Düsseldorfer Farbenspiele - Die Rathauskolumne Schlecht rechnen können wir gut

Erinnern Sie sich vielleicht noch an "Das schwarze Loch"? Ein Weltraum-Kino-Abenteuer mit Maximilian Schell. Seit damals wissen wir: Schwarze Löcher schlucken alles. Und nichts kommt davon jemals wieder.

 Die Schuldenfreiheits-Uhr darf hängen bleiben.

Die Schuldenfreiheits-Uhr darf hängen bleiben.

Foto: ho

Wie das Geld, das die Stadt in die leere Kämmerei am Marktplatz steckt.

 Schwarze Löcher gehören zu den mysteriösesten Gebilden des Universums. Finanztechnisch ist das so ähnlich mit dem Kämmerei-Gebäude am Marktplatz.

Schwarze Löcher gehören zu den mysteriösesten Gebilden des Universums. Finanztechnisch ist das so ähnlich mit dem Kämmerei-Gebäude am Marktplatz.

Foto: ho

Seit Oktober 2014 — so erfahren wir in der Ratssitzung am Donnerstag — betragen die Gesamtkosten für den Leerstand des Gebäudes 3.074.700 Euro.

40.300 Euro im Monat allein für laufende Betriebskosten und Wachschutz. Wir erfahren von Kämmerin Dorothée Schneider: "Es gibt noch keine einheitliche Verwaltungsmeinung", wie es mit dem Gebäude weitergehen soll. An dieser Stelle hätten wir eigentlich erwartet, dass im Saal mal jemand rot sieht. Denkste.
Der Begriff "skandalös" fällt zwar von CDU und FDP. Aber nur vor der Pressebank. Doch wie hieß es bei uns zu Hause immer so tröstlich: Schlecht rechnen können wir gut.

Mit der Rechnerei ist das ja auch bei der Tour de France so eine Sache. Wir sind froh, dass Oberbürgermeister Thomas Geisel "nach wie vor zuversichtlich" ist, was das Abschließen von Sponsoren-Verträgen angeht. Ein Grundgefühl, dass den echten Radsport-Fan eben nicht verlässt. Und: Es handelt sich um "einigermaßen komplexe Verträge". Das dauert natürlich, bis man so etwas gelesen hat.

Ach ja, und nebenbei: Der städtische Fehlbetrag zur Tour liegt gar nicht bei 3,4 Millionen. Es sind 4,1 Millionen. Das mit den freiwilligen Helfern war nicht ganz richtig gerechnet. Die müssen ja auch angelernt werden und so. Kann passieren. Wie gesagt — schlecht rechnen können wir gut.

Da knüttert nur die FDP wieder ein bisschen rum. "Wir als Freie Demokraten halten die Tour für falsch", schmeißt Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann die Anti-Tour-de-France-Gebetsmühle an. Nur das mit dem Verrechnen, das nimmt wieder keiner so richtig krumm. Eigentlich war es ohnehin recht harmonisch.

Na gut, der schwarze Rüdiger Gutt und der rote Markus Raub keifen sich ein bisschen an. Aber das gehört zum Spiel. So ein paar hübsche Theater-Effekte gehen ja immer.

Irritierend wird es im Rat erst, als sich alle sanftmütig um das Thema Kastration vereinen. Kastration von Katzen natürlich!

Erst wollte keiner was dazu sagen, dann kriegten die Herrschaften im Saal mit, dass auf dem Besucher-Balkon Tierschützer sitzen. Also: Vorhang auf für Doktor Bob's Tierklinik. Alle sagen mal "Danke", dass nach sechs Jahren das hohe Haus endlich die Kastration für Katzen in der Stadt zur Pflicht macht.

Wir haben hinterher einen leichten Kater von so viel Politik-Harmonie. Aber dagegen gibt es ja etwas Dunkelrotes.

Die Linke findet nämlich die Schuldenuhr blöd. Oder richtiger gesagt: Die Schuldenfreiheitsuhr. Gemeint ist das digitale Zählwerk links neben der Rathaus-Tür. Das soll zeigen, wie lange Düsseldorf schon schuldenfrei ist.

Wobei der Begriff "schuldenfrei" — ähnlich wie Wasser — unterschiedliche Aggregatzustände in Düsseldorf haben kann. Abhängig von Faktoren wie Wahlkampf und jeweils argumentierender Partei.

Der linke Lutz Pfundner jedenfalls sagt: "Wenn Besucher ins Rathaus kommen, ist es sehr unschön, mit einer Lüge begrüßt zu werden." Sie ahnen es: Herr Pfundner glaubt nicht an die Schuldenfreiheit.

SPD-Mann Markus Raub findet, das Ding hat sowieso nie einen Sinn gehabt. Der grüne Günter Karen-Jungen findet es gut, wenn Politiker mit dem digitalen Zählwerk daran erinnert werden, dass sie den Bürgern versprochen haben, das Geld zusammen zu halten. Was jetzt bei der Kämmerei nebenan nicht unbedingt funktioniert. Aber eine Stadt wie Düsseldorf ist ja auch kein Ponyhof.

Und die FDP? Manfred Neuenhaus fasst hübsch zusammen: Dem einen diene sie zur Freude, dem anderen zur Mahnung oder sogar zur Motivation. "Meine Fraktion hätte sie gerne fürs Fenster unseres Büros!" Daraus wird allerdings nichts. Die Uhr kommt nicht weg. Darüber wurde abgestimmt.

Vielleicht aber wäre es an der Zeit, das Zählwerk anderweitig zu nutzen? Wie wäre es mit dem tagesaktuellen Anzeigen der Kosten für die Tour de France. Könnte doch ganz hilfreich sein, für den Überblick. Da sind wir ganz zuversichtlich…

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