Das QuARTier 8 im Flingeraner Hinterhof Kulturelle Aktivisten

In Flingern ist schon seit vielen Jahren einiges im Wandel. Die Schwelmer Straße 8 macht da keine Ausnahme. Früher war in dem Hinterhof 30 Jahre lang ein Autohandel ansässig. Seit 2017 findet man an gleicher Stelle den Atelier- und Kreativhof „QuARTier 8“. Gleich am Eingang grüßt eine Figur von Jacques Tilly. Der Clown, der hinter Plexiglas präsentiert wird, stand 2017 auf einem Wagen beim Rosenmontagszug einem Papp-Erdogan gegenüber.

 QuARTier-8-Hausmeister Joachim Johänning (M.) und Mitstreiter, darunter Polizist und Künstler Jack Eßer (l.) mit seinem Surfbrett aus Plastikmüll.

QuARTier-8-Hausmeister Joachim Johänning (M.) und Mitstreiter, darunter Polizist und Künstler Jack Eßer (l.) mit seinem Surfbrett aus Plastikmüll.

Foto: Alexandra Wehrmann

Während Letzterer wie üblich nach der Session zerstört wurde, hat der Tillysche Clown – ebenso wie weitere Figuren des Meisters – auf dem Gelände in Flingern eine neue Heimat gefunden.

Für das „QuARTier 8“ verantwortlich zeichnet Joachim Johänning. Selbstverliehener Spitzname: „Hausmeister Jo“. Der 65-Jährige ist Architekt und Sachverständiger für Immobilienbewertungen. Er hat die circa 250 Quadratmeter großen Räumlichkeiten im Flingeraner Hinterhof peu à peu für die neue Nutzung erschlossen. Heute sitzen acht Mieter auf dem einstigen Garagenhof, darunter Bildende Künstler, eine Produktdesignerin und eine Autorin.

Bereits 2017 eingezogen ist Björn Tessnow. Der 40-Jährige ist Filmemacher und Fotograf und hat sich in zwei Räumen Studio und Büro eingerichtet. Gefunden hat er das „QuARTier 8“ ganz klassisch: über Immobilienscout. „Das Potenzial des Ganzen habe ich damals schon erkannt“, sagt er. Tessnow sitzt im Eventraum des Areals – umgeben von Kunst. An der Wand farbenfrohe Bilder. Blickfang unter den Exponaten ist aber ein Surfbrett, das mit allerlei Plastikmüll, darunter zahlreiche Flaschendeckel, beklebt und anschließend mit Farbe bemalt und besprüht wurde. Der Urheber des Werks ist im wahren Leben Polizist: Jack Eßer. „Der mit den Farben tanzt“ steht auf der Einladungskarte zu seiner Ausstellung. Einige Tage liegt die Vernissage von „Surfing into the Colours“ – zu sehen noch bis zum 10. August – bei unserem Gespräch erst zurück. 120 Gäste waren da. Gut verkauft hat Eßer auch. Gleich zwölf Werke sind mit rotem Punkt markiert. Johänning ist stolz: „Das ist doch toll“, schwärmt er.

Nicht minder begeistert ist er von Ardit Gjikaj. Der 36-Jährige ist dreifacher Weltmeister im Breakdance. „2003, 2006 und 2009.“ Viele Jahre hat der gebürtige Albaner, der im Alter von zwölf Jahren nach Deutschland kam und sechs Sprachen spricht, seine Skills als Trainer im Tanzhaus NRW weitergegeben. Mittlerweile betreibt er ein eigenes Tanzstudio in der Nähe vom Worringer Platz. Dort unterrichtet er Kinder und Jugendliche zwischen drei und 18 Jahren. Mehr als nur nebenher produziert Gjikaj auch Musik, zu diesem Zweck hat er ein kleines Studio im „QuARTier 8“ angemietet. An einem Ständer neben der Tür hängen Stücke seiner eigenen kleinen Modekollektion. Eine ungewöhnliche Melange aus kimonoartigen bestickten Jacken, Caps, Hemden und Sweatern.

Wer all das aus der Nähe betrachten möchte, findet das Tor an der Schwelmer Straße 8 meist sperrangelweit offen. Das soll auch in Zukunft so bleiben. Für die kommenden Wochen haben die kulturellen Aktivisten vom Q8 schon jetzt einige Asse im Ärmel: Die kommende Ausstellung bestreiten die Autorin Katja Panyutina und der Künstler Erik Mamberger. Im Rahmen der Zakk-„Hinterhoflesungen“ gastieren am 29. August Jonas Baeck, Lucia Lucia und Marie Gehdannjez im „QuARTier 8“. Und langfristig soll auch auf dem Dach der Räumlichkeiten Großes entstehen: ein 400 Quadratmeter großer Skulpturengarten. Der Entwurf für die Treppe nach oben ist schon fertig.

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