„Time Of My Life“ Die Show „Dirty Dancing“ im Capitol Theater

Auf langweiligen Partys ist es ein guter, alter Brauch: das Filmzitate-Raten. Einer nennt einen O-Ton aus einem Leinwandwerk und die anderen müssen herausfinden, welchem Film es entstammt. Manch ein Satz bringt dabei selbst bekennende Cineasten zur Verzweiflung.

Auf Tuchfühlung: Johnny und Baby in „Dirty Dancing“.

Foto: Mehr Entertainment/Jens Hauer

Andere sind längst so was wie Allgemeingut geworden. "Ich habe eine Wassermelone getragen" ist so ein Satz. Er entstammt dem Streifen "Dirty Dancing".

Dass letzterer derart erfolgreich werden würde, war bei der Produktion noch nicht abzusehen. Ursprünglich war die Liebesgeschichte zwischen einem Tanzlehrer aus der Unterschicht und einem reichlich naiven Mittelstandsmädchen nämlich gar nicht fürs Kino gedacht. Dass es letzten Endes anders kam, darf als bekannt vorausgesetzt werden: "Dirty Dancing" wurde der Überraschungserfolg der Kinosaison 1987/88 und wird heute, mehr als 30 Jahre später, in einem Atemzug mit anderen Klassikern des Tanzfilms wie "Grease" oder "Flashdance" genannt. Die Generation der heute Um-die-50-Jährigen verbindet das Werk von Regisseur Emile Ardolino mit wichtigen Erinnerungen: Klammerblues im Hobbykeller, dem Wuchern von Körperbehaarung und der wichtigsten aller Fragen: "Willst du mit mir gehen?".

All das ist plötzlich wieder quicklebendig, wenn Patrick Swayze und Jennifer Grey im Fernsehen die Hüften kreisen lassen oder im Radio "Time Of My Life" oder "Hungry Eyes" erklingen. Große Kunst ist der Film deshalb natürlich noch lange nicht. "Der Überraschungserfolg der Kinosaison 1987/88 entpuppt sich als inhaltlich und formal gleichermaßen biederer Unterhaltungsfilm, der leichte Anrüchigkeit mit sentimentaler Moral zu kombinieren versucht, in der Präsentation von Tanzszenen und Liebesromanze mit Happy End aber ganz offensichtlich einen 'zeitgeistlichen Nerv‘ getroffen hat", befindet das Lexikon des internationalen Films. Merke: Der Nerv der breiten Masse und der Anspruch von Kritikern gehen selten überein.

Und so dürften letztere auch der Bühnenshow "Dirty Dancing", die seit 2014 um die Welt tourt, kaum etwas abgewinnen können. Erfolgreich ist sie aber allemal. 750.000 Zuschauer in Deutschland, Österreich und der Schweiz sahen Johnny und Baby (die Namen, allein diese Namen!) dabei zu, wie sie sich den Gefühlen, die sie übermannen, ergeben. Über fünfzig Songs begleiten die ersten Blicke, zaghaften Annäherungsversuche und Berührungen zwischen Johnny und Baby. Der Regisseur der deutschsprachigen Produktion Alex Balga hat Handlung und Charaktere authentisch in Szene gesetzt: 28 Darsteller tanzen zu Mambo, Merengue und kubanischen Rhythmen und verwandeln sich auf der Bühne in Animateure, Keller und Hotelgäste.

Tanzszenen, Songs und nicht zuletzt die emotionale Geschichte entführen die Zuschauer in den Sommer 1963. Ins Ferienressort Kellermann‘s in den Catskill Mountains. Und natürlich ist auch der zentralste aller Sätze aus der Show nicht wegzudenken. Als Baby in einem Etablissement, das man seinerzeit wohl noch als Disco bezeichnete, zum ersten Mal auf Johnny trifft, will ihr auf die Frage "Was machst du denn hier?" so gar nichts einfallen. Außer: "Ich habe eine Wassermelone getragen."

Vom 31. Januar bis zum 10. Februar im Capitol Theater, Erkrather Str. 30, Düsseldorf, dirty-dancing-tour.de

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