Fortuna "Ich würde nie hier wegziehen!"

Seit 150 Jahren rahmt die Familie Guntermann in der Düsseldorfer Altstadt Bilder ein. Klaus Schulgen ist die 5. Generation. Ein waschechter Düsseldorfer mit viel Liebe zur Heimat. Ein Bewahrer.

 Klaus Schulgen (51) ist ein echter Düsseldorfer Jong, ein Ureinwohner.

Klaus Schulgen (51) ist ein echter Düsseldorfer Jong, ein Ureinwohner.

Foto: ho

Herr Schulgen, Sie sehen prächtig aus für einen 150. Geburtstag…
Allen Gerüchten zum Trotz: Ich bin kein Gründungsmitglied!

Spaß bei Seite. Die wievielte Generation sind Sie jetzt bei Einrahmungen Guntermann?
Ich bin die fünfte Generation.

Fortsetzung folgt?
Das weiß ich noch nicht, da mein Sohn Krähne baut und meine Tochter anfängt, Kinderkrankenschwester zu werden. Aber das wird sich zeigen.

Ihr Ur-ur-Großvater Peter baute das Haus an der Lambertusstraße 1883.
PeterGuntermann hat 1864 am 7. Oktober das Geschäft auf der Alte Stadt gegründet und knappe 20 Jahre später hier die beiden Häuser gebaut. Seitdem ist das Geschäft hier.

Dann sind Sie in der Altstadt aufgewachsen?
Ja, bin ich.

Eine Kindheit in der Altstadt! Als Düsseldorf-Romantiker, die wir sind, denken wir da an den Kinder-Krimi "Das Rote U". Wie haben Sie die Altstadt als Kind und als Jugendlicher erlebt?
Darüber nachgedacht hat man ja nie. Es war eine gute Kindheit in der Altstadt. Aber überall waren Straßen, überall war Verkehr. Auf Lambertus- und Mühlenstraße, am Rheinufer - überall Autos. Wenn man mit dem Fahrrad in Richtung Kaiserswerth wollte, musst man immer diese enge Stelle am Theresienhospital passieren. Da donnerten dann die schweren LKWs an einem vorbei. Das vergisst man heute alles.

Der Straßenverkehr ist eine Sache. Aber wie hat sich das Bild der Altstadt im Vergleich zu damals verändert?
Es hat sich kolossal verändert im Bezug auf Geschäfte. Was früher auf der Bolkerstraße an Lebensmittelgeschäften, an Bäckern und Metzgern war, gibt es heute gar nicht mehr. Die normalen Lebensmittelgeschäfte sind — von uns aus gesehen — an den Rand gewandert — Richtung Carlsplatz oder Kaufhof. Wir haben hier kaum noch was.

Auf der Bolkerstraße sind die Kneipen, auf der Flingerstraße Bekleidungsgeschäfte für jüngere Leute. Auch das soziale Umfeld hat sich stark verändert. Wo früher in einem Gebäude 15 Parteien gewohnt haben, leben heute noch drei oder vier, weil die Ansprüche sich vollkommen verändert haben. Und wenn man sieht, was jetzt hier gebaut wird, ändert sich das alles noch einmal kolossal. Viel schöner geworden ist natürlich das Rheinufer mit seiner Promenade. Von der Aufenthaltsqualität um Klassen schöner als früher.

Sie sind Vergoldermeister. Ehrlich gesagt kannten wir diesen Beruf gar nicht. Sie sind vermutlich heute ein echter Exot, oder?
Vom Beruf her vielleicht. Es ist ein aussterbendes Handwerk. Die Bilderrahmen, die man heute überall bekommt, sind DIN-gefertigt. Was ich mache ist vergleichbar mit einem Maßschneider in der Konfektion. Sie können sich im Kaufhaus einen Anzug von der Stange kaufen und Sie können sich irgendwo auch einen anfertigen lassen. Und so ist das auch bei mir. Man könnte das auch Rahmen-Manufaktur nennen.

Sie rahmen nicht nur Bilder ein, sondern haben stets auch eine Auswahl an Düsseldorfer Bildern. Darauf haben Sie sich 2004 spezialisiert. Warum?
Wir haben auch früher immer schon Bilder von Düsseldorf verkauft. Aber dadurch, dass Düsseldorf immer attraktiver geworden ist, haben sich immer mehr Künstler gefunden, die Motive von Düsseldorf gemalt haben und malen. Mancher Künstler hat auf Motivsuche meinen Laden entdeckt. So wurden es immer mehr. Und dann habe ich irgendwann gesagt, ich mache nur noch Düsseldorf.

Haben Sie ein Lieblings-Motiv?
Was ich wahnsinnig gerne mag sind Panoramen. Wenn man von oben auf Düsseldorf guckt. Ein Bild, das mir direkt einfällt, ist ein Foto was von einem außergewöhnlichen Gebäude fotografiert wurde. Von der ERGO Versicherung. Und da sieht man vom Medienhafen bis zum Flughafen die ganze Rheinschiene. Das ist wirklich außergewöhnlich. Aber es gibt so viele Motive von Düsseldorf, von denen man zunächst gar nicht denkt, dass sie schön sind. Der Alte Hafen mit dem Aalschokker zum Beispiel. Wenn man das hier als gemaltes Bild sieht, dann ist da plötzlich Romantik drin. Wenn man dort steht, denkt man "Naja". Und wenn man dort wohnt und hört, was da abgeht, hat das mit Romantik nun wirklich nichts zu tun. Aber auf dem Bild sieht es ganz einfach schön aus.

Bei Heimspielen von Fortuna haben wir Sie schon gesehen.
Entweder, ich bin im Stadion, oder ich gucke in einer Kneipe, die Sky hat.

Ihre Prognose für diese Saison?
Oberes Drittel

Jetzt die Frage aller Fragen. Herr Schulgen jemand bietet Ihnen eine Million Euro, wenn Sie nach Köln ziehen. Was machen Sie?
(Lacht schallend) Ich wüsste, was ich mit dem Geld mache. Aber, ich würde hier nie wegziehen. Nie!

Dann sagen wir jetzt nur noch: Herzlichen Glückwunsch zum 150. Jubiläum!

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