DoKomi 2019 in Düsseldorf Cosplayerin Jill Brendemühl: „Ich mag es nicht, mich zu verkleiden“

Vor über zehn Jahren gegründet, gilt die an diesem Wochenende stattfindende „DoKomi“ heute in der europäischen Fan-Szene als eine der Veranstaltungen, die man als Manga- oder Japan-Liebhaber nicht verpassen sollte. Unter den erwarteten 50.000 Besuchern werden wieder viele Cosplayer sein. So auch Jill Brendemühl. An beiden Veranstaltungstagen wird die 24-Jährige, die sich als Cosplayerin „NightFox Cosplay“ nennt, auf dem Messegelände kostümiert unterwegs sein. Warum, erklärt sie uns im Interview.

 Jill Brendemühl als Prinzessin Lunafreya aus dem Videospiel Final Fantasy 15.

Jill Brendemühl als Prinzessin Lunafreya aus dem Videospiel Final Fantasy 15.

Foto: Laecia_Photography

Jill, wie bist Du mit dem Thema Cosplay in Berührung gekommen?

Erstmals beim Japan-Tag 2010. Ich war dort in einem selbstbemalten Kleid und einem gebastelten Ninjastirnband unterwegs. Mit Cosplay hatte das nicht viel zu tun, dennoch war ich total stolz auf mein Outfit. Aber so richtig eingestiegen bin ich, als ich gemeinsam mit meiner besten Freundin drei Jahre später auf einem Mittelaltermarkt einen Assassins Creed-Cosplayer (Charakter aus einer Computerspielreihe, Anm. d. Red.) entdeckte. Das hatte uns so sehr beeindruckt, dass wir uns gleich auch so eins machten und damit zu Veranstaltungen fuhren.

Wonach entscheidest Du, welchen Charakter Du cosplayst?

Am liebsten cosplaye ich männliche Charaktere, da ich deren Outfits und Hintergrundgeschichten ansprechend finde. Weibliche Charaktere hin und wieder mal. Aber ich bin kein Typ für niedliche, hysterisch wirkende Figuren - und die sind häufig in japanischen Animes. Wenn ich mir also weibliche Charaktere aussuche, dann starke Frauen, die dem Leben die Stirn bieten.

Nähst Du deine Kostüme selbst?

Was das Nähen angeht, bin ich immer noch Anfängerin. Aber ich nehme die Herausforderung bei jedem neuen Cosplay an, um dazuzulernen. Ich habe Kostüme, die ich komplett selbst genäht habe, aber auch solche, die ich gekauft habe. Doch an den gekauften muss man etwas umändern, damit sie perfekt am eigenen Körper sitzen.

 Jill Brendemühl als Prinz Noctis aus dem Videospiel Final Fantasy 15. An diesem Cosplay hat sie rund vier Monate gearbeitet.

Jill Brendemühl als Prinz Noctis aus dem Videospiel Final Fantasy 15. An diesem Cosplay hat sie rund vier Monate gearbeitet.

Foto: Lazer_Photography

Wie viel Zeit steckt Du in dein Hobby?

Bevor ich mit dem Kauf der Materialien oder dem Nähen beginne, mache ich mir Notizen zum jeweiligen Charakter. Wie sieht seine Kleidung genau aus? Welche Details sind wichtig? Wie verhält er sich? Kaum zu glauben, aber das ist aufwendig. Dann suche ich in Geschäften oder im Internet nach den Materialien. Sobald ich alles habe, geht es ans Basteln. Manchmal habe ich ein Cosplay nach zwei Wochen fertig, manchmal auch erst nach Monaten. Für Noctis aus den Videospiel Final Fantasy 15 habe ich etwa vier Monate gebraucht.

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Cosplay und Karneval? In beiden Fällen verkleidet man sich doch.

Ich mag Karneval nicht. Ich mag es nicht, mich zu verkleiden. Klingt zunächst komisch, ist es aber nicht. Denn ein Cosplay ist nicht „nur“ eine Verkleidung. Für Karnevalskostüme geben sich die meisten deutlich weniger Mühe. In der Regel wird ein Kostüm gekauft und nicht verändert. Oder man zieht das an, was man gerade zu Hause hat. Jeans, Hemd und Hut - man ist ein Cowboy. Beim Cosplay möchte man aber einem Charakter so nah wie möglich kommen. Man passt sogar sein Verhalten und die Stimme an. Beim Karneval ist das ja nicht so.

Was gibt Dir das Cosplayen?

Es bedeutet für mich, für eine bestimmte Zeit lang jemand anderes zu sein. Durch das Cosplayen habe ich ein stärkeres Selbstbewusstsein entwickelt. Meine Kostüme und die Rollen in die ich schlüpfe, machen mich mutiger und das übernehme ich in meinen Alltag. Wenn ich an meinen Cosplays arbeite, zum Beispiel abends nach einem langen Tag, kann ich den Alltagsstress ausblenden und einfach nur Spaß haben. Zudem ist es einfach toll, sich mit Gleichgesinnten zu treffen und sein Hobby zu teilen. Oft trifft man auf Messen Freunde, die man sonst nie sieht, weil sie aus allen Ecke der Welt kommen.

Wie reagieren die Leute in der Öffentlichkeit auf Dich, wenn Du ein Cosplay trägst?

Sprüche und Unverständnis gibt es oft. Die Sätze „Totaler Realitätsverlust“ und „Ey Karneval hatten wir schon“ höre ich öfters. Ich lasse mich nicht runter ziehen. Oft fragen Leute aber auch freundlich nach, warum ich denn kostümiert bin. Das finde ich gut, beantworte dann auch gerne Fragen. Verspotten sollte man niemanden, nicht nur Cosplayer.

Oft wird man von Passanten ungefragt fotografiert. Wie gehst Du damit um?

Wenn ich das merke, drehe ich demjenigen meinen Rücken zu oder halte mir etwas vor das Gesicht. Ich habe es bisher zum Glück nur ein Mal erlebt, dass ich meine Jacke etwas weiter zu machen musste, weil jemand in meine Ausschnitt fotografieren wollte. Das ist furchtbar unangenehm. Aber bei den meisten meiner Cosplays mache ich mir wegen aufreizender Fotos keine Sorgen, da meine Kostüme nicht so freizügig sind.

Am 8. und 9. Juni findet die Dokomi statt. Du bist auch vor Ort. Welches Cosplay wirst Du tragen?

Die Dokomi ist für mich eines der wichtigstens Events, da ich dort die meisten Gleichgesinnten kennengelernt habe und dort vor einigen Jahren so richtig in die Cosplayszene eingestiegen bin. Am Samstag werde ich Ookurikara aus dem Videospiel und Anime „Touken Ranbu“ tragen und am Sonntag Ciel Phantomhive aus dem Manga und Anime „Black Butler“.

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