Schwere Vorwürfe gegen das Kinderhilfezentrum Eulerstraße

(ho) "Wegen (möglicher) Vorfälle im städtischen Kinderhilfezentrum und bereits eingeleiteter Maßnahmen" fand am Montag eine Sondersitzung des Jugendhilfeausschusses statt.

"Das ZDF hat uns am Mittwoch, 10. Februar, darüber informiert, dass dem Sender von einem Informanten Ton- und Bildaufnahmen zugespielt wurden", berichtet Sozialdezernent Burkhard Hintzsche. Darin enthalten seien schwere Vorwürfe gegen das Kinderhilfezentrum Eulerstraße.

Diese reichten von Hygienemangel bis zur Fixierung von Kindern. Nach Gesprächen mit dem Sender habe man am Freitag schließlich "Bild- und Tonsequenzen einsehen können". Der Bericht wurde bislang nicht ausgestrahlt, doch die Stadt reagierte sofort. Die Arbeitsverträge zweier Honorarkräfte wurden mit sofortiger Wirkung gelöst. Drei Fachkräfte bis zur Klärung der Sachlage freigestellt.

"Einige der Vorwürfe sind so gravierend, dass wir ihnen sofort nachgegangen sind", so Hintzsche. In einem Fall wurde ein Vorwurf bestätigt. Eine Honorarkraft hatte alkoholisiert einen Jungen morgens mit Schläge geweckt. Der Mann wurde entlassen.

Der Vorwurf der Fixierung eines Mädchens konnte geklärt werden. "In diesem Fall ging es um eine Selbstgefährdung des Mädchens. Der Fall wurde korrekt behandelt und dokumentiert, das Mädchen schließlich durch die Polizei in die Landeskrankenanstalt gebracht", erläutert Jugendamtsleiter Johannes Horn. In einem zweiten Fall habe man noch kein abschließendes Urteil fällen können, weil die betreffende Mitarbeiterin am Wochenende nicht erreichbar gewesen sei.

Im Falle der hygienische Zustände in den sanitären Einrichtungen haben man nun die Reinigungsfrequenz erhöht. Die Reinigung erfolge gemeinsam mit den Jugendlichen - aus pädagogischen Gründen.

Weitere Vorwürfe in dem ZDF-Bericht: Mitarbeiter seien nicht zur Arbeit erschienen und dabei durch ihre Kollegen gedeckt worden. "Ein solcher Betrug", sagt Horn, "ist nicht bekannt."

Das Kinderhilfezentrum ist die zentrale Stelle für die Inobhutnahme von Kindern. "Eine hervorragende Einrichtung der Jugendhilfe", wie auch CDU-Ratsherr Andreas Stieber am Montag betonte. Derzeit werden dort auch minderjährige, unbegleitete Flüchtlinge untergebracht - unter anderem in einer Turnhalle.

Das wird sich in den nächsten Wochen aber ändern. In der Ludwig-Beck-Straße wurde eine Unterkunft fertig gestellt, in der jetzt Wohngruppen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge eingerichtet werden.

Dennoch gibt es bereits einen erweiterten Maßnahmenkatalog, zu dem unter anderem die folgenden Punkte gehören:
Die Leitung des Kinderhilfezentrums nimmt ab sofort der stellvertretende Jugendamtsleiter Klaus Kaselofsky wahr.
Zwei externe Fachkräfte sollen Abläufe und Regelungen durchleuchten, prüfen und die Aufklärung unterstützen.
Die bislang feststehenden Teams aus Fachkraft und Honorar-/ Hilfskraft werden im Dienstplan häufiger neu zusammengestellt.

Im Falle einer Zwölfjährigen, die im Januar mutmaßlich Opfer eines sexuellen Übergriffs durch zwei Flüchtlinge wurde, dauern die Ermittlungen der Polizei an.

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