Alchemie im Glas Chelsea Piers Bar im Medienhafen

Grandiose Aussicht, grandiose Drinks: Im Chelsea Piers wird Barkultur auf höchstem Niveau zelebriert. Inhaber der neuen Cocktail-Bar im Medienhafen ist Serkar Barzani, Betreiber des Bochumer Pearlz und Deutschlands schnellster Barmixer 2017.

Stilvoll trinken: Chelsea Piers

Foto: Melanie Zanin

Die Chelsea Piers sind die berühmten Landungsbrücken von Manhattan, New York. Hier legten bis Mitte des letzten Jahrhunderts die großen Passagierschiffe aus Europa an, nach der langen Überfahrt endlich am Ziel im sicheren Hafen. Als solcher versteht sich auch die neue Bar an der Kaistraße — ein Ort zum Ankommen, Entspannen, Wohlfühlen. Ein weiterer Bezug zu New York: "Im Manhattan der 1920er-Jahre wurde die Cocktail-Kultur begründet", sagt Serkar Barzani. "Der Name Chelsea Piers passte perfekt."

Der knapp 30-jährige Gastronom ist in der Bar-Szene kein Unbekannter. Vor vier Jahren gründete er im Bochumer Bermudadreieck das Pearlz, das Cocktail-Aficionados auch außerhalb des Ruhrgebiets ein Begriff ist. 2017 holte Barzani beim "Battle of Barwarriorz" den Titel als Deutschlands schnellster Barkeeper — sieben Cocktails in 1,38 Minuten. Anfang Dezember startete er im Düsseldorfer Medienhafen sein jüngstes Projekt: das Chelsea Piers.

Panoramafenster mit Blick auf die Hafenspitze (sommers von der Terrasse aus), holzvertäfelte Wände, Samtbezüge, die Decke in "British Racing Green" gestrichen, indirekte Beleuchtung — englische Noblesse trifft auf New Yorker Lässigkeit. "Das Chelsea Piers ist eine klassische Bar mit Reminiszenz an die Zwanziger Jahre", sagt Sarkar Barzani. Klassisch sind auch viele Drinks wie Manhattan oder Old Fashioned, erfunden zu Zeiten der Prohibition und "zubereitet nach Originalrezepten".

Furore macht die Chelsea-Piers-Crew aber vor allem durch ihre außergewöhnlichen Eigenkreationen. "Monologische Drinks" nennt Sarkar Barzani diese Schöpfungen, bei denen Ideen aus der Küche in Getränke umgesetzt werden. Nach dem Prinzip des "Food Pairing" — welche Zutaten harmonieren miteinander — entstehen in der "Liquid Kitchen" Drinks wie beispielsweise "Heidi": Ziegenkäse, Grapefruit, Cointreau, Thymian, Zitrone.

Dem Chef-Bartender ist wichtig, den Gästen sein Handwerk zu vermitteln; er setzt auf maximale Transparenz. An drei Mix-Stationen können die Gäste den Profis auf die Finger schauen. Und dann ist da noch das einseh- und begehbare Labor im Raum, die Operationszentrale, ausgestattet mit Eismaschine, Sous-Vide-Geräten und Rotationsverdampfer. Hier wird destilliert und experimentiert, werden Spirituosen in Wasser und Alkohol zerlegt und mit frischen Kräutern und Gewürzen angereichert. Das Ergebnis sind glasklare Drinks, die aussehen wie Wasser, aber schmecken wie etwa ein Mojito, "allerdings sehr viel intensiver, da reiner Alkohol die Aromen besser aufnimmt", erklärt Mastermind Barzani. Was hier passiert, ist die höhere Kunst der Mixologie und Alchemie im Glas.

Ob Klassiker oder Neurezeptur, ein guter Cocktail hängt immer von mehreren Faktoren ab. Die Qualität der Spirituosen ist wichtig, ebenso die der Säfte und Sirups — hier werden sie frisch gepresst beziehungsweise selbst hergestellt. Die Konsistenz des Eises spielt eine Rolle und schlussendlich die Zubereitungsart: geschüttelt oder gerührt. Ein Cocktail sei im Aufbau vergleichbar mit einem Parfum, sagt Barzani, beides habe eine Kopf-, Herz- und Basisnote. "Am Ende muss ein Drink ausgewogen sein, rund und weich im Abgang." Im Chelsea Piers sind sie perfekt.

Chelsea Piers, Kaistr. 18, Düsseldorf

Wer lieber selber mixen möchte, kann sich an diesen beiden Drinks versuchen.

The Toast of New York

(by Serkar Barzani)

Zutaten:

4 cl Minz-Bourbon*
1 ,5 cl Granatapfelsirup
2cl frischgepresster Grapefruitsaft
Champagner

Zubereitung:

Alle Zutaten bis auf den Champagner mit Eiswürfeln in ein Rührglas geben. 25 Sekunden kalt rühren und in eine Cocktailschale (Coupette abseihen. Anschließend den Drink mit Champagner auffüllen. Mit einer Himbeere/Minzrose dekorieren.

Minz-Bourbon-Infusion

10 Stängel Minze mit 0,7 l Bourbon in einen Beutel geben und diesen vakuumieren. Den Beutel in ein Wasserbad legen und bei 55 % für eine Stunde durch Sous Vide gerät garen. Nach einer Stunde den Beutel herausnehmen und den Bourbon durch einem Sieb filtern.

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