Hambi bleibt Kunst und Politik

Als Nele Waldert zum ersten Mal im Hambacher Forst war, fand sie eine Situation vor, die mit der in manchen Medien überlieferten so gar nichts zu tun hatte. Es gab keine Kot-Bomben. Keine Hundertschaften. Keine Räumfahrzeuge.

Keramik-Arbeiten von Sebastian Weggler

Foto: Anne Eleftheria Rigopoulos

„Es war sehr friedlich“, erinnert sich die Bildhauerin, die sich seit vielen Jahren auch politisch engagiert. Ein irrer Gemeinschaftsgeist habe im Hambi geherrscht, so Waldert. „Das hat mich sehr beeindruckt.“ Überhaupt sei sie ebenso gerne wie oft im Wald. Der Mensch brauche schließlich die Natur zum Leben.

Seit vier Jahren ist Waldert nun nicht nur Künstlerin, sondern auch Kuratorin und Ausstellungsmacherin. In ihrem Projektraum Neues aus dem Wald an der Viersener Straße 38 in Heerdt finden normalerweise zwei bis drei Ausstellungen pro Jahr statt. Im vergangenen Jahr hat sie allerdings pausiert. Zum Wiederauftakt wird es nun politisch. Gemeinsam mit der Malerin Julia Theuring, einer Meisterschülerin von Siegfried Anzinger, hat Waldert eine Ausstellung zum Hambacher Forst organisiert. Als Titel haben sie einen Slogan der Aktivisten geliehen: „Hambi bleibt“ heißt die Schau. 15 Künstler hat das Duo eingeladen, Arbeiten zum Hambacher Forst zu schaffen. Die meisten davon kommen aus Düsseldorf, dazu gesellen sich Gäste aus Berlin, Stuttgart und Köln, sogar ein waschechter Aktivist aus dem Hambi zeigt seine Werke. Und natürlich die beiden Ausstellungsmacherinnen. Im Vorfeld der Schau hat der Künstlertrupp gemeinsam zwei Ausflüge in den Hambacher Forst unternommen – zwecks Inspiration und zum Arbeiten. Taka Kagitomi war auch dabei. Der Japaner, der an der hiesigen Kunstakademie studiert hat, hat vor Ort Material gefunden. Aus Ästen, die er aus dem Wald mitgenommen hat, einem Hufeisen und Teilen eines alten Spinnrads schuf Kagitomi eine Installation, die Sounds erzeugt. In Aktion zu erleben ist das seltsame Instrument und natürlich auch sämtliche anderen Werke am 12. und am 26. Mai, jeweils zwischen 15 und 18 Uhr. Ursprünglich sei ihr Plan sogar eine Ausstellung im Hambacher Forst gewesen, erzählt Waldert noch. „Aber dann haben wir gemerkt, da ist schon so viel. Und die Leute dort wissen eh Bescheid.“ Deshalb habe man den Wald letztendlich nach Düsseldorf geholt. Zwei bis drei Arbeiten hat jeder der Künstler beigesteuert, 45 sind es insgesamt. Darunter auch die wunderbaren Werke von Anne Eleftheria Rigopoulos, die Baum-Fotos farblich verfremdet, auf Holzplatten überträgt und sie dann mit Harz und Härter überzieht. Oder die Keramiken von Sebastian Weggler, die von afrikanischen Masken inspiriert sind, aber auch von Comics und Graffiti. Und dann wäre da noch Thilo Klütsch, der besagte Aktivist aus dem Hambi. Immer wenn im Wald die Hundertschaften anrücken, stellt er seine Staffelei auf und malt. Nicht etwa die Einsätze, sondern romantische Schneelandschaften, in deren Hintergrund ein Braunkohle-Bagger zu sehen ist. Oder gleich die Abbruchkante des Tagebaus.

Zur thematischen Einstimmung auf all das sei übrigens ein Besuch zum Klimakino-Abend im zakk empfohlen. Dort läuft am 11.5., dem Vorabend der Vernissage in Heerdt, ab 19 Uhr der Film „Brand II“ von der Künstlerin Susanne Fasbender und dem Hambacher Forst Filmkollektiv. Fasbender bereiste das Rheinische Braunkohlenrevier und schuf ein mehrteiliges Filmwerk, in dem sie die Zusammenhänge zwischen Rohstoffabbau, Landnahme, Wirtschaftswachstum und Klimakrise erklärt. Wertvolles Wissen ist das allemal. Denn auch nach Ende der Heerdter Ausstellung wird das Thema Energiewende uns alle weiter begleiten.

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