Filmemacher Tobias Kemper Auf großer Tour: Mit dem Uni-Chor durch Asien

Tobias Kemper begleitete den Chor der Heinrich-Heine-Universität auf eine Konzertreise nach Asien. Der dabei entstandene Film ist nicht nur eine Dokumentation einer interessanten Reise, er ist auch seine Abschlussarbeit an der Robert Schumann Hochschule.

 Konzertfilm als Abschlussarbeit: Tobias Kemper (26) begleitete den Chor der Universität Düsseldorf auf eine dreiwöchige Asien-Tour. Der Film „Symphonie der Stimmen“ ist seine Bachelorarbeit.

Konzertfilm als Abschlussarbeit: Tobias Kemper (26) begleitete den Chor der Universität Düsseldorf auf eine dreiwöchige Asien-Tour. Der Film „Symphonie der Stimmen“ ist seine Bachelorarbeit.

Foto: Andreas Bretz

Alles beginnt in Hörsaal 2A der Heinrich-Heine-Universität. Draußen die Gemälde von Roy Lichtenstein – Pop Art – und drinnen, auf dem Pult, das in der medizinischen Fakultät gewöhnlich Präparate zur besseren Anschauung trägt, liegen eine Butterbrotdose, Noten, Reiseunterlagen. Daneben ein kleines Keyboard, das den richtigen Ton angibt.
Hier probt der Uni-Chor, 1989 gegründet, einem geistlichen, aber auch weltlichen Repertoire aus fünf Jahrhunderten verpflichtet und ausgestattet mit einer variablen Größe von 30 bis über 120 Sängerinnen und Sängern, ein letztes Mal in seiner gewohnten Umgebung. Die von Maurice Ravel notierte Querflöte der ersten Takte seines Bolero wird von einem „Duwidu“ des Chores intoniert, ein letztes Warmsingen in Düsseldorf, ein Einsingen, kurz bevor der Chor mit dann insgesamt 66 Sängerinnen und Sängern unter Leitung der Dirigentin Silke Löhr aufbrechen wird zu einer rund dreiwöchigen Konzertreise nach Asien.

Die hat Tobias Kemper mit seinem Film „Symphonie der Stimmen“, der Abschlussarbeit seines Studiums, dokumentiert. Der 26-Jährige belegte den Studiengang Musik und Medien am gleichnamigen Institut der Robert Schumann Hochschule, dem größten Institut der Düsseldorfer Hochschule mit derzeit über 200 Studierenden. Der rund 50-minütige Film ist seine Bachelorarbeit, entstanden in einer rund einjährigen Produktionsphase und montiert aus über 50 Stunden Rohmaterial, das Kemper mit einem fünfköpfigen Team drehte.

„Der Studiengang kombiniert ein künstlerisches Studium mit dem Bereich Medienproduktion“, erklärt Kemper die Inhalte seines Studienganges. Denn während er einerseits Jazz- und E-Gitarre studierte, erlernte er auch Aspekte der Ton- und Bildproduktion. Insbesondere das Lehrmodul der „AV-Produktion“, die audiovisuelle Komponente des Studiengangs, ermöglichte Kemper den Umgang mit Kamera-, Ton- und Schnitttechnik. Und weil Kemper selbst Musiker ist, erleichterte ihm das nicht nur den Zugang zu der Dirigentin und den Sängern des Chors, auch ein Grundverständnis der musikalischen Arbeit auf Tour war für ihn so zugänglich. „Ursprünglich“, so erzählt Kemper, „wollte ich Tontechnik studieren, wollte also mein Geld mit der Produktion von Musik verdienen.“ Doch je mehr Einblick er in das Genre erhielt, umso interessanter wurde für ihn die Möglichkeit, Musik und deren Entstehen auch in bewegten Bildern zu begleiten und für Zuschauer aufzubereiten. „Ich will erzählen“, erklärt Kemper seinen dokumentarischen Ansatz, die Entstehung, aber auch Wirkung von Musik im Film zu begleiten.

Und so dokumentiert „Symphonie der Stimmen“ einfühlsam die Reise des Uni-Chors nach Südkorea und Japan, nach Seoul, Tokyo und Kyoto. Unter der Fragestellung, wie der Chor in der Fremde singen wird, aber auch, wie die verschiedenen Generationen – der Chor ist altersgemischt und besteht sowohl aus Studierenden als auch aus Angehörigen und Mitarbeitern der Heinrich-Heine-Universität – mit den Strapazen einer solchen Reise umgehen, beleuchtet Kemper in seiner Tourdokumentation auch die unterschiedlichen Aspekte des Aufeinandertreffens der Kulturen.
Das Besondere: Kemper zeigt neben dem Alltagsleben der Musiker auf Tour insbesondere in ausgewählten Konzertsituationen und darin eingebetteten Interviewsequenzen mit den Sängern und der Dirigentin auch die emotionale Wirkung und Rezeption von Musik. Das wird besonders deutlich, als der Chor in Seoul das traditionelle koreanische Lied „Arirang“ als Zugabe singt. Das bis dahin eher verhalten wirkende Publikum singt dann lautstark mit.

Während Tobias Kemper nach seinem Studium derzeit beim WDR arbeitet und Live-Schaltungen aus Nordrhein-Westfalen, unter anderem für Nachrichtensendungen, realisiert, möchte er dem Genre des musikalischen Dokumentarportraits treu bleiben. Sendungen wie etwa die Doku-Reihe „Rockpalast Backstage“, in denen Künstler aus der Musikszene für einen Tag begleitet werden, reizen den Filmemacher besonders.

Seinen Film hat Kemper kürzlich übrigens als Wettbewerbsbeitrag beim diesjährigen 16. Kongress „Soundtrack Cologne“ im Bereich des Filmprogramms „See The Sound“ eingereicht. Prämiert werden dort Ende August bis Anfang September die besten Musikdokumentarfilme, künstlerische Musikfilme, Kurzfilme mit musikalischem Schwerpunkt und Musikvideos.

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