Probewohnen im Altenheim

Wovor haben wir Angst, wenn wir an Alzheimer denken? Diese Frage stellte sich Kabarettist und Mediziner Dr. Eckart von Hirschhause und zog auf der Suche nach einer Antwort in ein Gerresheimer Pflegeheim.

 Diese drei Pflegeheim-Bewohnerinnen hatten viel Spaß beim Filmdreh mit dem Kabarettisten: Elisabeth Haselier, Gertrud Krämer, Dr. Eckart von Hirschhausen und Gerda Neizert (v.l.).

Diese drei Pflegeheim-Bewohnerinnen hatten viel Spaß beim Filmdreh mit dem Kabarettisten: Elisabeth Haselier, Gertrud Krämer, Dr. Eckart von Hirschhausen und Gerda Neizert (v.l.).

Foto: mivi

Drei Tage und zwei Nächte verbrachte Eckart von Hirschhausen im Ferdinand-Heye-Haus der Diakonie an der Benderstraße. Ein Film-Team hat ihn dabei begleitet. Herausgekommen ist eine 45-minütige Dokumentation über den Alltag in einem Pflegeheim.

"In meiner Arztausbildung vor 25 Jahren habe ich noch gelernt, Alter und Tod als böse Feinde zu betrachten. Was für ein Quatsch. Denn dass heute mehr Menschen mit Alzheimer in Deutschland leben, ist ein gutes Zeichen. Es bedeutet: Man ist nicht an etwas anderem gestorben", sagt der 49-jährige Kabarettist.

Bei seinem Besuch in der Pflegeeinrichtung ging es Hirschhausen in erster Linie darum, zu zeigen, dass ein gutes Lebens trotz Demenz möglich ist. Auch der Mangel an Pflegekräften und die damit verbundenen Missstände sind ein Thema. "Aber in diesem Film zeigen wir, dass es auch anders sein kann. Neben dem Alltag aus der Sicht der Bewohner steht auch das Personal im Fokus, dass hier jeden Tag wirklich etwas Tolles leistet", so der Komödiant.

Während seines Besuchs ließ sich Eckart von Hirschhausen ganz auf das Leben in dem Pflegeheim ein. Er schlief in der Einrichtung, organisierte mit den Bewohnern eine Zaubershow, spielte mit ihnen Tischtennis und Karten, hörte mit ihnen Musik und legte mit einer 93-Jährigen auch einen flotten Walzer auf's Parkett. Auch die Pflegekräfte begleitete er bei der Arbeit, ging zum Beispiel nachts bei den Rundgängen mit.

"Besonders beeindruckt hat mich, dass man über Musik einen Zugang zu dementen Menschen finden kann. Statt Betroffene übermäßig mit Medikamenten voll zu pumpen, sollte Musik als Medikament genutzt werden", erklärt Hirschhausen.

Das Projekt "Music and Memory" startete bereits in den USA und kommt jetzt nach Deutschland. Das Ferdinand-Heye-Haus wird bundesweit die erste Einrichtung sein, in der das Projekt läuft. Die Idee: Die Lieblingslieder der an Demenz erkrankten Menschen werden genutzt, um Erinnerungen wieder hervorzurufen. Schon zwei Mal täglich je zehn Minuten Musik hören soll helfen.

"Wir haben es probiert und es funktioniert. Ich tanzte Walzer mit einer 93-Jährigen zu ihrem Lieblingslied und erlebte, wie eine in sich zusammengesunkene Frau die Augen aufschlug. Und bei einem bettlägerigen schwer dementen 69-jährigen Mann fing unter der Bettdecke der Fuß an zu zucken, als er "I Can't Get No Satisfaction" über Kopfhörer hörte", schildert Hirschhausen begeistert.

Sein Fazit nach drei Tagen als Heimbewohner: Auch Pflegezeit ist Lebenszeit und kann Spaß machen.

Die Dokumentation soll nächstes Jahr im Juni im Abendprogramm der ARD ausgestrahlt werden. Der genaue Termin wird noch bekannt gegeben.

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