Wasserwerk Flehe als Oase

"Die Füchse", sagt Reiner Tensing, "die wissen, dass ihnen hier niemand etwas antut." Weshalb Meister Reineke auch schon mal tagsüber gemütlich an Tensings Büro vorbeitrabt. An einem der artenreichsten Arbeitsplätze der Stadt: Im Wasserwerk Flehe.

 Reiner Tensing (li.) und Lars Richters haben einen der schönsten Arbeitsplätze der Stadt: Das Wasserwerk Flehe.

Reiner Tensing (li.) und Lars Richters haben einen der schönsten Arbeitsplätze der Stadt: Das Wasserwerk Flehe.

Foto: ho

Das mit dem kalendarischen Frühlingsanfang ist in der Natur noch nicht so richtig angekommen. Immerhin: Die Birken sorgen schon für Allergie-Schübe und die Blaumeisen vor Tensings Büro sind außer Rand und Band. Das Wasserwerk Flehe gehört zu den drei Wasserwerken der Stadtwerke Düsseldorf.

 „Das Gelände hier ist mit seinen 58 Hektar Größe ein Rückzugsgebiet für Tier- und Pflanzenarten. Es gibt ja kaum noch Bereiche, die nicht gedüngt werden.“

„Das Gelände hier ist mit seinen 58 Hektar Größe ein Rückzugsgebiet für Tier- und Pflanzenarten. Es gibt ja kaum noch Bereiche, die nicht gedüngt werden.“

Foto: Stadtwerke Düsseldorf

Sie versorgen die Landeshauptstadt mit Trinkwasser. Das besteht zu rund 70 Prozent aus Uferfiltrat und etwa 30 Prozent Grundwasser erklärt der Gewässerschutzbeauftragte Lars Richters. Das Wasserwerksgelände wird extensiv genutzt.

 Auch der Wiesensalbei ist im Sommer hier zu finden.

Auch der Wiesensalbei ist im Sommer hier zu finden.

Foto: Stadtwerke Düsseldorf

Heißt: Hier darf nicht gedüngt werden und auch Pestizide kommen nicht zum Einsatz. Das hat Folgen. "Wir haben eine kleine Oase", sagt Reiner Tensing.
Er ist im Wasserwerk für die Gärtnerei und Wasserschutzgebiete zuständig. "Das Gelände hier ist mit seinen 58 Hektar Größe ein Rückzugsgebiet für Tier- und Pflanzenarten. Es gibt ja kaum noch Bereiche, die nicht gedüngt werden."

 Ein Name wie aus einem Harry Potter-Roman: Diese Pflanze heißt Zottiger Klappertopf, gehört zur Familie der Sommerwurzgewächse und ist auf dem Gelände des Wasserwerks Flehe zu Hause.

Ein Name wie aus einem Harry Potter-Roman: Diese Pflanze heißt Zottiger Klappertopf, gehört zur Familie der Sommerwurzgewächse und ist auf dem Gelände des Wasserwerks Flehe zu Hause.

Foto: Stadtwerke Düsseldorf

Deshalb sind auf dem Gelände zwischen Himmelgeist und Universität besonders viele Tier- und Pflanzenarten zu finden. Eidechsen etwa. Oder das Große Heupferd (eine Heuschrecken-Art). Der Steinkauz wiederum bleibt lieber im Wasserwerk Am Staad. Tensing weiß auch warum. "Wir haben hier eine hohe Population an Greifvögeln. Die vertragen sich mit den Steinkäuzen nicht so gut."

Am Staad in der Nähe der Esprit Arena gibt es eine weitere Besonderheit: Rehe. "Dort hat sich eine kleine Rotwild-Population angesiedelt." Offenbar, so Tensing, nutzen die Tiere den Zugang über die städtische Baumschule. Denn eigentlich sind die Wasserwerksgelände sorgfältig eingezäunt. Obwohl mancher Düsseldorfer sich einen Weg am Rhein entlang vom Volmerswerther Deich nach Himmelgeist wünschen würde.

"Wenn der Zaun nicht stünde, wäre es hier nicht mehr so schön. Jagen hier Hunde durch und werden die Wiesen betreten, gibt es das Große Heupferd bald nicht mehr", sagt Richters. Vom hygienischen Aspekt in Sachen Trinkwasser einmal ganz abgesehen.

Wissenschaftliche Begleitung gibt es für die Natur auf dem Wasserwerks-Gelände durch die Biologische Station Haus Bürgel. Die Ergebnisse sind beeindruckend. Insgesamt wurden auf dem Deich in Flehe 81 Pflanzenarten erfasst. Darunter elf Arten der Roten Liste und drei der Vorwarnliste. Das Gelände wird so zum wichtigen Beitrag in Sachen Arterhaltung.

Für Stadtwerke-Sprecher Michael Pützhofen ist klar: Sauberes Trinkwasser und Umweltschutz gehören zusammen. Und der Düsseldorfer Energie-Lieferant geht in Sachen Biodiversität noch weiter. So sorgt das Unternehmen beispielsweise mit Nistkästen an Schornsteinen für Turmfalken in Düsseldorf. Und selbst auf dem Gelände der Müllverbrennung setzt man auf naturnahes Vergrämen von Möwen, Tauben und Ratten statt harter Methoden. "Ein Falkner kommt regelmäßig mit seinem Bussard", sagt Pützhofen. Das vertreibe unliebsame Gäste zwar nicht völlig, halte sie aber durchaus in Schach.

Das mit dem Vergrämen ist nicht so ganz die Sache von Meister Reineke. Der hat seine Beute zum Fressen gern. "Die Füchse jagen Kaninchen und Wühlmäuse. Gerade im Bereich des Deiches sind wir darüber besonders froh", sagt Tensing. Und so halten sich die verschiedenen Arten auf dem Wasserwerksgelände auch gegenseitig im Schach.

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