Airport setzt Kapazitätserweiterung aus - Kritiker: „Bluff“ Verzicht aus Kalkül?

Es war eine Überraschung am Düsseldorfer Flughafen: In dieser Woche entschied man in Lohausen, auf den seit 2015 anhängigen Antrag an die Landespolitik auf mehr als 131.000 Flugbewegungen von April bis Oktober zu verzichten. Dafür will man Stunden-Kapazitäten erhöhen. „Ein großer Bluff“ urteilt dagegen die Initiative „Bürger gegen Fluglärm“.

Flughafen-Geschäftsführer Lars Redeligx (r.) und Pradeep Pinakatt - „Smart wachsen.“

Flughafen-Geschäftsführer Lars Redeligx (r.) und Pradeep Pinakatt - „Smart wachsen.“

Foto: Flughafen Düsseldorf/Mike Henning

„Seit der ursprünglichen Antragstellung hat sich die Welt stark verändert. Die Corona-Pandemie hat strukturelle Veränderungen im Luftverkehr mit sich gebracht, deren Auswirkungen sich erst heute verlässlich einordnen lassen“, sagt Lars Redeligx, Vorsitzender der Airport-Geschäftsführung. Unter diesem Blickwinkel habe man das laufende Planfeststellungsverfahren neu bewertet, um den veränderten Rahmenbedingungen Rechnung zu tragen. „Wir setzen auf ein smartes Wachstum innerhalb der bestehenden Kapazitätsgrenzen.“

Der ursprüngliche Planfeststellungsantrag des Flughafens hatte im Kern eine Kapazitätserweiterung zum Ziel und neben der operativen Flexibilität das Thema Wachstum stark betont. Dabei sollte die heute gültige Kapazitätsobergrenze von 131.000 Bewegungen in den sechs verkehrsreichsten Monaten wegfallen. Aus Sicht Redeligx‘ hätte dies aufgrund der im Verfahrensverlauf vorgesehenen Abwägung voraussichtlich weitere Einschränkungen bei den in Düsseldorf ohnehin bereits sehr restriktiven Betriebsregelungen bedeutet. Das würde die Rahmenbedingungen für die am Standort ansässigen Airlines weiter erschweren.

Konkret will der Airport nun 60 statt bisher 47 Flüge pro Stunde verwirklicht sehen. Erreichen wolle man dies durch geänderte Bewegungskontingente zugunsten des Linien- und Charterverkehrs, den Einsatz größerer Maschinen durch die Airlines und eine flexiblere Nutzung der zweiten Start- und Landebahn, die der Flughafen aktuell eine Woche vorher anmelden müsse.

Bei der Initiative „Bürger gegen Fluglärm“ konstatierte Sprecher Christoph Lange nach der Airport-Ankündigung spontan einen „großen Erfolg der Anwohner, des Städtebündnisses und der Bürger-Initiativen.“ Doch die Einschränkung kam prompt: „Die Maßnahmen des Flughafens erweisen sich als ein großer Bluff.“ Langfristig wolle der Flughafen die jetzt schon viel zu laschen Abend- und Nachtregelungen durch die Erhöhung der Stundeneckwerte auf 60 Flugbewegungen pro Stunde voll ausreizen. Dabei hätte die Iniiative nachgewiesen, „dass mehr Flugverkehr auf beiden Bahnen unweigerlich erhebliche Verspätungen im Flugverkehr in Düsseldorf nach sich zieht.“ Daraus folgten immer mehr Nachtflüge. Lange vermutet Kalkül: „Wenn der Flughafen glaubt, sich mit diesem Mini-Schritt der halbjährlichen Obergrenze die Nachtflüge erkaufen zu können, dann hat er sich getäuscht.“ Die jetzigen Genehmigungen reichten mehr als aus, um wirtschaftlich handeln zu können.

Dagegen begrüßt IHK-Präsident Andreas Schmitz die Vorschläge des Flughafens uneingeschränkt. „Die erforderliche Flexibilisierung bei den Starts und Landungen kann einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, um neue Airlines und Destinationen – besonders im Interkontinentalbereich – nach Düsseldorf zu holen.“ Gerade diese würden eine zusätzliche Attraktivität für die Ansiedlung von international tätigen Firmen in der Region schaffen. „Allein die Kammern im Rheinland gehen von über 50.000 ausländischen Unternehmen im Rheinland aus, die den Flughafen Düsseldorf als Tor zur Welt dringend benötigen.“

(SP)
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