Studie am Evangelischen Krankenhaus Weltneuheit für OP am Dünndarm
Holger Schippa leidet an der Erbkrankheit Morbus Osler. Er verliert über sehr kleine Blutgefäße immer wieder Blut. Wegen einer starken Arterienverkalkung muss der Düsseldorfer Blutverdünner nehmen.
Und verliert mehr Blut. Eine Zwickmühle, wie er selber sagt.
Bis jetzt. Am Evangelischen Krankenhaus (EVK) arbeitet Chefarzt Prof. Dr. Horst Neuhaus mit einer Weltneuheit: Einem motorisierten Spiral-Endoskop. "Das ist höchste Ingenieurskunst", sagt Neuhaus. Eine 20 cm lange, weiche Spirale wird an einem Spezial-Endoskop fixiert und in den Dünndarm geführt. Den Motor steuert der Arzt über einen Fußschalter. Durch die Drehung der Spirale im Uhrzeigersinn wird der Dünndarm langsam auf das Endoskop gezogen.
Ist der Widerstand zu groß, schaltet sich das Gerät ab. Lichtwarnsignale und ein akustischer Alarm sorgen für zusätzliche Sicherheit. In 20 bis 25 Minuten können die Mediziner so auch den tiefsten Teil des Dünndarm erreichen. Und behandeln. Denn im Schlauch befindet sich auch ein Arbeitskanal, der operative Eingriffe im Dünndarm ermöglicht.
Und genau das soll Holger Schippa helfen. Blutungen aus dem Magen- und Darmtrakt verursachten bei ihm Blut- und Eisenmangel. Trotz Magen- und Darmspiegelungen wurden die Quellen der Blutungen zunächst nicht gefunden.
"Den Dünndarm können wir gut mit einer Videokapsel-Endoskopie untersuchen", sagt Prof. Neuhaus. Diese Kapsel wird geschluckt, wandert durch den Darm und liefert den Medizinern am Ende aufschlussreiches Bildmaterial.
Bei Holger Schippa wird man fündig: Mehre Blutschwämmchen im Dünndarm, sogenannte Angiodysplasien, verursachen die Blutungen. Durch eine Verschorfung können diese Blutungen aber gestoppt werden. Da der Dünndarm sehr lang und verwinkelt ist, gelten herkömmliche Verfahren als sehr aufwendig und auch für den Patienten sehr anstrengend. Vom Spiral-Endoskop verspricht sich Prof. Neuhaus einfachere, effektivere und schonendere Eingriffe.
Seit November 2015 ist das Gerät am EVK im Rahmen einer Studie im Einsatz. Die Düsseldorfer leiten den europäischen Part dieser Studie, arbeiten mit der Erasme Universität in Brüssel zusammen. "Über 2.000 Patienten wurden bislang mit dieser Methode behandelt. Bisher gab es keine Komplikationen.
Aber: "Wir wollen auch nicht zu viele Versprechungen machen. Noch ist es schließlich eine Studie", sagt Prof. Neuhaus. Er ist sicher: "In den nächsten zwei Jahren wird dieses Gerät noch nicht auf den Markt kommen." Der Hersteller Olympus sei da ganz besonders sorgfältig. Für Holger Schippa ist aber etwas anderes viel wichtiger: "Dass ich aus meiner Zwickmühle heraus komme!"