Ausstellung vom 5. Dezember bis 17. Januar Besinnung in der Heerdter Bunkerkirche

Wer die Heerdter Bunkerkirche verlässt, um über die Rampe hinunter in die alten Luftschutzbunker zu steigen, duckt sich unwillkürlich. Der Raum drückt und ergreift Besitz vom Besucher. Gert Koch ist ein Künstler, der von sich selbst sagt: "Ich brauche Luft, Weite und Natur."

Künstler Gert Koch ist fasziniert von den Ausstellungsräumen unter der Bunkerkirche. "Ich habe mich meinen eigenen Arbeiten noch nie so verbunden gefühlt wie hier."

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Zwei Tage lang hat er unter der Bunkerkirche gearbeitet, um seine Ausstellung aufzubauen. "Besinnung: Holzschnitte und Objekte". Die Luft ist muffig und dumpf, es gibt kein Tageslicht. "Ich habe hier jegliches Zeitgefühl verloren", sagt Koch. Aber etwas ganz anderes gefunden. "Die Stimmung hat mich stark beeindruckt. Und ich wusste, dass meine Arbeiten hier zu Hause sein werden."

Düster: Der Pranger steht in der Mitte des Raumes. An der Wand Bilder von Menschen am Pranger.

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Ulrike Bornewasser von der Initiative Friedensort Bunkerkirche, die seit acht Jahren in den Räumlichkeiten am Handweiser Ausstellungen organisiert, ist ebenfalls begeistert: "Die Räume und die Arbeiten von Gert Koch korrespondieren miteinander." In manchen Räumen möchte man sogar noch weiter gehen und sagen: Sie verschmelzen miteinander.

Das Schiffs-Motiv ist bei Gert Koch immer wieder zu finden.

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Der Künstler Gert Koch wird bewegt von Themen wie Menschenrechtsverletzungen, Flucht und Sklaverei. Das Schiffsmotiv findet sich immer wieder in seinen Arbeiten. "Das Schiff steht für die Überfahrt von einem Zustand in den anderen, von einer Welt in die andere."

Dieses Bild heißt "Der Riss". Die Korrespondenz mit dem Raum ist hier augenfällig.

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Regelmäßig, so erzählt Koch, zieht er sich zurück in sein "selbst gewähltes Exil", auf die Kapverdischen Inseln. Dort kam er mit der Geschichte der afrikanischen Sklaven in Berührung. Ein Thema, dass ihn nicht mehr los lässt. Und das sich in seinen Arbeiten ebenfalls wiederfindet. Über 70 seiner Werke sind im Bunker zu sehen. "Diese Räume", sagt Koch, "haben eine Seele." Und genau darin sieht er die Verbindung zu seinen Arbeiten.

"Ich arbeite auch überwiegend mit Werkstoffen, die eine Seele haben." Teile alter Fässer, jahrhundertealte Balken aus dem Kloster Heiligkreuztal. "Das hat alles eine eigene Geschichte. Und dem füge ich meine Geschichte hinzu." Das passt dann auch wieder zu diesen Bunker-Räumen, von denen er nach den zwei Tagen, die er hier gearbeitet hat sagt: " Ich denke, dass die Menschen, die hier unten im zweiten Weltkrieg Schutz gesucht haben, ein Stück ihrer Aura gelassen haben. Diese Räume sind beseelt."

Klingt ein bisschen schräg - aber eben nur so lange, wie man nicht selbst in diesen Räumen gestanden hat.

Dabei gibt es neben der Aura auch noch ganz andere Bezüge zu entdecken. So befindet sich in einem Raum noch die alte Fäkalpumpe des Bunkers. Koch ist begeistert von Mechanik. Seine Drucke stellt er ausschließlich auf alten, mechanischen Pressen her.

Und so gehört dieser Raum zu denen, die für ihn besonders reizvoll waren. Die Arbeiten hier heißen "Heiligenscheinhändler". Er bezieht sich damit auf einen Buch-Titel seiner Frau, die Autorin ist. An der Wand sind überdruckte Buchseiten zu sehen. "Nein sagt er, das sind keine Seiten aus dem Roman seiner Frau. Das sind Seiten aus der Bibel.

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