Ehrenamt Netzwerken gegen den Krebs

Wenn die Diagnose "Krebs" lautet, bedeutet das für viele Menschen einen Schock, denn das Leben scheint aus den Fugen zu geraten. Mit zahlreichen ehrenamtlichen Hilfsangeboten unterstützt der Verein "Frauenselbsthilfe nach Krebs" bereits seit 1976 Erkrankte, Angehörige und Zugehörige.

Stellen den Landesvorstand des Vereins Frauenselbsthilfe nach Krebs (v.l.): die Beisitzerin Birgit Jorzik (56) sowie Angela Schnatz (66), Brigitte Baß (66), Mechthild Kleinkröger (62), Sabine Rhode-Meyer (56) und Gisela Schwesig (55).

Foto: Sven-André Dreyer

"Krebs ist immer noch ein Tabu-Thema", erzählt die Landesvorsitzende des Vereins Frauenselbsthilfe nach Krebs, Gisela Schwesig. Und das, obwohl so viele Menschen von der Krankheit betroffen sind. Allein in Deutschland erhalten, nach Auskunft der Deutschen Krebshilfe (DKH) und basierend auf Daten des Robert Koch Instituts, jährlich rund 500.000 Menschen die Diagnose einer Krebserkrankung. Und auch, wenn die Heilungschancen in den vergangenen Jahren massiv gestiegen sind - gut 50 Prozent aller Erwachsenen und vier von fünf Kindern können geheilt werden - die Diagnose Krebs schockiert und wird noch immer mit Hoffnungslosigkeit und Unheilbarkeit in Verbindung gebracht.

Tatsächlich ändert sich nach einer Diagnose vieles. "Nicht nur die unmittelbar Betroffenen, auch das familiäre Umfeld, Freunde und Bekannte reagieren mitunter wie gelähmt", erklärt Schwesig. Der Weg, der im Anschluss an die Diagnose dann vor den Betroffenen liegt, scheint zunächst unüberwindbar. Denn neben dem eigenen emotionalen Empfinden sind überdies zahlreiche formale Fragen, etwa zu einer weiteren medizinischen Behandlung, aber auch zu Versicherungsrecht, Patientenmöglichkeiten, Arbeitnehmerfragen, weiterführenden Heilbehandlungen, einer Rehabilitation und Wiedereingliederung zu klären. Fragen, die sich auch den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen der 1976 gegründeten Frauenselbsthilfe stellten, denn sie sind diesen Weg bereits gegangen. "Wir können, gerade weil wir selbst betroffen sind, mit unseren Angeboten auffangen, informieren und begleiten", fasst Sabine Rhode-Meyer die Arbeit des Vereins zusammen. "Weil wir als Betroffene eine andere Sicht auf die Dinge haben, können wir Tipps aus der Praxis für die Praxis geben."

Aufgegliedert in ein dichtes Netz zahlreicher Selbsthilfegruppen in ganz Deutschland, die unter der Schirmherrschaft der Deutschen Krebshilfe stehen und von ihr finanziell gefördert werden, hat der Landesverband Nordrhein-Westfalen seinen Sitz an der Kirchfeldstraße 149 in Düsseldorf. Unter anderem von dort aus koordiniert der Verband sein umfassendes Angebot. Neben einer psychosozialen Begleitung, unter anderem in Einzelgesprächen sowie in Telefon- und Online-Beratungen, stehen die Mitarbeiterinnen der Selbsthilfegruppen Betroffenen auch in zahlreichen weiteren Belangen zur Seite. So werden Neuerkrankte zum Beispiel auf bevorstehende Arztbesuche vorbereitet, erhalten Informationen zu Therapien, zum Umgang mit Nebenwirkungen und zur Nutzung weiterer Hilfsangebote. "Damit", erklärt Schwesig, "schließen wir die Lücke zwischen den Angeboten der Leistungsbringer sowie Institutionen und den Bedürfnissen der Menschen mit einer Krebserkrankung."

Nicht umsonst hat der Verband die Farbe Grün als Identifikationsfarbe gewählt: Weil das Bedürfnis nach Information und Beratung bei Menschen mit einer Krebserkrankung besonders hoch ist, fühlt sich der gut Beratene sicherer und kann neue Hoffnung schöpfen. Dann, wenn es um den Umgang mit den eigenen Ängsten geht und ein Vertrauen in zukünftige Therapiemaßnahmen gefasst wird.

Die werden unter anderem regelmäßig in vom Verband organisierten Vorträgen führender Krebsmediziner als Referenten erläutert und für Interessierte differenziert und individuell erklärt. Die Selbsthilfegruppen zeigen aber auch etwa Sport- und Entspannungsmöglichkeiten auf, bieten eigene Sportkurse an oder verbringen Zeit bei Austausch und Gespräch. Und weil der Verband eine finanzielle Unterstützung von Pharma-Konzernen und aus der Gesundheitsbranche ablehnt, geschieht das Beratungsangebot stets unabhängig und neutral.

Besonders das niederschwellige Angebot an Vorträgen hoch qualifizierter Referenten und die facettenreichen Gruppenaktivitäten sowie das Aufklärungs- und Informationsangebot laden in ganz Nordrhein-Westfalen - der Landesverband NRW wurde 1979 gegründet und feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen - Betroffene dazu ein, das kostenfreie Angebot individuell zu nutzen.

(Sven-André Dreyer, sdr, sad)
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