Nusstorte für alle Heino wird 80 Jahre alt

Eines ist klar: Kaum ein anderer deutscher Künstler polarisiert so sehr. Und dabei sind es nicht seine Lieder, Alben und Auftritte allein, es ist vielmehr das Gesamtkonzept Heino, das selbst seine Kritiker staunen und mitunter vor Neid erblassen lässt.

Am 13. Dezember ist es soweit: Heino wird 80. Und wir gratulieren herzlich.

Foto: Dominik Beckmann

Es beginnt ja schon bei seinem Aussehen: Sein Auftreten mit blondem Haar und schwarzer Sonnenbrille, oft gekoppelt mit einem zeitlosen Sakko und einer Akustikgitarre, ist so einfach wie genial. Matrize für zahlreiche Kopien und Parodien zugleich. Es sind die typischen, die unverwechselbaren Merkmale, die aus dem Baritonbarden Heino machen. Kaum ein Karnevalskostüm ist einfacher und schneller anzulegen als das typische Outfit des 1938 in Düsseldorf-Oberbilk geborenen Heinz Georg Kramm, der wenige Jahre nach einer Lehre zum Bäcker und Konditor eine musikalische Karriere anstrebt. Und die hat es in sich: Heino ist etwas über Zwanzig, als er gemeinsam mit dem Trio OK Singers seine erste Platte einspielt.

Der große Durchbruch gelingt ihm allerdings, nachdem er 1965 bei einem Auftritt mit seiner Gruppe Comedien Terzett von Schlagerstar Ralf Bendix entdeckt wird. Der produziert in der Folge den jungen Mann nicht nur 20 Jahre lang, er veröffentlicht mit ihm auch bereits dessen erste Solo-Single. Die heißt "Jenseits des Tales" und ist eigentlich die B-Seite der Scheibe. Die Single verkauft sich über 100.000 Mal und Heino steuert damit unmittelbar auch auf seine kommerziell erfolgreichste Zeit zu. Es sind Titel wie "Blau blüht der Enzian" und "Die schwarze Barbara", die ihn weit über die volkstümliche Musik hinaus bekannt und zum Dauergast in der "ZDF-Hitparade" machen.

Und eigentlich war er seither immer irgendwie auf dem musikalischen Radar. Ende der 1980er-Jahre rappen Jugendliche seine Hits, in den 2000ern covert er Stücke von den Ärzten und Clueso, von den Fantastischen Vier und Sportfreunde Stiller. Mit Rammstein tritt er beim "Wacken Open Air" auf, Feuerfontänen rahmen Heino im roten Gehrock, der heute auch gerne mal Lederjacke mit Silbernieten, Gothic-Kreuz und Totenkopfring trägt. Rummel. Aufruhr. Zu dieser Zeit ist seine legendäre Nusstorte bereits im wahrsten Sinne in aller Munde, denn irgendwann verschlug es ihn in die Provinz, Bad Münstereifel als neue Heimat mit eigenem Café. Das wird Pilgerstätte und Museum zugleich, residiert mittlerweile im historischen Kurhaus der Stadt und steht für opulente Kuchen- und Tortenkreationen, die in Handarbeit und nach alter Tradition gefertigt werden.

Ein bisschen erinnert das auch an die Karriere von Heino, den man, wenn man viel Glück hat, tatsächlich auf seinem Stammplatz im Café antreffen kann. Ganz unprätentiös. Und manchmal sogar gemeinsam mit Hannelore.

(Sven-André Dreyer, sad, sdr)
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