Michael Jackson-Ausstellung in Bonn Monster of Pop

Bonn · Die Bundeskunsthalle Bonn zeigt mit „On the Wall“ noch bis zum 14. Juli eine künstlerische Darstellung des Musikers Michael Jackson. Unterschiedliche Künstlergenerationen setzen sich dabei mit einem der einflussreichsten Musiker auseinander, den das 20. Jahrhundert hervorbrachte und dessen Erbe bis heute fortdauert. Im Rahmenprogramm geht es dabei auch um eine kritische Auseinandersetzung mit Jackson.

Tanz auf strahlenden Zuckerwürfeln: „An Illuminating Path“ nennt Künstler David LaChapelle sein Werk aus dem Jahr 1998

Foto: David LaChapelle

Am Anfang stehen Fragen: Wie darf Michael Jackson heute gezeigt werden? Wie geht man um mit einem der größten Popstars aller Zeiten, gegen den schwere Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs erhoben werden? Und darf man ihn, den King of Pop, heute überhaupt noch zeigen?

Vorwürfe stehen schon seit langem im Raum. Bereits in den 1990er-Jahren, und damit noch zu Lebzeiten des 2009 verstorbenen Musikers, wurden erste Missbrauchsvorwürfe formuliert. Kindesmissbrauch, so lautete 1993 eine erste Klage, die vom Vater eines damals 13-Jährigen eingereicht wurde. Es kam nicht zu einer Verhandlung der Angelegenheit. Das Verfahren gegen Jackson, dem selbst ernannten „Freund aller Kinder“, wurde mit einer Zahlung des Musikers an die betroffene Familie eingestellt. 2005 wurde ein zweites Verfahren mit gleichen Vorwürfen gegen Jackson angestrengt. Auch diesmal war es ein 13 Jahre alter Junge, auch diesmal lautete die Anklage Kindesmissbrauch. Und obwohl es zu einem Strafprozess kam, so ging auch dieser für den Musiker glimpflich aus. Jackson wurde freigesprochen.

Ein neuer Dokumentarfilm mit dem Titel „Leaving Neverland“ beklagt nun erneut und posthum schwere Fälle des Missbrauchs, die der einstige Superstar begangen haben soll. Darin kommen zwei Männer zu Wort, die davon berichten, wie Jackson sie als Kinder systematisch sexuell missbraucht habe. Das Medieninteresse ist enorm, differenzierter, kritischer und, womöglich auch geprägt durch die #MeToo-Debatte, setzen sich damit diesmal aber auch die Konsumenten des Popstars und dessen Werks auseinander. Dennoch, die Frage bleibt: Wie darf Michael Jackson heute gezeigt werden?

Die Macher der Ausstellung „On the Wall“ in der Bundeskunsthalle in Bonn verfolgen die aktuelle Diskussion angespannt. Schließlich zeigt das Haus derzeit eine Schau, die nicht weniger zum Inhalt hat, als den Umgang anderer Künstler mit dem einstigen Popstar. Darunter Werke von Andy Warhol, mit denen eigentlich alles begann. „Michael Jackson (FS IIIB.23)“, so lautet der Titel des Werks Warhols, einer Porträtreihe im Popart-Stil, die 1982 den Popkönig erstmals in künstlerischem Kontext darstellte und damit auch so etwas wie ein Startsignal für andere Künstler markierte. Mitunter multimedial setzen sich auch die seit Jahren nun schon mit dem Mythos, der Ikone Jackson auseinander, in Videoinstallationen etwa, und in Ölgemälden. Deutlich wird in allen Werken stets die skurrile Anziehungskraft, die einst von ihm ausging. Aber auch die Selbststilisierung und das seltsam Unnahbare, das von ihm verströmt wurde. Den Machern der Ausstellung ist wichtig, so erklärt Ausstellungsleiterin Angelica Francke in einem Interview, dass ihre Schau keine Hommage an den Musiker Jackson sein soll, sondern vielmehr eine Auseinandersetzung mit den Werken der Künstler, die die öffentliche Person Jackson zu ihren Werken inspirierte. Was war spannend an dem Sänger und Performer Jackson, was war interessant an dem Mann, der nach Schätzungen diverser Nachrichtendienste und Magazine rund 750 Millionen Platten verkauft haben soll? Und wie findet all das Einzug in die insgesamt 134 Werke der 53 an der Ausstellung beteiligten Künstler?

Nun, die stellen ihn zum Beispiel in Erlöserpose dar, aber auch verstörend, mit zu einer Grimasse verzerrtem breiten Grinsen oder collagiertem Dreifachgesicht. Und die Ausstellung widmet sich damit nicht dem musikalischen Erbe, sondern ausschließlich dem Motiv der Kunstfigur Michael Jackson als Matrize für eine kunstvolle Rezeption. Die Ausstellung also als Spiegel dessen, was andere Künstler in ihm sahen. Und vielleicht auch der Versuch einer Trennung zwischen dem einerseits inspirierenden und schillernden Künstler Jackson und andererseits dem Menschen mit all seinen Fehlern, nicht jedoch dem vermeintlichen Straftäter. Und auch, wenn diese Rolle explizit ausgeklammert wird, so soll im Begleitprogramm zur Schau doch immer wieder auch die Diskussion zu diesem Thema gesucht werden und so in der erweiterten Ausstellung der aktuellen Debatte Rechnung getragen werden.

Ganz egal, wie die aktuelle Diskussion um die Missbrauchsvorwürfe ausgehen und der Umgang mit einem derart schwerwiegenden Thema in unserer Gesellschaft fortgelebt wird – der Musiker Michael Jackson hat trotz der aktuellen Diskussion von seiner Popularität offensichtlich bis heute nichts eingebüßt. Die Google-Suche erntet 1.160.000.000 Ergebnisse in 0,45 Sekunden. Und das, so Google, sei nur eine ungefähre Zahl.

Bis 14.7. Bundeskunsthalle Bonn, Friedrich-Ebert-Allee 4, Bonn

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