Blind in Düsseldorf „Wie ein Außerirdischer“

Alexander Panevin ist 23 Jahre alt, wohnt in Düsseldorf – und ist blind! Für den Düsseldorfer Anzeiger hat er einen Beitrag über den Umgang mit seinem körperlichen Handicap verfasst, „da mir dieses Thema sehr am Herzen liegt“, wie er uns schreibt. Sein Arbeitstitel lautete: „Der Kontakt mit Außerirdischen“. Warum, das erklärt er hier.

 Alexander Panevin aus Düsseldorf ist blind „Tippen Sie mir kurz auf die Schulter.“

Alexander Panevin aus Düsseldorf ist blind „Tippen Sie mir kurz auf die Schulter.“

Foto: Düsseldorfer Anzeiger/Panevin

„Die Inspiration für diesen Text lieferte mir meine gute Freundin Lisa Rubin. Sie ist blind, genau wie ich und hat für die TAZ einen äußerst lesenswerten Artikel über unsere Integration in die Gesellschaft verfasst. Sie beleuchtet auch einige Hürden, mit denen wir derzeit noch konfrontiert werden und gibt wertvolle Tipps zur Verschmelzung der Sehenden- und der Blindenwelt. Ihr Artikel heißt: „Ich sehe auch, was du nicht siehst“.

Zurück zu den Außerirdischen; stellen wir uns einen Augenblick lang vor, dass unsere Erde von ihnen besucht wird. Nun wissen wir – die Erdbevölkerung – ja auch nicht so recht, was wir für diese uns völlig fremden Wesen tun können, wie wir ihnen behilflich sein können. Nun, genau solch ein Gefühl empfinden offensichtlich meine sehenden Mitmenschen mir gegenüber. Sie würden mir in vielen Situationen sehr gern helfen, wissen jedoch nicht, wie sie dies bewerkstelligen können. Daher versuche ich hier anhand einiger Situationen aufzuzeigen, wie Sie, liebe Mitbürger, eben jenem außerirdischen Wesen helfen können, wenn Sie dies möchten.

Sehen Sie mich mit meinem weißen Langstock draußen umherirren oder an einer ungünstigen Stelle stehen, zum Beispiel bei einem missglückten Versuch eine Straße zu überqueren, sprechen Sie bitte mit mir und bieten Ihre Hilfe an. Fragen Sie mich, ob ich die Straße überqueren möchte und sollte ich mit einem „Ja“ antworten, begleiten Sie mich rüber. Hierbei ist es für mich am effizientesten, wenn ich mich an Ihrem Ellbogen festhalten kann. Bieten Sie mir also am besten Ihren Arm an, statt mich beispielsweise an die Hand oder Schulter zu nehmen. Eine Alternative wäre, dass Sie vorgehen und ich Ihnen folge, wobei Sie sich allerdings immer wieder bemerkbar machen sollten, damit ich meine Orientierung nicht verliere.

An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit nutzen und auf die enorme Wichtigkeit von Blindenampeln hinweisen. Diese geben normalerweise taktile oder auditive Signale aus, wenn sie auf grün schalten. Sind sie außer Betrieb, was leider recht häufig vorkommt, so macht dies mein Leben zu einer Katastrophe, weil ich durch Unwissenheit tatenlos an der Ampel herumstehe, obwohl ich die Straße hätte längst überqueren können, hätte ich nur die Grünphase mitbekommen. Darum ist die ständige Sicherstellung der einwandfreien Funktionalität der Geräte unerlässlich!

Befinde ich mich an einer Bushaltestelle, fragen Sie mich, welchen Bus ich nehmen möchte und sagen Sie mir bitte Bescheid, wenn dieser eintrifft. Befinde ich mich im Inneren, bieten Sie mir einen Sitzplatz an. Nicht etwa weil ich müde bin oder meine Füße wehtun, sondern lediglich damit ich nicht an einer Stelle stehe, wo ich Ihnen ungewollt den Durchgang versperre. Sollten Sie irgendwann bemerken, dass ich Anstalten mache auszusteigen, jedoch nicht in Richtung Tür unterwegs bin oder mit verunsicherter Mine herumstehe und womöglich sogar im Weg bin, begleiten Sie mich bitte zur Tür.

Übrigens: Wenn Sie mich ansprechen und ich nicht angemessen reagiere, weil ich nicht zuordnen kann, dass ich gemeint bin, tippen Sie mir einmal kurz auf die Schulter oder auf die Hand, in der ich meinen Stock halte (in der Regel rechte Hand). Sollten Sie dafür nicht nahe genug sein, mich aber sehen, machen Sie bitte nochmals auf sich aufmerksam, damit ich mich in Ihre Richtung bewegen kann.“

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