Konkrete Zahlen sollen Hilfesystem für Obdachlose stärken Mit den Menschen

Die Ergebnisse einer Nachtzählung von Menschen mit Lebensmittelpunkt auf der Straße wurden jetzt im Ausschuss für Gesundheit und Soziales vorgestellt. Die Zählung sollte differenziertere Erkenntnisse über die Bedarfe erbringen, um das Hilfesystem weiterzuentwickeln.

Eine wissenschaftlich begleitete Zählung soll mehr Erkenntnisse zu Lebenslagen von wohnungslosen Menschen in Düsseldorf bringen.

Eine wissenschaftlich begleitete Zählung soll mehr Erkenntnisse zu Lebenslagen von wohnungslosen Menschen in Düsseldorf bringen.

Foto: Pixabay/Apollo22

Bislang erhielten die seit 1994 stattfindenden Nachtzählungen nur quantitative Erhebungen. Nach einer Neukonzeption wurden jetzt erstmals auch qualitative Ergebnisse erhoben, die Aufschluss über Gründe der Wohnungslosigkeit, zur Alltagsstruktur oder zu Auswirkungen der Corona-Pandemie geben.

Bei der nächtlichen stadtweiten Zählung waren im Oktober 2021 insgesamt 459 Menschen erfasst worden - davon 239 Menschen, die obdachlos schienen, 22 Menschen in Kliniken sowie 198 Menschen in Notschlafstellen. Demnach schlafen in Düsseldorf 239 Menschen auf der Straße und haben die Angebote des Hilfesystems zum Zeitpunkt der Zählung nicht wahrgenommen. Um diese Zahl zu erheben, wurden 179 Sozialräume von 70 Zählteams mit 141 Zählerinnen und Zählern begangen oder befahren. Zudem wurden 2.241 Postadressen und 461 Menschen als Kontrollzahlen vom Jobcenter erfasst. Diese Menschen erhalten Leistungen nach SGB II, haben aber keinen festen Wohnsitz.

Insgesamt 30 Menschen wurden mithilfe von leitfadengestützten Interviews befragt, um mehr Erkenntnisse zu Lebenslagen von Menschen zu erhalten, die in Düsseldorf wohnungslos sind. Thematisiert wurden unter anderem Gründe der Wohnungslosigkeit, Gesundheit und Krankheit oder die materielle Situation. Als Gründe für Wohnungslosigkeit wurden so unter anderem der Verlust von persönlichen und familiären Beziehungen und der Verlust der Arbeitsstelle genannt. Auch Räumungsklagen, psychische Krankheiten oder - spezifisch bei Frauen - Gewalt in der Beziehung oder Familie wurden genannt.

Aus den Ergebnissen der Studie konnten Handlungsempfehlungen abgeleitet werden. So sollten etwa Gesundheitsthemen in den Fokus gerückt und multimorbide Krankheiten berücksichtigt werden. Hilfeleistungen seien so zu gestalten, dass Betroffene diese annehmen. Die Angebote der Wohnungslosenhilfe sollten zudem nicht nur für, sondern auch mit den Menschen selbst weiterentwickelt werden.

„Die Ergebnisse der Studie sind aufschlussreich, um das Hilfesystem für Menschen mit Mittelpunkt auf der Straße anzupassen und weiter zu verbessern“, sagt die Beigeordnete Miriam Koch. „Eine Empfehlung haben wir bereits umgesetzt: Als Konsequenz aus der Corona-Pandemie werden Menschen in Düsseldorfer Notschlafstellen mittlerweile nur noch in Einbett- und Zweibettzimmern untergebracht. Das ist ein neuer verbindlicher Standard, der von den Nutzerinnen und Nutzern sehr begrüßt wird.“ Ein Nebeneffekt der neuen Belegungsstruktur: Die Ein- beziehungsweise überwiegende Zweibettzimmerregelung hat die untergebrachten Menschen bislang weitgehend vor größeren Infektionsgeschehen bewahrt. Zudem beuge die geringere Belegungsdichte Konflikten vor. 

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