Tod und Leben in der Gerresheimer Kunst

Gerresheimer Künstler haben am letzten Sonntag ihre neuesten Werke bei der Kunstmeile gezeigt und sich fragen lassen: Was soll das? Was haben Sie sich dabei gedacht? Was umtreibt Sie? Die Antworten bereichern das Leben.

Fotos von der Kunstmeile
14 Bilder

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Acht Jahre hat Hanne Hanke-Mangels bei einem chinesischen Lehrer chinesische Malerei studiert. Im "Wandershof" an der Rennbahnstraße steigt sie zu ihrem Atelier hinauf, so oft sie kann. "Ich muss malen und Sachen ausprobieren." Wachsen, Werden und Vergehen. Vor vielen Jahren starb ihr Vater und eine Freundin, "und ich habe gedacht, wie viel Zeit habe ich und was fange ich mit ihr an?" Die Angst vor dem ersten Pinselstrich, die hat sie damals gut gekannt. "Aber man muss das alles unkomplizierter sehen. Entweder es wird gut oder es wird nicht gut."

Tod und Leben in der Gerresheimer Kunst
Foto: schrö

Scheitern ist Teil des künstlerischen Prozesses. Gerade bei vielen ihrer Arbeiten. Himalaya-Papier färbt sie mit Tee. "Das Papier ist wenig geleimt, und wenn man anfängt zu arbeiten, muss man es schnell und zügig tun." Korrigieren kann sie nicht. Oder sie korrigiert und erzeugt Neues, indem sie zerstört. 64 Papierschalen setzte sie zusammen aus den Fetzen von 180 ihrer Bilder. "Gerade, wenn jemand zu mir sagt, das kannst du doch nicht machen, fühle ich mich geradezu herausgefordert, es zu tun."

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An der Wand ihres Ateliers neigt sich ein getrockneter Bambuszweig, den ihr Salim Kureishy zum Einzug vorbeigebracht hat.

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Wachsen, Werden, Vergehen - nirgends weht einen dieser ewige Prozess an diesem Wochenende mehr an als in der Malschule siehMAL an der Ecke Heye- und Morper Straße. Die drei Künstlerinnen Annemarie Rose, Emilie Matuschek und Anette Kuschka haben diese 10. Meile organisiert, sie sind von Anfang an mit dabei. Tausende von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen haben sie mit ihrer Arbeit inspiriert, angefeuert, haben sich selbst beeinflussen lassen. Doch heute trägt Emilie Matuschek schwarz. Alle sind traurig. In der vergangenen Woche starb Salim Kureishy, der die Malschule mitaufgebaut hat, der die Künstlergemeinschaft "Haltepunkt" mitgründete, der sich so für den alten Gerresheimer Bahnhof als Kunstort eingesetzt hat. Seine Werke von Fischabdrücken auf Reispapier hängen an der Wand, nach einem fast vergessenen japanischen Druckverfahren hergestellt.

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Freunde sind da, der junge Yaschar, der seit kurzem in Dortmund studiert, und der die Malschule jetzt schon vermisst. Emilie Matuschek sagt: "Der hat Salim geliebt." Nicht nur künstlerisches Können können Schüler hier lernen, sondern sie finden auch Geborgenheit. Das treibt die Mund-zu-Mund-Propaganda an, und auch, wenn man sich das momentan nicht vorstellen kann, die Malschule wird viel neuen Zulauf finden und die Lehrerinnen werden wieder Energie aufbauen.

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Die braucht auch Minka Hauschild. Die Malerin von der Heyestraße fokussiert sich augenblicklich völlig auf ihre Freunde in Nepal. Sie hat viele Wanderer durch das Land geführt. "Wir haben jetzt zunächst viertausend Euro an unsere Agentur in Nepal geschickt, mit der wir seit Jahren zusammenarbeiten." Plastikplanen gegen den Regen bekam sie von Deutschland aus durch den nepalesischen Zoll. "Wenn alles gut geht, werde ich mich am 10. Juli auf den Weg machen." Und sich aufmachen in die zerstörten Dörfer, die sie seit langem kennt.

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In Riga geboren, in Düsseldorf aufgewachsen ist Marianna Monastirsky. Die Künstlerin stellt ihre Acryl- und Öl-Bilder, ihre Gouachen und Kohlearbeiten in ihrem Laden an der Benderstr. 45 aus. Die neuesten sinnlichen Gemälde tragen noch gar keinen Namen, während andere Werke wie "Die Weiblichkeit" oder "Der Phoenix" schon eine gewisse Bekanntheit im Stadtteil erreicht haben. "Eines Tages", so hofft Marianna, "werde ich von meiner Kunst und meiner anderen Leidenschaft, der Arbeit als Entspannungstherapeutin leben können."

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Leben - das ist für Detlev Schümmer seine Arbeit als Schuhmachermeister und die Entdeckungsreisen mit der Kamera. Vor allem verlorene Orte, lost places, faszinieren ihn. "Ich war so oft da", erzählt er von seinen Ausflügen zur Gerresheimer Glashütte, "aber ein bestimmtes Licht, eine bestimmte Wolkentätigkeit am Himmel sind nötig, damit es ein wirklich gutes Bild wird." Von diesem Forscher-Geist zeugen auch seine Fotos vom Innern der Ulmer Höh', dem verlassenen Untersuchungsgefängnis in Derendorf. Wenn wegen eines Durchzugs die Türen schlagen, baut sich eine besondere Atmosphäre auf. "Das ist schon ein bisschen gruselig."

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Foto: schrö

Ralf Buchholz hat sich den kleinsten Ausstellungsraum der Kunstmeile ausgesucht, die entkernte Telefonzelle an der Benderstraße. "Sogar einen Türstopper habe ich mitgebracht", sagt er und zeigt auf einen weißen runden Stein. Sehr schnell kommt er mit den Menschen ins Gespräch, schließlich steht er ihnen vor seiner temporären Galerie im Weg. "Das Spannende ist doch gerade, in einem Raum auszustellen, den es bald nicht mehr gibt."

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