Fotograf Robinson Tilly „Ein Leuchtturm der Menschenrechte“

Der Mythos Europa mit seinen Kontrasten, seiner Vielfalt, aber auch Ambivalenz inspiriert aktuell verschiedene Künstler für die Ausstellung „Künstler sehen Europa“. In Malerei und Fotografie setzen sie sich im Café Europa in einer Wechselausstellung mit dem europäischen Lebensgefühl auseinander.

 Setzt sich in großformatigen Schwarzweißfotografien mit dem Thema Europa auseinander: Fotograf Robinson Tilly zeigt seine Arbeiten in der Reihe „Künstler sehen Europa“ im Café Europa in der Altstadt.

Setzt sich in großformatigen Schwarzweißfotografien mit dem Thema Europa auseinander: Fotograf Robinson Tilly zeigt seine Arbeiten in der Reihe „Künstler sehen Europa“ im Café Europa in der Altstadt.

Foto: Nicole Gehring

Wohl kaum ein anderer Ort in der Stadt ist derzeit so gut für eine Ausstellung mit dem Titel „Künstler sehen Europa“ geeignet, wie das Café Europa selbst. Gegenüber des Rathauses, Marktplatz 6a, bietet das Café in diesem Jahr Raum für Konzerte, Vorträge und Diskussionen zum Thema. Und auch eine Wechselausstellung ist Teil des umfangreichen Programms.

Auf Initiative der Künstlerin Nadja Zikes, kuratiert von Zikes und Nada Kannenberg sowie unter Mitarbeit von Annette Kranz von Europe Direct Düsseldorf, zeigen dort verschiedene Künstlerinnen und Künstler in wechselnden Ausstellungen ihre Sicht auf Europa. Und während Zikes mit eigenen Werken – Gemälde in kreativem Spiel aus Farben und Formen – die Ausstellungsreihe Anfang Mai eröffnete, wird Fotograf Robinson Tilly die Schau mit großformatigen Schwarzweißfotografien ab 5. Juni fortführen. Inspirieren ließ sich Tilly beim Erarbeiten seiner Beiträge unter anderem von einem Zitat Robert Schumans, zwischen 1948 und 1952 französischer Außenminister, der bereits zu Beginn der 1950er-Jahre den Weg zur Schaffung der Montanunion – der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl – vorbereitete: „Den Feinden von gestern reichen wir die Hand, um uns zu versöhnen und um Europa gemeinsam aufzubauen.“ Das, was Schuman, der heute als Gründungsvater der Europäischen Union gilt, ab Mai 1950 mit seiner ursprünglichen Idee verfolgte, ist aktuell ein Zusammenschluss von 28 europäischen Ländern mit über 500 Millionen Bürgern. Ihr Ziel ist es, den Frieden, die Werte und das Wohlergehen ihrer Völker zu schützen und zu fördern. So legt es der EU-Vertrag fest.

Für Tilly ist das auch „ein Leuchtturm der Menschenrechte“. Dabei schätzt er nicht allein die Offenheit und Vielfalt der Europäischen Union. Insbesondere gemeinsame Werte, Rechte und die Fülle der unterschiedlichen Kulturen sind für den Künstler ein hohes Gut, das nicht selbstverständlich ist. Und so setzt er sich in seinen Arbeiten metaphorisch nicht nur mit dem Beginn und dem Ursprung der Europäischen Union auseinander, er beschreibt auch deren Entwicklung. „Ein Projekt, das sich stets verändert“, sagt Tilly. „Und eines, das leider zunehmend von egoistischen Tendenzen und übergeordneten Interessen einzelner Staaten gefährdet wird.“

 Malerin Nadja Zikes zeigt im Rahmen der Ausstellungsreihe „Künstler sehen Europa“ noch bis Anfang Juni ihre Werke im Café Europa, Marktplatz 6a.

Malerin Nadja Zikes zeigt im Rahmen der Ausstellungsreihe „Künstler sehen Europa“ noch bis Anfang Juni ihre Werke im Café Europa, Marktplatz 6a.

Foto: Düsseldorfer Anzeiger/Nadja Zikes

Tillys Fotografien lassen dabei nicht nur Interpretationsräume zu, sie erzeugen in ihren symbolischen Darstellungen auch eine enorme atmosphärische Dichte. So zeugen seine Fotos von der zaghaften Entwicklung des alten, kompakten Europa, weisen aber auch den Weg in die Zukunft. Die einst eng verzahnte Einheit, die zur Förderung von Frieden und Versöhnung, Demokratie und Menschenrechten beigetragen hat, bedürfe – so zeigen seine kritischen Arbeiten – heute mitunter auch einer Hilfestellung und dem Wunsch, an die Einheit zu glauben. Tilly symbolisiert das durch Stahlelemente, die zwar dicht beieinander stehen aber dennoch mit Nadel und Faden filigran zusammengehalten werden müssen. Ein Aufruf, die gute Idee Europas nicht allein den Kritikern zu überlassen.

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