Im Interview - Ex-Prinz Martin I. will CC-Präsident werden „Wir können mehr, als wir zeigen“

Er amtierte 2018/ 19 als Karnevalsprinz Martin I., war oder ist aktiv in der Brauchtumsarbeit, u. a. bei den Derendorfer Jonges und der DKG Weissfräcke - und er will CC-Präsident werden. Der Düsseldorfer Anzeiger traf Martin Meyer in der Altstadt zum Interview. Beim Mittagessen sprach er über seine „Rezeptur“ als möglicher Chef des Comitees Düsseldorfer Carneval - dabei glaubt er, dass noch reichlich Luft nach oben ist.

Ex-Prinz und CC-Präsidentschaftskandidat Martin Meyer - „Hundertprozentig konzentreiren.“

Ex-Prinz und CC-Präsidentschaftskandidat Martin Meyer - „Hundertprozentig konzentreiren.“

Foto: Stefan Pucks

Weichenstellung beim Comitee Düsseldorfer Carneval (CC): Nachdem Michael Laumen im Sommer 2023 aus gesundheitlichen Gründen vom Posten des Präsidenten zurücktrat, ist die Position vakant. Mitte April fällt die Entscheidung über die Nachfolge (siehe Kasten) und es zeichnet sich ein heißer Wahlkampf ab. Auf der einen Seite hat Lothar Hörning, Chef der Prinzengarde Blau-Weiss, der auch gleich sein Wunschteam aus Stellvertretung und Geschäftsführung mitbringen möchte, seinen Hut in den Ring geworfen. Aktuell einziger Herausforderer ist Martin Meyer (Jahrgang 1973), Ex-Prinz, geborener Düsseldorfer und langjähriger Organisator des BV 04-Osterturniers.

Martin Meyer, bevor das CC einen neuen Präsidenten wählt, hat Ihr Mitbewerber Lothar Hörning die Abstimmung über eine Satzungsänderung beantragt. Er möchte Präsident der Prinzengarde bleiben und gleichzeitig CC-Chef werden. Das geht bislang nicht. Wie ist die Konstellation bei Ihnen - sie sind langjähriges Vorstandsmitglied der DKG Weissfräcke?

 Prinz Karneval Martin Meyer in der Session 2018/19 mit Venetia Sabine Illbertz.

Prinz Karneval Martin Meyer in der Session 2018/19 mit Venetia Sabine Illbertz.

Foto: privat

Ich bin kein Präsident, kein Geschäftsführer bei den Weissfräcken, sondern Sponsorenbeauftragter, wäre von der Klausel also gar nicht betroffen. Ich sage aber auch - wenn ich gewählt werde, gebe ich jedes Ehrenamt auf. Dann möchte ich mich hundertprozentig auf den Posten des CC-Präsidenten konzentrieren. Lothar hat ja gesagt, dass er auf jeden Fall bis 2027 Blau-Weiss-Chef bleiben will, die Garde wird dann 100 Jahre alt...

Was steckt hinter dieser Sperrklausel?

Meiner Erinnerung nach wurde das rund um die Jahrtausendwende zum Thema, als ein CC-Präsident gleichzeitig Chef eines Karnevalsvereins war und es deshalb wohl Spannungen gab.

Wie finden Sie die aktuelle Regelung?

Die ist ganz klar richtig. Ein Präsidenten-Posten in einem Verein ist unglaublich wichtig, zeitintensiv. Lothar etwa leitet mit der Prinzengarde Blau-Weiss einen Verein mit glaube ich rund 400 Mitgliedern - das ist schon eine Aufgabe. Und: Wenn Du CC-Präsident bist, hast Du einen Wissensvorsprung, das ergibt automatisch einen Interessenkonflikt, wenn Du parallel noch einem Verein vorstehst. Um das sauber zu halten, müssen wir das trennen.

Wo steht der Düsseldorfer Karneval grundsätzlich?

Wir haben tolle Vereine, einen großartigen Straßenkarneval, natürlich einen Jacques Tilly - wir sind gut aufgestellt. Ich glaube aber, dass wir viel mehr können, als wir nach außen zeigen. Wir verstecken uns immer noch ein bisschen hinter Köln - und das müssen wir nicht. Was wir brauchen, ist eine eigene Marke für unseren Karneval. Vielleicht auch mal bundesweit bekannte Gesichter bei der TV-Sitzung - Schauspielerinnen, Politiker, so wie etwa in Aachen.

Wie gelingt das?

Wir brauchen Förderung in allen Altersklassen, für die Bütt, in den Tanzgruppen, beim Gesang. Wir müssen uns breiter aufstellen, sollten in die Schulen gehen - und dann dem Nachwuchs auch konsequent Präsenz im Karneval geben: eine halbe Stunde auf einer Sitzung nur für neue Künstler. Der Ticketverkauf bei den Sitzungen der Vereine ist rückläufig. Wir brauchen mehr Abwechslung, frisches Blut! Ein Alleinstellungsmerkmal wäre auch: Internationalität. Wir haben hier eine Menge an Generalkonsulaten, die in Europa größte japanische Gemeinde. Was ist mit einem japanischen Karnevalsverein oder einem chinesischen? Ich habe zuletzt mit einer Mitarbeiterin aus China darüber gesprochen - die ist jetzt Feuer und Flamme. Wir können mit dem Karneval Kulturen verbinden.

Und die Finanzierung?

Logisch, eine Herausforderung. Da müssten wir ran. Die Sponsoren-Suche würde mir Spaß machen. Doch dafür müssen wir aber auch neue Voraussetzungen schaffen, wie bereits angesprochen. Wir brauchen mehr aktive Menschen im Karneval, mehr Größe. Wir brauchen ein attraktives Umfeld, in dem sich Geldgeber gerne abgebildet sehen.

Und wie steht es um die Beziehung CC und Vereine?

Als Dachverband sollte das CC dafür verantwortlich sein, den Vereinen die Rahmenbedingungen so angenehm wie möglich zu machen. Aktuell brauchen gerade die kleineren Vereine viel mehr Hilfe, beim Geld, bei Raumbuchungen. Warum nicht einen Karnevalsfond aufbauen. Der könnte bestückt werden durch eine Abgabe der Prinzenpaare. Vielleicht könnte man auch einen Sponsorenpool bilden, Geldgeber, die dort einzahlen. So wäre vielleicht auch mal ein Prinzenpaar möglich, dass nicht - wie üblich - ein eigenständiges hohes Budget mitbringen muss. Grundsätzlich wäre es auch einen Gedanken wert, die Auswahl des Prinzenpaares der Session transparenter zu machen.

Zu Schluss noch mal zum Ausgangspunkt: Sollte die Satzungsänderung scheitern, stünden Sie plötzlich nur noch als einziger möglicher Kandidat zur Verfügung...

Es könnte aber auch sein, dass die Änderung angenommen wird. In dem Augenblick sagen sich fünf weitere Präsidenten: ‚Och, jetzt kann ich ja auch antreten‘. Das gäbe die Satzung her. Wahrscheinlich ist das eher nicht, aber es ginge. Wie auch immer, ich habe Lust auf das Amt, traue es mir zu und bin der Meinung - wir brauchen neue Impulse.

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