Fachtag gegen Altersarmut Mehr Sensibilität für Migranten

Einwanderer sind Menschen, "die heute kommen und morgen bleiben". Diesen Satz des Soziologen Georg Simmel zitierte Serap Güler, Staatssekretärin für Integration im NRW-Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration (MKFFI) vor über 100 Teilnehmern aus Politik, Wohlfahrtsverbänden und sozialen Einrichtungen.

Seniorenratsmitglied Hartmut Mühlen - "Die Sprache ist das A und O."

Foto: Susan Tuchel, Textpublik

Im Haus der Kirche fand der zweite Fachtag "Gegen Altersarmut und Einsamkeit" statt.

Dabei wurde insbesondere die Situation der Senioren in der Gruppe der Migranten beleuchtet. Güler wies auf das Armutsrisiko der Migranten hin, das mit 34,4 Prozent fast vier Mal so hoch sei wie das von einheimischen Senioren.

Wie Altersarmut und Migration sich in Zahlen audrückt, darüber klärte Prof. Dr. Antonio Brettschneider von der TH Köln in seinem Vortrag auf. Im dritten Quartal 2018 bezogen bundesweit 550.000 Senioren Grundsicherung, davon 25 Prozent Ausländer. Für Düsseldorf sind die Zahlen weitaus alarmierender. Hier sind 41 Prozent der Grundsicherungsbezieher Ausländer, darunter vor allem familienorientierte Frauen, ehemalige Selbstständige und Zuwanderer.

In sechs Workshops diskutierten die Teilnehmer darüber, wie man die Situation für die älteren Migranten in Düsseldorf verbessern könne. "Ohne eine Kommunikation mit den Migranten ist es schlicht nicht möglich. Die Sprache ist das A und O", erklärt Hartmut Mühlen, Mitglied des Seniorenrates, der den zweiten Fachtag als wichtige Erweiterung des ersten Fachtages gegen Armut und Einsamkeit im Alter vor einem Jahr initiiert hat. Wie das praktisch umzusetzen ist: "Direkte Nachbarschaftshilfe und eine bessere Organisation der rund 140 Migrantenvereine in Düsseldorf sind wichtige Schritte, um mit den Senioren persönlich in Kontakt zu treten", so Mühlen. Die Bedürfnisse dieser Zielgruppe sind die gleichen wie die von einheimischen Senioren: soziale Teilhabe, bezahlbarer Wohnraum und eine gute medizinische Versorgung.

Damit alle Senioren — gleich welcher Herkunft — gehört werden, dafür setzt sich der Seniorenrat seit 40 Jahren ein. "Was viele Bürger nicht wissen: Was wir in den Arbeitskreisen beschließen, muss in der Politik umgesetzt werden, von abgesenkten Bürgersteigen bis zu mehr bezahlbarem Wohnraum. Mit der steigenden Zahl von Senioren in Düsseldorf wird der Seniorenrat für die Düsseldorfer Bürger immer wichtiger werden", prognostiziert Mühlen und hofft auf Menschen mit Migrationshintergrund, die sich im neuen Seniorenrat engagieren.

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