Sportlegende der Stadt will seine Karriere mit Titel beenden Letzter Aufschlag Boll

Der Fahnenträger des deutschen Olympiateams von Rio 2016 hält nicht lang hinterm Berg mit seiner Gefühlswelt. „Ja, jetzt kommt natürlich auch Wehmut auf.“ Timo Boll (44) steht am Sonntag vor seinem letzten Spiel als Tischtennis-Profi. Passend für einen Spieler seiner Güte, eine nationale aber natürlich auch eine Sportler-Legende der Stadt, ist es das Finale um die Deutsche Meisterschaft.

Borussias Tischtennis-Ass Timo Boll - „Natürlich ist Wehmut da...“

Foto: Jörg Fuhrmann

Für Boll und Borussia Düsseldorf geht es in ausverkaufter Frankfurter Halle gegen Ochsenhausen (ab 13 Uhr, Dyn, sportdeutschland.tv) um einen angemessenen Ausklang einer Weltkarriere. Es habe in den vergangenen Wochen viele sportliche Abschiede gegeben, berichtet Boll. „Doch jetzt merke ich, dass wir auf der Zielgeraden angekommen sind.“ Wehmut sei jetzt ein Begleiter. Er gibt zu: „Es wird nicht ganz so einfach, alles auszublenden und sich am Sonntag aufs Spiel zu fokussieren.“ Dass er es dennoch kann, davon zeugt eine immense Titelsammlung, auch Resultat einer stets hochprofessionellen Einstellung. Boll leitet die Emotion einfach um: „Das gibt mir fürs Finale sicher noch mal einen Push.“ Und dankbar ist er: „Ich bin froh, das aktive Ende mit einem Endspiel und vor allem in passabler Form bestreiten zu können.“

Der Abschluss „einer glänzenden Karriere“ ist auch für den Deutschen Tischtennisbund ein „tiefer Einschnitt“, wie es Verbandschef Dr. Wolfgang Dörner formuliert. „Wir verlieren das Aushängeschild unseres Sports. Der Mix aus sportlichen Erfolgen, persönlichen Werten, öffentlichem Auftreten, Fairness und sozialem Engagement macht ihn so einzigartig.“ Daher wolle man auf ihn auch nach seinem letzten Aufschlag nicht verzichten.

Für Boll wird erstmals die Position eines Botschafters beim DTTB eingerichtet. Man wolle seine „internationale Strahlkraft“ nutzen, etwa für neuerliche Bewerbungen um eine EM oder gar WM im Land. Boll, ehemaliger Weltranglistenerster, kann sich gut damit anfreunden: „Ich habe diesem Sport und dem Verband, der mich von klein auf gefördert hat, soviel zu verdanken - da breche ich nicht alle Kontakte ab, sondern gebe lieber etwas davon zurück.“ In Düsseldorf kehrt Boll in Botschafter-Funktion bereits Ende August zur Borussia zurück, besucht die „kids open“ (22. - 24. August) in Grafenberg.

Wenig Sorgen machen müssen sich indes sein Düsseldorfer Coach Danny Heister oder Bundestrainer Jörg Roßkopf. Für einen Job als Übungsleiter auf diesen Ebenen entwickelt Timo Boll vorerst keine Ambitionen. „Da muss keiner ins Schwitzen kommen“, lächelt er und freut sich sehr auf die Zeit nach dem Sport. Immerhin: „Wenn man meinen Rat braucht, stehe ich zur Verfügung.

Heister ist dann bei Bolls letzter Pressekonferenz vor einem Spiel auch schnell wieder im Trainer-Modus, auch wenn ihm dieser besondere Tag klar ist: „Wir bereiten Timo hoffentlich einen guten Abschied. Die Jungs haben im Training einen guten Eindruck gemacht. Wir sind Außenseiter, aber es ist nur ein Spiel, ein Tag...“ Der letzte der Tischtennis-Legende Timo Boll als Profi.