Mobilität in der Stadt Elektro-Scooter sind keine Lösung

Mittlerweile sind es bereits drei Anbieter, die E-Scooter, elektrisch betriebene Roller, auf Düsseldorfs Straßen zum Verleih anbieten. Nach den Unternehmen Tier und Lime ist nun auch der Anbieter Voi mit einer eigenen Flotte in der Stadt vertreten. Dabei ist die genaue Zahl der kleinen Zweiräder nicht bekannt. Rund 1.500 könnten es nach den Angaben der Unternehmen bislang in der Stadt sein. Und die Zahl soll weiter steigen: Zwei weitere Anbieter (Bird und Circ) haben jüngst angekündigt, in Düsseldorf bald ebenfalls ihre Roller anbieten zu wollen. Eines fällt nach Einführung der Fahrzeuge am 15. Juni dieses Jahres bereits jetzt auf: Statt, wie unter anderem von Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) propagiert, läuten die Elektroroller nicht die Verkehrswende ein. Eher das Gegenteil ist der Fall.

 Teil der Verkehrswende? Eher nicht. E-Roller ersetzen in Düsseldorf nicht etwa den PKW, sondern werden überwiegend als Spaßgefährt genutzt.

Teil der Verkehrswende? Eher nicht. E-Roller ersetzen in Düsseldorf nicht etwa den PKW, sondern werden überwiegend als Spaßgefährt genutzt.

Foto: Nicole Gehring

Verstopfte Straßen, Stillstand. Neben einer akuten Platzproblematik im öffentlichen Raum kommen immer häufiger auch Emissionsprobleme und eine steigende Lärmbelastung dazu. Bundesweit kommen laut Bundesverkehrsministerium statistisch betrachtet auf 1.000 Einwohner rund 700 Kraftfahrzeuge.

Derzeit sind 57 Millionen Kraftfahrzeuge in Deutschland zugelassen, 47 Millionen davon sind PKW, mit denen rund 70 Prozent aller Fahrten erledigt werden. Das Alarmierende: 50 Prozent aller mit dem PKW zurückgelegten Fahrten sind kürzer als fünf Kilometer. Strecken also, die durchaus mit anderen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden könnten.

Eine bislang nahezu ausschließlich auf das Auto ausgerichtete Verkehrspolitik gerät damit an ihre Grenzen und steht vor neuen Herausforderungen. Und während Autos in deutschen Innenstädten – sowohl im fließenden Verkehr wie auch in der Belegung von öffentlichen Flächen als Parkraum – noch immer Vorfahrt haben, drängen zudem weitere Mobilitätsanbieter auf den Markt. Der Plan: Alternativen zum Auto sollen abbringen von der Nutzung des individuellen Kraftverkehrs.

Car-Sharing und Online-Vermittlungsdienste zur Personenbeförderung, aber auch Leihräder und E-Roller – Mittel, um vermehrt auf einen Mobilitätsmix aus Öffentlichem Personennahverkehr sowie weiteren Verkehrsmöglichkeiten zu setzen. Doch statt, wie unter anderem von Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) zur Genehmigung von E-Rollern in Deutschland noch im Juni dieses Jahres propagiert, zeigt sich mittlerweile, dass sich die mit den E-Rollern verbundenen Hoffnungen nicht erfüllen. Im Gegenteil: Der öffentliche Raum wird noch enger, insbesondere Fußgänger und Radfahrer müssen sich den ihnen verbliebenen Raum nun noch mit Rollerfahrern teilen. Und die nutzen die Gefährte – anders als erhofft – überwiegend nicht als Autoersatz, sondern als reines Spaßgefährt. Strecken, die bislang zu Fuß absolviert worden wären, werden nun auf Rollern zurückgelegt.

„Bei der Stadt häufen sich derzeit die Beschwerden über rücksichtsloses Verhalten der Nutzer in Bezug auf die verbotene Gehwegnutzung und die damit verbundene Gefährdung der Fußgänger, über verkehrsbehindernd abgestellte Fahrzeuge und den Betrieb mit zwei Personen auf einem Roller“, erklärt Volker Paulat vom Amt für Kommunikation. „Das Befahren der Fußgängerzonen stellt zunehmend ein Ärgernis dar.“

Bereits in der vergangenen Woche stoppten daher Polizisten mit Unterstützung der Verkehrsüberwachung der Stadt Fahrer der im Stadtbild bereits weit verbreiteten Elektrokleinstfahrzeuge. Auch das Verhalten von Radfahrern und E-Bike-Fahrern wurde überwacht. Dabei hatten die Einsatzkräfte an den Kontrollschwerpunkten rund um die Kö und in der Innenstadt alle Hände voll zu tun: Insgesamt wurden 125 Personen kontrolliert. Neben aufklärenden Gesprächen verhängte die Polizei in elf Fällen Verwarngelder gegen Fahrer, die noch einen Beifahrer auf dem Scooter transportierten sowie sieben Mal für die Nutzung unzulässiger Verkehrsflächen wie Gehwege und Fußgängerzonen. In zwei Fällen mussten die Beamten Ordnungswidrigkeiten anzeigen wegen der Nutzung von Mobiltelefonen auf dem Scooter schreiben.

Insgesamt fällt die Statistik der Düsseldorfer Polizei negativ aus: Seit Einführung der Scooter im Juni dieses Jahres wurden bis zum 1. September bereits 21 Unfälle mit drei Schwerverletzten aufgenommen. „Zu 75 Prozent waren die Rollerfahrer selbst Unfallverursacher“, erklärt Andre Hartwich, Pressesprecher der Düsseldorfer Polizei. „Die Dunkelziffer ist höher.“ Neben Alleinunfällen durch eine unsachgemäße Handhabung der Gefährte waren überwiegend Zusammenstöße mit PKW die Unfallursache.

Neben der alarmierenden Unfallzahl kommt eine negative Umweltbilanz hinzu: Die neuen Gefährte sind trotz E-Antrieb keineswegs umweltschonend unterwegs. Die Herstellung der Batterien, insbesondere aber die nur kurze Haltbarkeit der Roller von durchschnittlich vier Monaten sorgt für eine negative Umweltbilanz. Das nächtliche Einsammeln mit Transportern zu Wartungszwecken der Roller tut sein übriges.

Kürzlich allerdings haben zwei weitere Anbieter (Bird und Circ) angekündigt, in Düsseldorf ebenfalls ihre Roller anbieten zu wollen.

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