Düsseldorfer Farbenspiele - Die Rathauskolumne Mein lieber Schwan, was für ein Gezwitscher

Vogelkunde, Trauma-Bewältigung und Gewerkschafts-Streicheln - die erste Sitzung des Düsseldorfer Stadtrates war endlich fällig. Denn frei nach Loriot müssen wir bekennen: Ein Leben ohne Ratssitzung ist möglich, aber sinnlos.

Düsseldorfer Farbenspiele - Die Rathauskolumne: Mein lieber Schwan, was für ein Gezwitscher
Foto: ho/ Archiv

Beginnen wir mit der Tierschutzpartei. Die hat sich zu einem astreinen Lobbyisten-Verein gemausert. Als Interessenvertretung der Wasservögel im Hofgarten. Thema diesmal: Silvesterböller am Schwanenhaus. Wir lernen: Menschen können sich die Ohren zuhalten, wenn es kracht. Natürlich. Sonst würden Schwäne vermutlich in Hochhäusern leben. Ist eben ein evolutionärer Vorteil.

Die Papageien 200 Meter weiter sind schon nicht mehr involviert. Sorry, Tierschützer, aber konsequent wäre von euch ein stadtweites Böllerverbot. Immer nur Privilegien fürs Hofgarten-Federvieh ist echt nicht drin. Als echter Vogelexperte erwies sich der Oberbürgermeister. Auf einen belustigten Einwurf von FDP-Frau Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann klärte Thomas Geisel auf: "Schwäne zwitschern nicht!" Mein lieber Schwan...

So gar nicht belustigt ist Strack-Zimmermann, wenn es um die Tour de France geht. Mit unserer waschechten Küchenpsychologie vermuten wir inzwischen ein Trauma. Wenn Worte wie "Radsport", "Grand Départ" oder "Tour de France" ausgesprochen werden, sieht sie Rot.

Diesmal ging es um das VIP-Dorf im Nordpark. Der Denkmalschutz machte dieses Unterfangen von Anfang an problematisch. Jetzt gibt es eine abgespeckte Lösung. Die CDU findet das in Ordnung. Ein Grüner sei er, der CDU-Fraktions-Chef Rüdiger Gutt. Der Hüter der Parkanlagen. Und er wackele immer. Erst sei die CDU gegen die Tour, dann ein bisschen dafür." Der schwarze Gutt ein Grüner?

Der holt zum Gegenschlag aus, nennt sich selbst den "Grünen in der CDU": "Ich kann gar nicht sagen, wie viele FDPler zu mir gekommen sind und gefragt haben, warum Sie sich so wackelig verhalten bei Schulden und Haushalt!"

Wir lernen wieder: Nur weil drei Parteien eine (Ampel)Koalition bilden, muss man sich nicht lieb haben. Eher genervt vom ewigen Tour-Streit muss wieder einmal der grüne Bürgermeister Günter Karen-Jungen das Wort ergreifen: "Ich bin der CDU sehr dankbar, dass sie mitgestaltet. Im Gegensatz zu denen, die nur kommen, um zu meckern!" Mein lieber Schwan...

Großes Thema auch: Verkaufsoffene Sonntage in Düsseldorf. Auf acht hatte man sich geeinigt und am Ende auch beschlossen. Die Gewerkschaft ver.di kündigte bereits an, gegen diese Entscheidung zu klagen. Was man bei der SPD völlig legitim findet. "Eine Gewerkschaft darf ihre politische Grundüberzeugung nicht über Bord werfen", erklärte Sozialdemokrat Philipp Tacer.

Pragmatische Begründung von Annelies Böcker, warum wir keine verkaufsoffenen Sonntage brauchen: "Wir können Tag und Nacht Essen kaufen, da brauchen wir den Sonntag nicht."

Dass Einkaufen über den reinen Erwerb von Lebensmitteln hinaus geht, ist bei der Queen Mum der Christdemokraten möglicherweise noch nicht angekommen.

Klare Haltung der FDP: Überlasst den Händlern doch einfach selbst, wann sie öffnen wollen. Schließlich droht auch Düsseldorf neue Konkurrenz. "Wir bekommen gleich hinter der Stadtgrenze in Duisburg ein neues Factory Outlet", erklärt Rainer Matheisen (FDP). Und süffisant fügt er hinzu: "Ich habe sonntags auch schon Leute beim Einkaufen in Roermond getroffen, die hier vehement gegen die Öffnung waren!"
Mein lieber Schwan, was für ein Gezwitscher...

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