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Ökumenische Hospizgruppe: „Wir begleiten Menschen“

Ökumenische Hospizgruppe: „Wir begleiten Menschen“

Elisabeth Siemer und Lars Gundtoft bringen ihre Arbeit gleich auf den Punkt: "Wir begleiten Menschen." Und die beiden Koordinatoren der Ökumenischen Hospizgruppe Gerresheim machen auch keinen Hehl aus ihrem Interesse an Öffentlichkeit: "Wir suchen ehrenamtliche Mitarbeiter, die uns bei dieser Arbeit unterstützen."

Das kleine Ladenlokal auf der Heyestraße fungiert als Einsatzzentrale. Von hier aus betreut die Gruppe Schwerkranke, Sterbende und deren Angehörige in Gerresheim, Ludenberg, Knittkuhl, Hubbelrath, Eller, Lierenfeld und Vennhausen. "Hier kommt immer der erste Kontakt zustande."

 Das Zeichen der Ökumenischen Hospizgruppe, und das ist der Begleittext: ein Zweig - geneigt; ein Blatt - nach oben wachsend; jedoch ein anderes - fallend, sinkend; sanft wird es aufgefangen.
Das Zeichen der Ökumenischen Hospizgruppe, und das ist der Begleittext: ein Zweig - geneigt; ein Blatt - nach oben wachsend; jedoch ein anderes - fallend, sinkend; sanft wird es aufgefangen.

Als Zauberwort für 2018 haben sich die Wegbegleiter den Begriff der "Hoffnung" auserkoren. Auch der Schwerkranke oder Sterbende darf hoffen — auf Schmerzfreiheit, darauf, Unerledigtes zu Ende zu bringen, auf die Erfüllung psychischer, sozialer und vielleicht auch spiritueller Bedürfnisse. Lars Gundtoft zitiert Vaclav Havel, den ehemaligen tschechischen Widerständler und Präsidenten, "Je ungünstiger die Situation ist, in der wir unsere Hoffnung bewähren, desto tiefer ist diese Hoffnung. Hoffnung ist eben nicht Optimismus. Sondern Hoffnung ist die Gewissheit, das etwas Sinn hat, ohne Rücksicht darauf, wie es ausgeht."

Lars Gundtoft sagt: "Wir sind da. Wir reden. Aber wir können auch die Klappe halten." Ein- bis zweimal die Woche für ein bis zwei Stunden stehen sie zur Verfügung. Sie kommen vorbei zum Schachspielen und Spazierengehen, zum gemeinsamen Theaterbesuch und zum Vorlesen. Aber selbstverständlich auch um am Krankenbett sitzen, wenn es soweit ist. Natürlich sind Gespräche mit einem Fremden für manchen Gewöhnungssache. Andererseits lassen sich bestimmte Themen mit einem Außenstehenden vielleicht sogar besser bereden, etwa, ob die Zurückbleibenden ohne sie zurechtkommen oder etwa die Frage nach "dem Sinn hinter alldem". Elisabeth Siemer sagt: "Die Menschen haben ganz unterschiedliche Bedürfnisse. Für uns ist es wichtig, sie wertfrei anzunehmen." Lars Gundtoft ist überzeugt: "Genauso, wie wir den Start ins Leben nicht allein schaffen, schaffen wir's auch nicht am Lebensende." Das sei die große Herausforderung für viele alte und gebrechliche Menschen. "Die Leute haben Angst vor der Abhängigkeit." Deshalb sei die Floskel vom "Udo-Jürgens-Tod" so weit verbreitet: Nicht krank sein, beim Spaziergang umkippen, das war's. "Ich sage das nicht", macht Gundtoft klar. Denn: "Das ist brutal für die Angehörigen." Die noch etwas klären , etwas korrigieren und eben Abschied nehmen wollten. Und das gelte auch für den Sterbenden.

"Wir pflegen nicht, wir kaufen nicht ein, wir machen nicht den Haushalt."

Die Antworten sind sehr verschieden. "Wir bekommen Dankbarkeit." "Ja, es ist traurig, aber wir können die Trauer stehen lassen." "Manchmal kommt mehr zurück, als wir geben." "Wir wollen das Leben in unserer Gesellschaft ein bisschen besser machen." "Von einer letzten Begegnung kann man auch persönlich lange zehren." "Man lernt viel für den eigenen Tod — und das eigene Leben."

Selbstverständlich läuft es nicht immer rund bei einer Begleitung. So etwas passiert: "Der Angehörige möchte, dass wir kommen, der Sterbende nicht, der fragt Sie: Was soll ich mit Ihnen anfangen?" Das ist dann ein Balanceakt zwischen Privatheit hinter der Türschwelle und dem Interesse nach Linderung der Anstrengung und Entlastung für die Angehörigen.

Die Einstellung vielleicht nicht. Aber Qualifizierungskurse bereiten Interessierte auf ihre Arbeit vor. Sie umfassen in zwei Teilen insgesamt 16 Dienstagabende und 3 Samstage. Zwischen den zwei Teilen erfolgt ein Praktikum bei Menschen zu Hause, die nicht schwer erkrankt sind.

Neben der Begleitung und der Weiterbildung von Mitarbeitern bietet die Hospizgruppe auch ein Trostcafé und eine zeitbegrenzte Trauergruppe an. Das Café im Gemeindezentrum an der Hardenbergstraße 3 hat jeden letzten Sonntag im Monat zwischen 15 und 17 Uhr geöffnet: am 27. Mai, am 24. Juni, am 29. Juli, am 26. August, am 30. September, am 28. Oktober, am 25. November und am 30. Dezember. Kennenlernen kann man die Hospizgruppe am 16. Juni auf dem Gerricusplatz, am 5. (Seniorentag) und 15. September (Deutsch-Italienisches Freundschaftsfest an der Heyestraße). Am 26. Juni um 19 Uhr findet einen Infoabend zur Ehrenamt und Qualifizierungskurs statt: im Aloysianum am Gerricusplatz 28, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

In ihrer Broschüre "Blickpunkt" hat sich die Hospizgruppe im übrigen festgelegt: "Wir möchten dazu beitragen, Sterben wieder als Teil des Lebens zu akzeptieren und, falls möglich, das Sterben zu Hause in vertrauter Umgebung zu begleiten."

Die Probleme kennen sie. "Wir sind hier gut verankert, aber was der Gesellschaft insgesamt schwer fällt, ist über Sterben, Tod und Trauer offener zu sprechen. Und konkret fehlen Rund-um-die-Uhr-Palliativ-Dienste, Ärzte und Pflegekräfte."

Die Hospizgruppe gibt es seit 24 Jahren, aber was nie aufhört, ist die Aufklärungsarbeit. Damit Menschen nicht irgendwann sagen müssen: "Hätte ich nur gewusst, dass es Sie gibt."

Kontakt Telefon 0211 297059 hospizgr-gerresheim@gmx.de Büro Heyestraße 129

(City Anzeigenblatt Duesseldorf)