Ratsentscheid: Gaslaternen nur noch im Hofgarten Vom „Entzug für Gaslampenfans“ und „reiner Symbolpolitik“

Die „Gaslaternen“-Entscheidung im Stadtrat in der vergangenen Woche kam trotz massiver Proteste der Befürworter der historische Leuchten im Vorfeld nicht unerwartet. Mit großer Mehrheit wurde dafür gestimmt, Gaslaternen nur noch im Hofgarten zu erhalten. Ein erst wenige Jahre alter Kompromiss, der den Erhalt von rund 10.000 Gaslaternen beinhaltete, ist gekippt. Darauf gab es naturgemäß unterschiedliche Reaktionen.

PARTEI-Ratsherr Keno Schulte - „Versprochen - gehalten!“

PARTEI-Ratsherr Keno Schulte - „Versprochen - gehalten!“

Foto: PARTEI

„Gas als Leuchtmittel soll zukünftig nur noch im Ausnahmefall zum Einsatz kommen. Die neue Technik verbessert die Ausleuchtung des Straßenraums und erhöht so die Verkehrssicherheit insbesondere für Fußgängerinnen und Fußgänger“, heißt bei den Grünen in Düsseldorf, die sich bereits im Herbst 2022 mit einem einstimmigen Beschluss ihrer Mitgliederversammlung zur Umrüstung bekannt hatten. „Damit wird ein notwendiger Schritt für den Klimaschutz getan. Die Umrüstung auf moderne, energieeffiziente LED-Technik führt zu einer Reduzierung klimaschädlicher Emissionen“, betont Sprecherin Sophie Karow.

Ganz anders naturgemäß die kritische Einschätzung von Lutz Cleffmann von der Initiative Düssldorfer Gaslicht: „Es verwundert schon sehr, dass sich CDU, Grüne und SPD so ohne Weiteres vor den Karren der 0,87-Prozent-Partei Klimaliste spannen ließen. Hier werde reine Symbolpolitik betrieben, denn um die Reduzierung des CO2-Ausstoßes kann es nicht wirklich gehen. Die Gaslaternen sind für weniger als 0,25 Prozent des Ausstoßes in der Stadt verantwortlich. Dieser Anteil wäre noch gesunken, wenn der im Jahr 2020 beschlossene Abbau von rund 4.000 Laternen umgesetzt worden wäre.“ Für den Plan der Klimaliste zahle die Stadt einen hohen Preis. Zum einen sei der Abbau der Laternen mit 10.000 bis 12.000 Euro pro Tonne so ziemlich die teuerste Methode, CO2-Emissionen zu reduzieren. Zum anderen verliere Düsseldorf ein weltweit einmaliges Denkmal der Industriegeschichte.

„Die Kritik an diesem Beschluss ist unberechtigt“, entgegnet Grünen-Sprecher Christian Fritsch. „Die typische Optik der alten Laternen bleibt erhalten. Gleichzeitig wird eine deutliche Kostenreduzierung erreicht. Somit vereinen wir wichtige klimapolitische Maßnahmen mit der Bewahrung der historischen Bedeutsamkeit für das Stadtbild.“ Was wiederum Lutz Cleffmann nicht glaubt: „„Es wird die versprochene großflächige Aufstellung von Attrappen nicht geben. Am Ende werden überall die hellen ,technischen‘ LED-Strahler stehen,” prophezeit er. Nachbauten der Ansatz- und Aufsatzleuchten gebe es bisher nicht als Serienprodukt. Die Anfertigung dieser Laternentypen mit LED in Kleinserien würde extrem teuer. „Dann wird mit Sicherheit beschlossen, aus Kostengründen darauf zu verzichten. Bleiben werden dann nur noch die Alt-Düsseldorfer-Attrappen in der Altstadt und Oberkassel und sonstigen privilegierten Vierteln.“

Im Grundton gewohnt flapsig-ironisch äußert sich Ratsherr Keno Schulte von der PARTEI Klimaliste: „„Ein langweiligeres Denkmal als eine Gasleitung kann man sich kaum vorstellen. Wenn mir danach ist, Gas zu verbrennen, drehe ich einfach den Warmwasserhahn auf! Das sollte auch den meisten Gaslampenfans bei Entzugserscheinungen helfen.“ Und er betont die Einhaltung eines Wahlversprechens: „Die PARTEI hat auch im Wahlkampf plakatiert: ‚Das kommt hier alles weg!‘ Versprochen - gehalten!“

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