Ein besonderes Angebot für Menschen, deren Leben durch Krankheit verkürzt wird Die Gratwanderer

Welche Ängste, welche Freuden, welche Gefühle bewegen einen Menschen, der weiß, dass seine Lebenszeit aufgrund von Krankheit verkürzt ist? "Ich kann alles über Tod und Sterben erzählen. Aber es bleibt Theorie", sagt Bettina Kutzscher.

 Bettina Kutzscher ist Koordinatorin im Hospizverein Düsseldorf Nord. Sie weiß viel über Tod und Sterben - „theoretisch“. Die Idee zu den „Gratwanderern“ hat sie deshalb gerne aufgegriffen.

Bettina Kutzscher ist Koordinatorin im Hospizverein Düsseldorf Nord. Sie weiß viel über Tod und Sterben - „theoretisch“. Die Idee zu den „Gratwanderern“ hat sie deshalb gerne aufgegriffen.

Foto: ho

Deshalb gibt es jetzt die "Gratwanderer" im Hospizverein Düsseldorf-Nord.

Sabine Neuhaus hat eine Krankheit, die ihr Leben verkürzt. Lange, sagt sie von sich, sei sie in tiefer Traurigkeit gewesen. Sie war sich sicher: Das muss auch anderen so gehen. 2015 hatte sie den ersten Kontakt zum Hospizverein Düsseldorf-Nord. Zu den Koordinatorinnen Bettina Kutzscher und Monika Hofmeister.

Kutzscher erinnert sich: "Sabine Neuhaus sagte: 'Alles super, was ihr macht. Ihr wisst aber nicht, was in mir vorgeht.'" Der Vorschlag von Neuhaus war eigentlich naheliegend und doch neu. Warum nicht einen festen Treffpunkt für Menschen wie sie schaffen. Einen sicheren Ort, an dem nur Männer und Frauen mit lebensverkürzender Erkrankung zusammen kommen. Keine Betreuer und keine Angehörigen. Einen Raum für die Wanderung auf dem schmalen Grat zwischen Freud und Leid, zwischen Leben und Tod.

Seit Mai gibt es nun "Die Gratwanderer". Donnerstags von 16 bis 18 Uhr steht ein Raum des Hospizvereins allen Interessierten zur Verfügung. "Zwei ehrenamtliche Betreuer sorgen nur dafür, dass Kaffee und Kuchen für diese Treffen auf dem Tisch stehen", sagt Kutzscher. Alles weitere ist den Menschen überlassen, die kommen. Sabine Neuhaus etwa will wissen, wie sich andere Betroffene ablenken, wenn sie beispielsweise die ambulante Chemotherapie besuchen.

Kutzscher erzählt von einer der Begegnungen bei den Gratwanderern. "Da trafen sich zwei völlig fremde Frauen und haben zwei Stunden miteinander gelacht und geweint."

Die Gratwanderer ist kein Pflichttermin. Wer mag, kommt einfach vorbei. Und lacht und weint und redet mit anderen betroffenen Menschen.

Die "Gratwanderer" — Jeden Donnerstag 16 bis 18 Uhr (außer feiertags) Gesprächskreis für Menschen mit lebensbedrohender Erkrankung, Hospizverein Düsseldorf Nord e.V., Grafenberger Allee 249, Telefon: 0211 /615278.

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