Aufarbeitung der Kolonialzeit Straßen mit neuer Perspektive umbenennen

Die Stadt will Straßennamen umbenennen, die einen Bezug zu Personen vornehmlich aus dem Kolonialismus herstellen. „Gut so“, meint Hans R. Schuller, Sprecher des Arbeitskreises Düsseldorf Postkolonial. Aber welche neuen Namen sollen gewählt werden?

 Umstrittene kolonialzeitbezogene Straßennamen in Urdenbach - „Leichtfertiges Entsorgen der Geschichte“.

Umstrittene kolonialzeitbezogene Straßennamen in Urdenbach - „Leichtfertiges Entsorgen der Geschichte“.

Foto: Maren Koenemann

Wolfgang Rolshoven, Baas der Düsseldorfer Jonges, hat in der Mai-Ausgabe der Vereins-Zeitschrift „Das Tor“ Frauennamen mit lokalem Bezug ins Spiel gebracht. „Ein interessanter Ansatz“, so Schuller. „Auch wir plädieren für eine Namensgebung mit lokalen Bezügen, aber  aus der lokalen Kolonialzeit. Die Straßen sollen Namen erhalten, die die Erinnerung an die deutsche Kolonialzeit nicht auslöschen, sondern beibehalten, allerdings mit einer neuen Perspektive.“ Welche Perspektive das sein kann, müsse in einer breit geführten Diskussion ausgehandelt werden.

Die kolonialen Straßennamen seien ein wichtiges Kapitel der Düsseldorfer Stadtgeschichte. Deshalb könne eine Umbenennung nur durch eine gleichzeitige Aufarbeitung der Kolonialgeschichte der Stadt erfolgen. Schuller: „Die bloße Umbenennung wäre ein leichtfertiges Entsorgen der Geschichte. Deshalb muss man die Aufarbeitung durch Erinnerungsorte verankern und ein nachhaltiges Erinnerungs- und Lernkonzept zur Düsseldorfer Kolonial- und Globalgeschichte entwickeln.“

Der Arbeitskreis appelliert an den Stadtrat, bei der Straßenumbenennung seinem partizipativen Anspruch gerecht zu werden und zivilgesellschaftliche Initiativen, POC-Gruppen und AnwohnerInnen miteinzubeziehen. „Wir fordern die Stadt auf, solche partizipativen Strukturen zu schaffen, wie sie in anderen Städten (etwa Berlin) geschaffen wurden und auch in Düsseldorf bei anderen Projekten (beispielsweise beim Bau der Oper) entwickelt wurden“, sagt Schuller. Dieser Prozess werde zweierlei erreichen: eine breitere Legitimation der Straßenumbenennung und gleichzeitig eine intensivere Auseinandersetzung mit der Düsseldorfer Kolonialgeschichte.

Schuller sieht in der Auseinandersetzung mit der lokalen Kolonialgeschichte einen wichtigen Schritt für das Lernen über die Gegenwart der Stadt. Düsseldorf sei einerseits schon im 19. Jahrhundert eine globalisierte Stadt gewesen. Andererseits eine wichtige Bühne für Kolonialambitionen ab der Mitte des 19. Jahrhunderts sowie in den 1920ern und 1930ern, nach dem Verlust der Kolonien.

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