Die Corona-Krise verstärkt Alkohol- und Tabak-Konsum Virales Trinkverhalten

Viele Menschen trinken und rauchen seit der Corona-Krise deutlich mehr als zuvor. Das zeigt eine aktuelle forsa-Umfrage im Auftrag der KKH Kaufmännische Krankenkasse. Darüber hinaus nimmt der exzessive, missbräuchliche Konsum von Alkohol und Tabak seit Jahren zu.

Viele Menschen trinken und rauchen in der Corona-Krise verstärkt - Sucht-Gefahr. Foto: Christian Wyrwa

Foto: Christian Wyrwa/[ (c) Christian Wyrwa, Diplom-Fo

So verzeichnet die Krankenkasse bei Versicherten, die wegen einer Abhängigkeit, Entzugserscheinungen, eines akuten Rausches oder psychischer Probleme aufgrund sogenannter legaler Drogen ärztlich behandelt wurden, von 2009 auf 2019 einen Anstieg

- bei exzessivem Tabakkonsum von fast 79 Prozent,

 - beim Rauschtrinken von fast 37 Prozent.

Von Tabakmissbrauch waren zuletzt mehr als 110.000 und von Alkoholsucht mehr als 28.000 Versicherte betroffen. Hochgerechnet auf ganz Deutschland sind das etwa 5,2 beziehungsweise 1,3 Millionen Menschen. Da die Daten nur ärztlich diagnostizierte Fälle erfassen, dürfte die Dunkelziffer aber weitaus höher sein.

Auch die Umfrage-Ergebnisse sind, so ein Sprecher, besorgniserregend: Demnach trinken jeder dritte Mann und rund jede fünfte Frau an mehreren Tagen pro Woche Alkohol, neun Prozent der Männer und fünf Prozent der Frauen teils sogar täglich. Die Corona-Krise hat die Situation noch verschärft: Fast ein Viertel derjenigen, die ohnehin schon mehrmals wöchentlich Wein, Bier, Sekt oder Hochprozentiges konsumieren, geben zu, dies seit der Pandemie häufiger zu tun.

Ähnlich geht es den Rauchern: Jeder neunte regelmäßige Raucher und sogar jeder dritte Gelegenheitsraucher sagen, seit Corona häufiger zur Zigarette zu greifen. Vor allem die Jüngeren gehen mit schlechtem Beispiel voran: Rund jeder dritte 16- bis 29-Jährige raucht seit der Krise mehr. Ganz oben auf der Skala stehen Zigaretten mit 71 Prozent. Jeder Sechste in dieser Altersgruppe raucht außerdem Shisha und jeder zwölfte konsumiert sogar illegale Drogen wie Cannabis, Marihuana oder Haschisch. Und nicht nur das: Jeder Neunte greift im Alltag zu weiteren Suchtmitteln wie Leistungssteigerern in Form von Tabletten oder Energy-Drinks, in der Altersgruppe der 16- bis 29-Jährigen sogar jeder Sechste.

„Ein gesteigerter Coolness-Faktor sowie Stress und Langeweile zählen zu den häufigsten Gründen, warum gerade junge Menschen trinken und rauchen“, sagt Michael Falkenstein, Experte für Suchtfragen bei der KKH. Durch den Lockdown während der Corona-Pandemie hätten zum einen die Langeweile und somit offenbar auch der Konsum von Zigaretten, Alkohol und anderen Drogen zugenommen. Zudem seien  Rauschmittel gerade in Krisenzeiten für viele Menschen eine Art Bewältigungsmechanismus, da sie entspannen und beruhigen und vermeintlich Ängste und Sorgen vertreiben, erläutert der Experte. „Die große Gefahr dabei ist, dass aus dem vermehrten Konsum während einer schweren Phase eine Gewohnheit wird und dadurch ein noch höheres Risiko für eine Abhängigkeit entsteht.“ Alarmierend, denn Nikotin- und Alkoholkonsum gehören zu den zwei Hauptrisikofaktoren für einen vorzeitigen Tod.

Der Experte fordert, rechtzeitig mit der Prävention zu beginnen. „Wir müssen Jugendliche möglichst früh erreichen, am besten schon, bevor sie überhaupt anfangen, Drogen wie Alkohol zu konsumieren“, sagt Falkenstein. Entscheidend sei außerdem, die Ursachen für den hohen Alkohol- und Tabakkonsum zu bekämpfen, etwa psychische Erkrankungen wie Depressionen aufgrund von Stress und Einsamkeit. Die Umfrage untermauere diesen Ansatz.

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