Neues von der alten Pfarrkirche

Die beiden Gerresheimer Geschichtsscouts Thomas Boller (41) und Peter Stegt (36) lieben Geheimnisse - weil sie sie gern enträtseln. Im Moment haben sie die Geschichte der alten Pfarrkirche im Visier, die um 1100 dort errichtet wurde, wo heute das Alo ruht, das Aloysianum.

Sie war also eher da als die Stiftskirche, die 1236 ein paar Meter weiter nördlich dazukommt. Könnte man sagen, die Pfarrkirche war für die Gemeinen reserviert, die Stiftskirche für die bessere Gesellschaft?

Peter Stegt nickt. "Widersprüche und ein Konkurrenzverhältnis hat es schon gegeben." Am deutlichsten wird das in einem Brief des Bürgermeisters Linden 1790, den er im Pfarrarchiv entdeckte. 1790 - da war die kleine Kirche schon in einem trostlosen Bauzustand, weil nie genug Geld in der Gemeinde für Reparaturen und Sanierung vorhanden war.

Linden schreibt an den Kurfürst, macht ihm klar, dass der Einsturz droht. "Vor einigen Tagen finnge das gebaude so gefährlich auszusehen, daß hiesiger pfarrherr und stifts Canonicus Schmiz aus der Kirche flüchten musste." Anschließend schlägt Linden einen Umzug "auf immer" in die Stiftskirche vor. Was wohl in der Bevölkerung nicht so gut ankam. "Gleich war alles in bewegung, man versammelt sich in wirtshäuser, man wirbt stimmen, errichtet vollmachten, und rüstet sich zu einem kriege wieder sich selbst." Der Bürgermeister ganz depressiv weiter: "Die unwissende sind würcklich zu bedauren und sie mit gründen zu überzeugen wird für mich eine fruchtlose arbeit sein, weil die vorurteile allzu tiefe wurzelen geschlagen haben." Zwar schickt der Kurfürst den Hofbaumeister zur Begutachtung, kleinere Reparaturen werden auch vorgenommen - aber hundert Jahre später, im Sommer 1892, ist die Zeit des Kirchleins vorüber. Sie wird abgerissen und die Grundsteine fürs Alo werden gelegt.

Jetzt kam in diesen Tagen etwas zum Vorschein, was mit der alten Zeit zu tun haben könnte. Thomas Boller erzählt: "Professor Kurt Hesse hat uns auf sein Grundstück eingeladen, um uns in seinem Garten etwas zu zeigen." Als er die Tür zu einem Werkzeugschuppen öffnet wird der Rest eines gemauerten Rundbogens sichtbar.

"Wir haben nun vor, mit Experten über diese Entdeckung zu sprechen. Diese können vielleicht bauhistorische Fragen klären." Könnte der Bogen Teil der Krypta der alten Pfarrkirche sein? Kann man ihn als Bodendenkmal einstufen? Wie wird mit diesem Geschichtsfund umgegangen? Viele Fragen, die nach einer Antwort suchen.

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