WM-TV-Boykott im „Retematäng“ - es gibt Kontra Kneipe ohne Katar

Mit dem Slogan „Kein Katar in meiner Kneipe“ – verzichtet die „Retematäng“-Bar in der Altstadt auf die Live-Übertragung der WM 2022 in Katar. „Wir würden uns sonst selbst als Heuchler fühlen“, sagt Inhaber Daniel Vollmer. Das sieht eine Kollegin anders, ein anderer will gar nichts dazu sagen...

 Boykott-Signet aus dem Retematäng - „Ich bin keine Politikerin, sondern Gastronomin“.

Boykott-Signet aus dem Retematäng - „Ich bin keine Politikerin, sondern Gastronomin“.

Foto: Retemätäng

„Nach intensiven Gesprächen innerhalb unserer Crew haben wir uns schweren Herzens dazu entschieden die Fußball Weltmeisterschaft 2022 in Katar nicht in der Retematäng Bar zu übertragen“, heißt es in einem Statement Vollmers. „‘Schweren Herzens‘ deshalb, da der Großteil der Crew und unserer Gäste leidenschaftliche Fußball- und vor allem Fortuna-Fans sind.“ Man wisse, dass im Fußball vieles in die falsche Richtung läuft und dass diese WM auch nur die Spitze des Eisberges ist, „aber wir würden uns selber für Heuchler halten, wenn wir auf der einen Seite dieses Turnier scharf verurteilen und auf der anderen Seite durch eine Übertragung damit Umsatz generieren würden“, so der Retematäng-Chef.

Die Gründe für die Abneigung der WM in Katar dürften ja, so Vollmer weiter, allgemein bekannt sein. Er hofft, dass seine Gäste die Entscheidung akzeptieren „oder im besten Fall sogar unterstützen.“

Man habe noch keinen genauen Alternativ-Plan, aber vielleicht zeige man anstelle der Deutschland-Spiele alte Fortuna-Klassiker und/ oder legendäre Länderspiele. Vollmer: „Könnte ja ganz witzig werden, wenn die Gäste bei in den ‚den falschen Momenten‘ jubeln.“ Und: „Es würde uns natürlich ebenfalls freuen, wenn sich viele GastronomInnen anschließen würden, um einfach mal ein Zeichen zu setzen.“

Bei Milena Stefanovic, Inhaberin der Sport-TV- und Billard-Kneipe „Zum Goldenen Fass“ in Flingern, stößt er da auf taube Ohren. Sie sagt: „Bei uns wird es WM-Spiele aus Katar zu sehen geben.“ Denn: „Ich bin keine Politikerin, sondern Gastronomin. Unsere Branche hat nach Corona und aktuell wegen der Konsequenzen aus der Energie- und Inflationskrise hart zu kämpfen. Wir müssen unser Geschäft weiterführen, ich muss meine Mitarbeiter bezahlen. Auch unsere Gäste wollen, dass wir die Spiele zeigen, zumal die Anstoßzeiten dort prima passen.“

Dass in der Thematik offenbar eine gewisse Brisanz steckt, zeigte sich auf unsere Anfrage in der Bilker Kultkneipe „Blende“ - hier wollte man ausdrücklich keinen Kommentar abgeben. Zwei weitere Nachfragen in Sport-Kneipen blieben bis Redaktionsschluss unbeantwortet.