Die Rathaus-Kolumne Dieter Falk? Soll doch das Land bezahlen

"Ein bisschen Narrheit, das versteht sich, gehört immer zur Poesie."Ein schöner Satz von Heinrich Heine. Ein bisschen Narrheit gehörte auch zur Sitzung des Kulturausschuss im Rathaus. Poesie? Am Ende eher bürgerliches Trauerspiel.

Studierende der Robert Schumann Hochschule am Donnerstag vor dem Rathaus. Sie möchten ihren Gastprofessor Dieter Falk behalten. Ihr Protest: Sehr, sehr brav.

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Doch zunächst ein Reisewunsch. Die CDU hatte nämlich eine Reise des Kulturausschusses nach Hamburg beantragt. Um sich die neue Elbphilharmonie anzuschauen.

"Wir sind doch nicht das städtische Reisebüro", ruft daraufhin Manfred Neuenhaus (FDP) empört. "Das macht keinen Sinn, dass wir das aus der Stadtkasse bezahlen!"

Das wiederum sorgt für Empörung bei der CDU. Es sei durchaus üblich, dass sich Fachausschüsse auf Reisen begeben, kontert Andreas-Paul Stieber (CDU).

Nix da, sagt die Ampel. Die Tonhalle in Düsseldorf muss reichen. Zum Angucken. Kann ja jeder selbst nach Hamburg fahren. Wobei - so ein Gebäude für schlappe 789 Millionen Euro an der Elbe lässt den Düsseldorfer Kulturetat doch in ganz anderem Licht erscheinen. Da wird sogar die Kostenexplosion beim Aquazoo zum Taschengeld...

Das spannendste Thema auf der Tagesordnung: "Gastprofessur an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf". Die Causa Dieter Falk. Der Musiker, Komponist und Produzent bekam 2013 eine Gastprofessur. Die Stadt finanzierte die Stelle mit 50.000 Euro pro Jahr. Jetzt ging es um eine Verlängerung.

Pikant: OB Geisel wollte diese Verlängerung. Und die CDU.
Aber Geisels Mehrheit aus SPD, FDP und Grüne war dagegen. Also wurde gefeilscht. Am Ende wären für die Stadt noch 25.000 Euro geblieben.

Das Geld hatte die Verwaltung unter einer Haushaltsstelle für Kooperationen mit Hochschulen gefunden. Das ist so ähnlich wie bei uns. Wir finden auch immer Kleingeld in der Jackentasche, weil wir in der Eile die 20 Cent Wechselgeld vom Schweineöhrchen dahin gestopft haben...

"Das ist eine extrem unglückliche Situation", bekennt Manfred Neuenhaus. Im Saal ein besonderes Publikum: Studierende von Dieter Falk, die sich für ihren Professor stark machen. Nicht zuletzt, weil auch sein Einsatz für die jungen Leute jenseits der Unterrichtszeiten enorm ist - wie Student Tobias Kemper vor der Sitzung erklärte. Der Protest freilich verlief sehr brav. Hinsetzen. Zuhören. Wieder gehen.

Immerhin: SPD, Grüne und FDP bitten die jungen Leute um Verständnis für ihre Ablehnung. Alle finden Falk gut, aber man müsse sparen. Clara Gerlach von den Grünen appelliert an die anwesenden Studenten:"Macht euch stark, geht zum Land."

"Beispielloser Vorgang." "An Scheinheiligkeit nicht zu überbieten." "Skandal." Die Christdemokraten toben. Annelies Böcker (CDU) hält den Sparzwang für vorgeschoben: "Was ist der eigentliche Grund, dass Sie das ablehnen? 25.000 Euro können auch bei Ihnen nicht der Grund sein!"

FDP, SPD und Grüne bleiben am Ende bei ihrer Ablehnung.

Was bleibt der langen Rede kurzer Sinn? Die Ampelkoalition hat sich klar gegen den Oberbürgermeister gestellt. "Der Not gehorchend, nicht dem eignen Trieb", um mit Schiller noch ein wenig Poesie in die Kultur zu bringen. Weil - man muss ja sparen...