Leben mit einem Kunstherz Meine Pumpe läuft mit 2.400 Umdrehungen

Am 20. September 2015 zerstört ein Infarkt das Herz von Heribert Giertz. Heute sagt der 70-Jährige: "Mir geht es gut!" Möglich macht das ein kleines Gerät, das er liebevoll-spöttisch "Elvis" nennt.

 „Meine Pumpe läuft mit 2.400 Umdrehungen.“ - Heribert Giertz lebt mit einem Kunstherz. „Humor“, sagt er, "hilft ungemein.“

„Meine Pumpe läuft mit 2.400 Umdrehungen.“ - Heribert Giertz lebt mit einem Kunstherz. „Humor“, sagt er, "hilft ungemein.“

Foto: ho

Noch besser könnte es ihm jetzt nur noch mit einem Spenderherz gehen.

An jenem September-Abend ist der Düsseldorfer mit seiner Frau unterwegs. Sie sind zu Besuch bei Freunden. "Ich habe den ganzen Abend Wasser getrunken." Am Steuer seines Autos spürt er plötzlich Beklemmungen. Er fährt rechts ran. Frische Luft hilft zunächst. Später muss seine Frau ans Steuer.

Zu Hause beschließen sie, den Notarzt zu rufen. In der Klinik gibt's eine Beruhigungsspritze. Das war es. Beim Hinausgehen werden seine Beine weich. Man setzt ihn in der Klinik in einen Rollstuhl und ruft ein Taxi. Seiner Frau ist die Situation nicht geheuer. Sie bringt ihn in die LVR-Kliniken. Am nächsten Morgen geht's schließlich mit Blaulicht in die Uni-Klinik. Hier verblasst die Erinnerung von Heribert Giertz.

"Sechs Wochen lag ich im Koma." Dann kehrt er zurück ins Leben. "Ganz, ganz langsam!" Es ist kurz vor Weihnachten. Giertz stellt fest: "Ich kann nicht mehr aufstehen."

Durch das lange Liegen haben sich seine Muskeln zurückgebildet. Er kämpft sich zurück. Und er muss begreifen: Sein Herz ist hinüber. "Ich habe immer 'Elvis‘ verstanden", erzählt er lachend. Eine Hand liegt auf dem Kästchen vor seinem Bauch. LVAD heißt die Technik, die kontinuierlich seine Herzfunktion überwacht.

"In der linken Herzkammer habe ich jetzt eine Edelstahlturbine." Giertz grinst. Der Mann hat Humor. "Das hilft ungemein." Die linke Herzkammer funktioniert nicht mehr. "Die Pumpe läuft mit 2.400 Umdrehungen." Rechts und links von "Elvis" hängen zwei Akkus am Gürtel. "Das sind insgesamt zwei Kilo."

Für Giertz kein Problem. Nur Duschen wird zum Staatsakt. Die Geräte müssen doppelt wasserdicht verpackt werden. Dreimal im Jahr werden Mann und die Daten der Maschine gecheckt. Einmal im Jahr kommt das Gerät auf den Prüfstand. "Dann gibt's eine Art TÜV-Plakette."

Zweimal in der Woche steht Koronar-Sport für Heribert Giertz auf dem Programm. "Das klappt schon ganz gut." Aber er ist vorsichtig. Dreimal ist er gefallen. Aber verunsichern lässt er sich nicht. Angst habe er nicht sagt er. Doch dann rudert er zurück. "Das ist eigentlich nicht wahr."

Ein bisschen Angst sei da schon. Ein paar Stunden in der Woche arbeitet er bei einem Bestatter. "Das habe ich auch schon vorher gemacht. Ich kann nicht den ganzen Tag zu Hause bleiben — da fällt mir die Decke auf den Kopf. Mit der Pumpe, sagt Giertz könne er locker noch zehn bis 20 Jahre leben.

Das mit dem Spenderherz ist gerade ein schwieriges Thema. Eher zufällig hat er erfahren, dass er "ausgelistet" wurde, also von der Warteliste runter ist. Der Grund: Vor ein paar Jahren hatte Giertz eine Krebsdiagnose. Die Werte seien aber längst alle im grünen Bereich. Jetzt setzt er alles daran wieder auf die Liste zu kommen. Und in der Gerresheimer CDU will er sich demnächst wieder zum Schriftführer wählen lassen. Es geht ihm gut.

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