Kündigung für Wirtin Moni Fortuna Eck muss schließen

Monika Frohburg ist mit Leib und Seele Wirtin. Seit 31 Jahren steht sie schon hinter dem Tresen – im „Fortuna Eck bei Moni“ in Flingern. Jetzt hat die 69-Jährige die Kündigung bekommen. Ende des Jahres soll sie raus.

 „Die kleine Kneipe in unserer Straße“: Wirtin Monika Frohburg in ihrem Fortuna Eck

„Die kleine Kneipe in unserer Straße“: Wirtin Monika Frohburg in ihrem Fortuna Eck

Foto: M.ZANIN

„Das war natürlich ein Schock für mich, damit hatte ich gar nicht gerechnet“, sagt Frohburg. Vor zwei Jahren hat der alte Hausbesitzer, der seit ihrem Start im Jahr 1988 ihr Vermieter war, das Haus verkauft. Der neue Eigentümer will nun die Miete verdoppeln. „Das kann ich aber nicht bezahlen“, sagt Moni. Natürlich nicht. Im Fortuna Eck kostet ein Alt 1,30 Euro. Eine Cola 1,50 Euro. Und ein Killepitsch 2,50 Euro. Für Düsseldorf im Allgemeinen und Flingern im Besonderen sind das sehr faire Preise. Reich wird man damit natürlich nicht. Aber darum geht es Moni auch gar nicht. Die 69-Jährige mag ihren Job. Und die Gäste lieben Moni. „Weil ich halt auch gerne gebe“, vermutet sie. Klammen Künstlern macht sie schon mal ein Butterbrot. Oder ein paar Würstchen. Bezahlt werden darf auch verspätet. „Das sehen wir nicht so eng.“

Sechs Tage die Woche, von Montag bis Samstag, schließt Frohburg die Kneipe auf. Immer um 15 Uhr. Mit wechselndem finanziellen Erfolg. „Am vergangenen Samstag hätte ich gleich zulassen können, da kam gar keiner“, so Moni. Werktags mache sie in der Regel gegen 21 Uhr Feierabend. Am Wochenende könne es aber auch schon mal zwei, drei Uhr werden. Wenn es spät wird, liegt das oft daran, dass eine Veranstaltung stattfindet. Ein Konzert. Eine Ausstellung. Oder eine Party. Gerade für die Live-Musik ist die Kneipe an der Fortunastraße Ecke Hoffeldstraße mittlerweile auch über die Grenzen des Viertels hinaus bekannt.

„Das Fortuna Eck hat vielen kleinen Bands und Musikern, auch aus England und New York, die Möglichkeit gegeben, Gigs zu spielen. Dadurch wurde das Eck über die Jahre zur Punk-Rock‘n‘Roll-Underground-Kneipe“, sagt Stammgast Monique. „Vieles an dieser Attitude erinnert mich an den Ratinger Hof.“ Es sei ein Drama, dass das Fortuna Eck dicht machen müsse, so Monique weiter. Sie selber wohne direkt nebenan, die Kneipe sei so etwas wie ihr Wohnzimmer.

Derartige Reaktionen bekommt Moni dieser Tage häufig. Von Gästen. Nachbarn. Aber auch von Unbekannten. Scheint so, als wäre Flingern sich einig: Moni und das Fortuna-Eck sollen bleiben. Ein Maler und eine Weinhändlerin aus der Nachbarschaft haben einen Brief an den neuen Hauseigentümer geschrieben. Jemand hat in der Kneipe angerufen, um zu fragen, ob er irgendwie helfen könne. Andere überlegen, eine Petition zu starten. „Wir wollen das Fortuna Eck nicht sang- und klanglos den Haifisch-Investoren überlassen“, sagt Nachbarin Monique kämpferisch.

Frohburg selber gibt sich zurückhaltender. Aber auch sie findet, dass man sich nicht alles gefallen lassen müsse. „Außerdem hätte ich gerne selbst entschieden, wann für mich Schluss ist.“ Im November wird sie 70. Aber ein, zwei Jahre hätte sie gerne noch hinter dem Tresen gestanden. Würde sie etwas anders machen, wenn sie die Möglichkeit hätte? Moni schüttelt den Kopf. „Nee. Ich würde es wieder genauso machen. Ich kann mir für mich gar nichts anderes vorstellen, als Wirtin zu sein.“

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