Fortuna Legende Klaus Allofs über neue Wege, unseriöse Aufstiegsfragen und einen Freund „Wir denken um“

Den direkten Wiederaufstieg in die Fußball-Bundesliga verfehlt, ein neuer, junger Trainer im Anmarsch, und die Frage, ob mit ähnlich hohen Ambitionen in eine - aufgrund des illustren Teilnehmerfeldes - außergewöhnliche neue Zweitliga-Saison gegangen wird? Es gibt viel zu besprechen mit Klaus Allofs, Fortuna-Legende und aktueller Fußball-Vorstand im Verein. Er macht das - im Interview mit dem Düsseldorfer Anzeiger.

 Klaus Allofs (l.) mit Sportvorstand Uwe Klein - „Ein Zufall ist das natürlich nicht.“

Klaus Allofs (l.) mit Sportvorstand Uwe Klein - „Ein Zufall ist das natürlich nicht.“

Foto: Horstmueller GmbH/HORSTMUELLER GmbH

Klaus Allofs (64) bekleidet bei Fortuna Düsseldorf seit 2020 den Vorstandsposten Fußball & Entwicklung, Kommunikation und CSR. In Gespräch mit Oliver Bendt geht es vor allem um die beiden ersten Aspekte seiner Jobbeschreibung.

Herr Allofs, Sie haben gesagt: Die Fortuna geht mit der Verpflichtung von Christian Preußer einen neuen Weg. Wie soll der aussehen?

  Neuer Weg insofern, dass wir einen relativ jungen Trainer verpflichtet haben, der nicht aus der ersten oder zweiten Liga kommt. Das ist für die Fortuna schon etwas Neues. Wir glauben, dass Christian Preußer zu dem Weg passt, den die Fortuna einschlagen will. Wir müssen mit jungen Spielern arbeiten und diese weiterentwickeln. Und wir wollen offensiven und flexiblen Fußball spielen. Wir haben in den Gesprächen mit ihm sehr viel Deckungsgleichheit gehabt und sind sehr zuversichtlich, dass wir den richtigen Mann gefunden haben.

 Welchen Trainerstil verkörpert Christian Preußer?

Das kann man nicht so kategorisieren. Er hat verschiedene Facetten zu bieten und wird die Dinge situationsbedingt angehen. Er hat klare Vorstellungen, wie er eine Mannschaft führt und wie er Spieler ausbilden will.

 Preußer ist mit seinen 37 Jahren noch ein junger Trainer, da kann schnell der Vorwurf kommen: Zu unerfahren. Sehen sie sich dafür gewappnet?

 Gewappnet in dem Sinne, dass wir mit sehr vielen Kandidaten gesprochen haben. Und er hat uns eben total überzeugt. Mit Co-Trainer Thomas Kleine hat er zudem einen erfahrenen Mann für die erste und zweite Liga an seiner Seite. Da sind wir also alle gut gewappnet.

 Sie haben gesagt, der Einbau von jungen Spielern und Talenten ist ein Muss für die Fortuna. Da ist es doch bestimmt kein Zufall, dass mit Christian Preußer ein Trainer vom SC Freiburg kommt? Dort ist man für  Talentförderung ja bekannt…

 Ein Zufall ist das natürlich nicht. Dass wir uns an erfolgreichen Modellen orientieren sollten, ist nachzuvollziehen. Und Freiburg hat das in den vergangenen Jahren sehr gut gemacht und immer wieder gute Spieler ausgebildet. Mit dieser Verpflichtung wollen wir uns etwas von diesem know-how ins Boot holen, das stimmt schon.

 Die Ausbildung und der Einbau von Talenten braucht aber Zeit. Wäre da nicht eine längere Vertragslaufzeit als zwei Jahre sinnvoller gewesen?

 Nein, ich glaube es ist sinnvoll, nicht nur einen Einjahresvertrag anzubieten. Aber zwei Jahre bei einer Trainerverpflichtung sind in Ordnung. Und wenn man sieht, dass man auf dem richtigen Weg ist, kann man ja verlängern. Außerdem kann die Ausbildung und das Heranführen von Spielern sehr schnell gehen, siehe Shinta Appelkamp in der abgelaufenen Saison. Es braucht aber auch keiner denken, dass wir jetzt mit einer verstärkten Jungendmannschaft antreten. Das wird in der zweiten Liga nicht funktionieren. Wir brauchen schon auch erfahrene Leute und wollen zusätzlich eben unsere Talente heranführen. Das ist für uns wichtig, sportlich, aber auch finanziell.

 Christian Preußer ist noch bei Freiburg II. tätig und wird erst Mitte Juni offiziell bei der Fortuna übernehmen. Inwieweit ist er trotzdem schon in die Kaderplanung eingebunden?

 In Absprache mit dem SC Freiburg ist es ihm erlaubt, sich schon mit unserer Kaderplanung auseinanderzusetzen. Das ist natürlich eine außergewöhnliche Situation, aber das werden wir schon hinbekommen.

 Die Erwartungshaltung bei der Fortuna war ja vergangene Saison schon recht hoch. Wird die noch weiter ansteigen?

Wenn ich mir die zweite Liga in der kommenden Saison so anschaue, haben wir ja eine ganz andere Situation als in der vergangenen Spielzeit, vor allem was die Aufstiegsfrage angeht. Wir haben immer gesagt, dass wir so arbeiten möchten, dass eine Rückkehr in die erste Liga mittelfristig realistisch ist. Aber ein Saisonziel kann und werde ich jetzt noch nicht ausgeben, das wäre unseriös. Ich hoffe, dass wir uns am Anfang der Saison so stark fühlen, dass wir den Aufstieg anstreben können. Ob wir das so formulieren wie dieses Jahr weiß ich nicht, aber wir wollen schon ambitioniert sein. 

Wird die Fortuna weiter verstärkt mit Leihspielern arbeiten?

 Wir haben da ein Umdenken vorgenommen. Wir wollen Werte für die Fortuna schaffen. Man kann Spieler ausleihen, aber das sollte dann mit einer realistischen Kaufoption verbunden sein. Also Spieler weiterentwickeln und dann auch davon profitieren. Das ist bei der finanziellen Situation der Fortuna nicht immer einfach. Es kann auch sein, dass man im Einzelfall mal einen Spieler ohne Kaufoption ausleiht, aber grundsätzlich hat es bei diesem Thema bei uns ein Umdenken gegeben. 

Kurz noch ein paar Worte zum Abschied von Uwe Rösler. Das verlief von außen betrachtet sehr harmonisch. Wohltuend in der heutigen Zeit…

 Das wirkte nicht nur so, sondern war auch intern so. Es war eine Freude, mit ihm zusammenzuarbeiten und der Austausch mit ihm hat mir sehr viel Spaß gemacht. Deshalb ist uns die Entscheidung sehr schwer gefallen. Leider sind die sportlichen Ziele nicht erreicht worden und da muss man persönliche Sympathien außen vor lassen. Aber Uwe Rösler ist mir ein Freund geworden und er ist immer herzlich bei uns willkommen.

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