Bedeutung der taktilen Leitlinien Kennen Sie das Blindenleitsystem?

Die Wichtigkeit taktiler Blindenleitsysteme für sehbehinderte und blinde Menschen ist sehr vielen sehenden Menschen unbekannt. Dies hat eine kurze Umfrage in Düsseldorf ergeben. Das soll sich nun ändern.

 Gerd Kozyk tastet mit seinem Langstock die taktile Leitlinie des Blindenleitsystems.

Gerd Kozyk tastet mit seinem Langstock die taktile Leitlinie des Blindenleitsystems.

Foto: Landeshauptstadt Düsseldorf/Melanie Zanin

Die Kampagne "Streifenfrei" will mit einem künstlerischen Ansatz das Problem im wahrsten Sinne des Wortes sichtbar machen. Das Blindenleitsystem soll vom gesellschaftlichen "Blindspot" ins öffentliche "Spotlight" gerückt werden. Daher wird nicht mit Plakaten um Aufmerksamkeit geworben, sondern die Informationen werden genau dort platziert, wo sie benötigt werden: vor den Füßen der Menschen.

Dafür werden ab sofort im U-Bahnhof Heinrich-Heine-Allee und weiter am Ausgang Corneliusplatz vom Künstlerkollektiv "TAPE THAT" die taktilen Leitlinien aufmerksamkeitsstark mit farbigem Spezialklebeband markiert. So wird das Leitsystem selbst zum Aushängeschild der Kampagne.

Oberbürgermeister Thomas Geisel gab den Startschuss für die Kampagne: "Düsseldorf ist eine behindertenfreundliche Stadt. Wir arbeiten ständig daran, die Situation für Menschen mit Einschränkungen weiter zu verbessern. Ich freue mich sehr, dass die Düsseldorferinnen und Düsseldorfer mit dieser Kampagne auf künstlerische Art und Weise über die Wichtigkeit des Blindenleitsystems informiert werden. Gleichzeitig bedanke ich mich bei allen Beteiligten der städtischen Ämter sowie der Düsseldorf Marketing und der Rheinbahn."

Die Klebestreifen werden bis Sonntag, 9. Juni, zu sehen sein. Direkt nach der Aktion wird es eine Info-Karte geben, die über die Kampagne und die Bedeutung der taktilen Leitlinien informiert. Um die Bekanntheit in der Bevölkerung zu verankern, ist auch ein Parcours mit taktilen Bodenindikatoren beim nächsten Düsseldorfer KiTa-Bewegungscamp geplant. Es findet einmal im Jahr für mehrere Tage in der Leichtathletikhalle an der Merkur Spiel-Arena statt. Circa 3.000 Kinder können dann nur mit Hilfe des weißen Stocks (Langstock) über die entsprechenden Bodenplatten an ihr Ziel gelangen. Auf dem Weg befinden sich Hindernisse, die es zu überwinden gilt. Der Parcours dient dazu, Kindern das Leben und die tagtäglichen Herausforderungen eines Menschen mit Sehbehinderung durch eigenes Erfahren näher zu bringen. Die Kinder können so zu Botschaftern werden, die auch die Eltern über die Bedeutung der taktilen Leitlinien informieren.

Die Info-Kampagne geht auf eine Initiative des Ausschusses für Gesundheit und Soziales zurück. Sie wurde vom Amt für Soziales und der Düsseldorf Marketing in enger Abstimmung mit dem Blinden- und Sehbehindertenverein Düsseldorf sowie der Selbsthilfevereinigung PRO RETINA konzipiert. Diese Organisationen bekommen die Düsseldorfer Idee "Streifenfrei" zum Start der Info-Kampagne geschenkt. Dies bedeutet, dass das Amt für Soziales und die Düsseldorf Marketing auf das Urheberrecht verzichten und die Kampagne kopiert werden darf. Organisationen für blinde und sehbehinderte Menschen in anderen Städten können so ebenfalls auf diese Weise auf das Blindenleitsystem in ihrer Stadt aufmerksam machen.

Die Dienstkräfte des Ordnungs- und Servicedienstes (OSD) und der Verkehrsüberwachung (VÜ) achten im Rahmen ihrer Streifengänge unter anderem auch darauf, dass Behindertenleitlinien im öffentlichen Straßenraum nicht durch Dritte zweckentfremdet werden. Leider ist immer wieder festzustellen, dass diese für Menschen mit Behinderungen wichtigen Linien aus Unachtsamkeit, aber oft auch aus Unwissenheit, durch Fahrzeuge, Terrassenmobiliar oder auch Pflanzkübel zugestellt werden. Insbesondere für sehbehinderte Menschen werden diese Gegenstände dann zur Falle.

Hintergrund

In Düsseldorf leben rund 1.000 blinde Menschen und etwa 5.000 sind sehbehindert. Die Blindenleitsysteme werden seit 2010 in Düsseldorf verlegt. Bei jedem neuen Straßenbauprojekt werden diese baulichen Maßnahmen mitgedacht. An besonders frequentierten Orten, wie zum Beispiel im und um den Hauptbahnhof, sind sie seit langem vorhanden.

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