinklein-Krämerei um Urlaub auf Mallorca oder nicht nervt, der Handel verzweifelt.„Die Luft wird immer dünner - die Verzweiflung  wächst“, sagt IHK NRW-Präsident Ralf Stoffels in Düsseldorf zu den Beschlüssen des Corona-Gipfels. „Diese Entscheidung wird den Unternehmen und Selbstständigen im Einzelhandel, der Gastronomie und dem Tourismus den Boden unter den Füßen wegziehen.“

„Die betroffenen Branchen hatten mit sehr vielen Investitionen in Hygiene gerade erste vorsichtige Schritte in eine gesicherte Einzelkunden-Betreuung gemacht oder auf den nächsten Schritt Richtung Außengastronomie gehofft“, so Ralf Stoffels weiter. „Zumal die Kunden die digitalen Angebote zur Nachverfolgung und Einlasskontrollen annehmen. Hier wäre noch viel mehr Spielraum möglich gewesen.“

Sein Lob für die Politik im Allgemeinen und die Kanzlerin im Besonderen „für einen bemerkenswerten Schritt, einen Fehler ganz klar einzugestehen und die falsche Entscheidung zurückzuziehen“, verbindet Michael Radau, Präsident des Düsseldorfer Handelsverbandes NRW, mit der Forderung nach einem Perspektivwechsel. „Für die weiteren vom Lockdown betroffenen Einzelhandelsunternehmen geht es nun darum, die zwingend notwendige Öffnungsperspektive zu schaffen.“ Nach einer Woche des leichten Aufatmens mit ‚Click & Meet’ schwinde die Hoffnung angesichts der Verschärfungen ab Montag. „Der Einzelhandel ist kein Infektionstreiber, was auch Studienergebnisse des Robert-Koch-Instituts sowie jüngst eine Studie der TU Berlin belegen“, betont Radau. Wenn dennoch weiterhin Maßnahmen gegen eine Öffnung des Handels ergriffen werden, müssten die Händler wenigstens endlich eine echte und schnelle finanzielle Unterstützung durch den Staat erhalten.

Auch Herbert Schulte vom Bundesverband mittelständische Wirtschaft, ebenfalls mit Sitz in der Landeshauptstadt, verlangt: „Die einseitige Fixierung auf Inzidenzwerte muss ersetzt werden durch eine Teststrategie, die es Schulen, Einzelhandel und Gastronomie erlaubt, im kontrollierten Betriebsmodus fortzufahren.“ Die Politik habe Monate ins Land streichen lassen und sei  mit ihrem zentralistischen Impfkonzept zum Schaden der Menschen krachend gescheitert. „Wir erwarten von der NRW-Landesregierung einen bundesweiten Vorstoß zu einer intelligenteren Strategie im Kampf gegen die Pandemie, die endlich Arztpraxen und Betriebsärzte in die Distribution der Vakzine einbindet.“, so Schulte

In „zeitlich befristeten Modellprojekten“ wollle man in ausgewählten Regionen ausprobieren, wie sich Bereiche des öffentlichen Lebens „mit strengen Schutzmaßnahmen und einem Testkonzept“ öffnen lassen. „Wir wollen befristete Projekte schnell nach Ostern möglich machen“, so Laschet gegenüber der Rheinischen Post. „Dann kann erprobt werden, mit negativen Corona-Tests wieder Kinos, Sport- oder Kulturveranstaltungen zu besuchen.“ Die Auswahl werde alle Regionen des Landes abbilden, Kreise ebenso wie große Städte. In Düsseldorf stieg der Inzidenzwert zur Wochenmitte wieder auf über 80... 

Update:

Nachdem die NRW-Landesregierung am Freitag entschieden hat, die Notbremse nicht landesweit einzusetzen, und dass Regionen mit hohen Inzidenzen sie aufweichen können, äußerte sich IHK NRW-Präsident Ralf Stoffels heute ergänzend so: „Nach den Diskussionen der letzten Tage begrüßen wir den Schritt der Landesregierung sehr, Öffnungen in Kombination mit tagesaktuellen Tests möglich zu machen und nicht bis zum 18. April zu warten. Wie die letzte Woche gezeigt hat, trifft ‚Click  & Meet’ auf Akzeptanz in der Bevölkerung und bei den Unternehmen. Die neue Regelung gibt den Unternehmen eine weitere Perspektive und kann gleichzeitig dazu beitragen, die Gesundheitsvorsorge zu verbessern.

Auch beim Handelsverband NRW sorgte die Entscheidung für eine „Spur von Erleichterung“. Hauptgeschäftsführer Dr. Peter Achten: „„Wir sind zunächst froh, dass man unserer Anregung gefolgt ist und als Maßstab das regionale Infektionsgeschehen anstelle eines Landesdurchschnitts Verwendung findet.“ Vorrangig müsse jetzt sein, dass in das Thema Impfen endlich mehr Tempo kommt, aber auch, dass die Testkapazitäten noch stärker ausgebaut werden. Nur so könne sichergestellt sein, dass auch in Kommunen mit Inzidenzen oberhalb von 100 ein geöffneter Handel mit Vorlage von Tests möglich bleibt. Achten: „Wir erwarten hier auch auf kommunaler Ebene eine entsprechende Forcierung und bieten unsere Unterstützung an!“

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